Infight im ORF

Fliegt jetzt der nächste TV-Direktor?

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Nach Oberhauser-Affäre ist der Kampf an der ORF-Spitze wieder ausgebrochen.

Die Teilnehmer der freitäglichen ORF-Programmklausur waren – gelinde gesagt – verwundert: Die beiden Kampfhähne vom Küniglberg, ORF-General Alexander Wrabetz und Programmchef Wolfgang Lorenz, begegneten einander wie die besten Freunde: respektvoll, ohne böses Wort.

Das Verblüffende daran: In Wahrheit ist das Verhältnis der beiden Männer an der ORF-Spitze hoffnungslos zerrüttet. Insider gehen davon aus, dass es zwischen Wrabetz und Lorenz, formal bis zur Neuwahl des ORF-Direktoriums am 9. August aneinandergekettet, schon vorher zum Showdown kommt.

Tiefpunkt
Freitag früh sorgte ein ÖSTERREICH-Bericht für Aufregung am Künigl­berg, in dem die E-Mails veröffentlicht wurden, mit denen die beiden einander befetzen und die für einen ÖVP-Stiftungsrat einen „unerträglichen Tiefpunkt“ darstellen. Das Heftigste: Am 3. Februar hatte Wrabetz Lorenz vorgeworfen, der „Oberintrigant“ zu sein und den ORF – wörtlich – „anzubrunzen“.

Was Wrabetz wurmte: Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da der ORF wieder wirtschaftlich und programmmäßig einigermaßen gut läuft und wieder aus den Negativ-Schlagzeilen war, hatte Lorenz in einem profil-Interview das Haus attackiert.

Bunga-Bunga-Erlass
Lorenz fordert nun von seinem Chef eine Entschuldigung für dessen rüde Worte, eröffnete aber Mitte der Woche eine neue Front: Wiederum in einem E-Mail hatte er die ihm unterstellte Opernball-Crew angewiesen, den heurigen Lugner-Gast, Berlusconi-Liebchen Ruby „Bunga-Bunga“ Rubacuori, nur „marginal“ vorkommen zu lassen und nicht zu interviewen. Man wolle schließlich den Opernball nicht zum „Nuttenball“ verkommen lassen.
Hochpolitisch. Das wiederum sieht die zu Wrabetz gehörende Info-Abteilung ganz anders: Für sie ist Ruby hochpolitisch und eine ausführliche Berichterstattung wert.

Informations-Redakteurssprecher Dieter Bornemann (FI 1) stellt deshalb – wiederum in einem ÖSTERREICH vorliegenden E-Mail – Lorenz gegenüber klar: „Wir werden nach journalistischen und nicht geschmäcklerischen Kriterien entscheiden, wer interviewt wird und wer nicht.“ Denn Frau Rubacuori, die Berlusconi stürzen könnte, sei „durchaus journalistisch relevant“.

Und Bornemann schließt mit einem Seitenhieb gegen den von Lorenz „eingeforderten Geschmack und die Stilsicherheit“.
Neuer Fall Oberhauser
Das beleidigte Antwort-E-Mail von Lorenz („Sparen Sie sich Ihre Belehrungen“) ließ nicht lange auf sich warten.
Die E-Mail-Schlacht „unterhält“ jedenfalls mittlerweile den ganzen ORF. Die Stimmung in der ORF-Chefetage wird immer angespannter. Insidern ist klar, dass die ORF-Spitze der nächsten Explosion zusteuert. Die Situation ist ähnlich dem Vorjahr, als Wrabetz Info-Direktor Elmar Oberhauser in einem wahren Königsdrama feuerte.
Lorenz-Kenner trauen es dem unkonventionellen TV-Macher durchaus zu, dass er sich selbst als nächster Märtyrer in die Luft sprengen lassen will. Andererseits würde er, so ein Vertrauter, Wrabetz noch so lange wie möglich quälen wollen.

Gut möglich also, dass Lugners Ruby, bevor sie Berlusconi killt, noch einen österreichischen Medienmann das Amt kostet.

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