Jetzt will der FPÖ-Chef nach Libyen. ÖSTERREICH sprach mit ihm. Hier das Interview.
ÖSTERREICH: Ihr Wiener Gemeinderat Lasar war offenbar in Tripolis. Haben Sie nun auch vor, nach Libyen zu fliegen?
HC Strache: Wir sind in den vergangenen Monaten von unterschiedlichen Ansprechpartnern kontaktiert worden, die uns gefragt haben, ob wir bereit wären, zu vermitteln.
ÖSTERREICH: Bei wem vermitteln? Und wieso fragt man da Sie?
Strache: Wir haben als FPÖ einen guten Ruf im Nahen Osten. Und haben unsere neutrale Tradition gut gelebt und wollen das auch verstärken.
ÖSTERREICH: Hat Sie Saif Gaddafi gebeten? Sind Sie mit ihm in Kontakt?
Strache: Über Emissäre bin ich mit ihm in Kontakt. Wir sind gebeten worden, zu prüfen, ob wir vermitteln können. Wenn das international gewünscht wird und von allen Verhandlungspartnern in Libyen mitgetragen wird, dann würde ich natürlich nach Tripolis fahren und bei Saif Gaddafi vermitteln.
ÖSTERREICH: Was soll das Ziel dieser Vermittlungen sein?
Strache: Die Nato-Bombardements zu beenden und eine friedliche Lösung zu finden.
ÖSTERREICH: Und Sie wollen auch zu Assad nach Damaskus, oder?
Strache: Wie Sie wissen, war die syrische Opposition bei uns in Wien. Auch hier ist der Wunsch an uns herangetragen worden, ob ich versuchen könnte, als neutraler Mediator eine Lösung zu finden. Die Situation in Syrien ist sehr heikel. Aber wenn ich helfen kann, werde ich das natürlich machen.
ÖSTERREICH: Zurück zur Innenpolitik: Sie erheben den Kanzleranspruch. Aber mit wem wollen Sie koalieren?
Strache: Eine Koalitionszusammenarbeit ist für mich keine Frage der Farben, sondern der Inhalte. SPÖ und ÖVP sind ja zwei Parteien, die sich in ihren Irrwegen aneinanderketten. Derzeit agieren Rot und Schwarz ja nur wie EU-Sektierer. Anstatt angesichts der Euro-Krise endlich dazuzulernen, setzen beide die katastrophale Fehlentwicklung noch fort.
ÖSTERREICH: Das heißt aber, dass Sie keinen Koalitionspartner finden?
Strache: Wir kratzen bereits an der 30-Prozent-Marke. Warten Sie die nächste Wahl ab. Ich glaube, die ÖVP wird erst dann bereit sein umzudenken, wenn sie ein ähnliches Schicksal wie ihre italienische Schwesternpartei erlebt und auf zehn Prozent stürzt. Dasselbe gilt für die SPÖ. Nach der Wahl könnten die schlechten Politiker aus beiden Parteien weg sein.
ÖSTERREICH: Falls Sie tatsächlich Nummer eins werden und SPÖ und ÖVP doch wieder gemeinsam regieren würden ...
Strache: ... dann würde es nicht mehr fünf Jahre dauern, bis wir die absolute Mehrheit hätten. Dann schaffen wir das, was Bruno Kreisky geschafft hat: Einen echten Wandel und die absolute Mehrheit. Denn wenn die Menschen erneut merken, dass SPÖ und ÖVP sich nicht um Wahlergebnisse und demokratische Entscheidungen kümmern, werden sie untergehen.
ÖSTERREICH: Wie werden Sie sich eigentlich bezüglich der ORF-Wahl verhalten?
Strache: Derzeit wirkt es, als würden SPÖ und ÖVP versuchen, sich ihre machtpolitischen Einflüsse für den ORF auszupackeln. VP-Chef Spindelegger scheint das unbedingt zu wollen und löst damit erhebliche Irritationen in seiner eigenen Partei aus.
ÖSTERREICH: Suchen Sie nach einem Gegenkandidaten zu ORF-Chef Wrabetz?
Strache: Jeder Manager, der sich nicht von Parteien einvernehmen lässt und ein Unternehmen gut führen kann, wäre ein besserer Kandidat als Wrabetz.
ÖSTERREICH: Sie haben unlängst mit Ex-ORF-Infochef Oberhauser geredet, oder? Würden Sie ihn als ORF-Chef unterstützen?
Strache: Man kann Oberhauser mögen oder nicht: Aber er war ein Unbequemer für alle. Und ihm haben Wrabetz und SPÖ und Grüne wirklich übel mitgespielt – aus rein parteipolitischen Gründen. Würde er kandidieren, wäre das sicher eine Belebung für die Demokratie im ORF und sehr interessant.
Interview: Isabelle Daniel
Gaddafi wurde im September 1942 in einem Zelt in der libyschen Wüste in der Nähe der Küstenstadt Sirte geboren.
Später besuchte er die Militärakademie in Bengasi und ging für ein halbes Jahr zur weiteren Ausbildung nach Großbritannien.
An die Macht kam der damals 29-Jährige am 1. September 1969 - vor genau 42 Jahren.
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Auf seine Reisen nahm er stets ein Beduinenzelt mit. Gewohnt hat er allerdings in Luxus-Hotels.
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Historische Aufnahme: Gaddafi mit Kubas Revolutionsführer Castro.
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Jörg Haider war gern gesehener Gast in Libyen.
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Auch Obama machte ihm seine Aufwartung
Der von ihm gegründete Bund der "Freien Offiziere" hatte den greisen König Idriss in einem unblutigen Putsch vom Thron gestoßen.
Gaddafi wollte stets in die Fußstapfen des charismatischen Araberführers Gamal Abdel Nasser aus Ägypten treten.
Dieser sagte kurz vor dem Tod sagte: "Du bist mein Sohn und mein Erbe."
Mit seinen theaterreifen Auftritten und seiner Frauenleibwache sorgt er immer wieder für Aufsehen - mal im weißen Beduinengewand, mal in Operettenuniform oder italienischem Designeranzug
Gaddafi liebt die Provokation - und ist immer für eine Überraschung gut.
Berlusconi zählte zu seinen Freunden.
Zu Italien unterhielt er exzellente Beziehungen.
Jetzt ist das Ende des Wüsten-Fuchses gekommen. In Tripolis haben die Rebellen die Macht übernommen. Am 20. Oktober 2011 wurde er in Sirte getötet.
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Handshake mit Alfred Gusenbauer, 2007.
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2005 bei einem Immigrations-Gipfel noch ohne Bart.
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Ausstraffiert besuchter er 2009 den italienischen Präsidenten Giorgio Napolitano.
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Gaddafi zeigte sich gerne als Familienmensch. Hier in einem Homevideo mit seiner Enkelin aus dem Jahr 2005.
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Auch bei Romano Prodi war Gaddafi 2004 zu Gast.
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Im April 2011 glaubte er noch ein einen Sieg im Kampf gegen die Rebellen.
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2010 war für Gaddafi noch alles in Butter.
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Mittlerweile wurden beide entmachtet: Hosni Mubarak (l.) und Muammar Gaddafi, anno 1991.
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2010: Staatsoberhäupter als Kumpels. Gaddafi lehnt lässig auf den Schultern des yemenitischen Präsidenten Ali Abdulla Saleh und des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak.
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2007 war zwischen Gaddafi und Sarkozy noch alles in Ordnung.
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Beim G8-Gipfel 2009 in L'Aquila trafen sich Obama und Gaddafi persönlich.
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