Eine neue Polit-Allianz kämpft nun für seine Wiederwahl als ORF-Chef.
Die SPÖ hat sich nun auf Wrabetz als ORF-Chef auch nach 2011 eingeschworen. Warum der Kanzler ihn stützt. Und auf wen der ORF-Chef noch baut.
Wien
Totgesagte leben bekanntlich länger: Eine Devise, die besonders auf Alexander Wrabetz zu passen scheint: Seine ORF-internen Gegner, politische Parteien und mediale Konkurrenten wähnen den ORF-General bereits seit längerem vor dem Aus. Ein Fehlschluss:
Im kleinen Kreis haben sich die roten Granden schließlich längst auf ihn eingeschworen: "Alexander Wrabetz ist unser Mann für 2011“. Dann steht die Wahl des ORF-Generaldirektors schließlich wieder an. Und SP-Kanzler Werner Faymann, Medienstaatssekretär Josef Ostermayer und die rote Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas haben bereits jetzt ihren Wahlkampf für die Wiederwahl des amtierenden Generaldirektors Wrabetz gestartet.
Ein Frühstart ohne Not? Nicht wirklich, denn das Rennen um die Macht am Küniglberg läuft hinter den Kulissen bereits auf Hochtouren.
Dass die SP-Spitze sich nun so hinter Wrabetz formiert, erstaunt so manchen ORF-Mann. Immerhin wünschte sich der SP-Kanzler 2009 noch ORF-Radiodirektor Karl Amon als neuen ORF-General. "Seither hat sich viel verändert. Nun herrscht Vertrauen zwischen Wrabetz und Faymann“, versucht ein SP-Stratege den Stimmungswechsel zu erklären.
Böse Zungen in der SPÖ erklären diese neue rote Liebe zu Wrabetz hingegen auch mit einem anderen starken Mann, der sich für den ORF (wieder) zu interessieren begann: RTL-Chef Gerhard Zeiler wurde eine Zeit lang massiv von Teilen der SPÖ und ÖVP als neuer ORF-General umworben.
Indem Kanzler und Co nun so klar hinter Wrabetz stehen, ist der Plan Gerhard Zeiler zum ORF-Comeback zu bewegen, freilich so gut wie gescheitert. Der erfolgreiche Top-Manager würde nicht gegen die SPÖ antreten.
Wie Wrabetz Verbündete finden will
Der ORF-Chef selbst bastelt hinter den Kulissen allerdings auch an einer tragfähigen Allianz nicht nur mit der SPÖ, sondern auch mit Grünen und BZÖ: Wrabetz' Kommunikationschef Pius Strobl ist dabei der Verbindungsmann zu den Grünen – vornehmlich zum Ex-Grünen Geschäftsführer Lothar Lockl. Wrabetz selbst unterhält hingegen gute Beziehungen zu BZÖ-Stiftungsrätin Huberta Gheneff. Und Wrabetz hat auch eine intakte Gesprächsbasis zum FPÖ-Stiftungsrat Norbert Steger.
Geht es nach dem ORF-Chef soll ihn 2011 denn auch wieder die Regenbogenkoalition wählen, die ihn bereits 2006 überraschend an die Spitze des Küniglbergs gehievt hatte.
Beruhigen muss Wrabetz derzeit allerdings auch seine verunsicherte Redaktion: Daher plane Wrabetz bei der Bestellung des neuen ORF-Chefredakteurs auch einen "Überraschungscoup“, berichten Vertraute. Demnach solle angeblich kein Parteiwunsch bei der Bestellung erfüllt werden...
Oberhauser dementiert: "Versuch, mich anzupatzen"
VP-Kreise wollen Infochef Oberhauser als ORF-General. Der kündigt in einem E-Mail nun Widerstand gegen Polit-Wünsche an.
Teile der VP und ORF-Alt-Granden wie Gerd Bacher würden gerne ORF-Informationsdirektor Elmar Oberhauser gegen Alexander Wrabetz ins Rennen schicken. Oberhauser dementiert jegliches Interesse. Er werde 2011 "in Pension“ gehen.
Im ORF tobt dennoch ein Machtkampf. Der Informationsdirektor hat gestern eine E-Mail an alle Mitarbeiter der ORF-Information geschickt: Demnach sei er Wrabetz "100 % loyal“. Anderslautende Meldungen seien "offensichtlich ein ganz gezielter Versuch, mich im Hinblick auf die anstehenden Personalentscheidungen anzupatzen und zu beeinflussen. Traurig und bedenklich ist nur, dass ich viele Hinweise habe, dass diese Machenschaften von gewissen Leuten im Haus initiiert und gefördert werden“. Hier spielt Oberhauser auf Polit-Wünsche bezüglich des ORF-Chefredakteurs an. Zudem kündigt er an: "Ich möchte Ihnen einmal mehr versichern, dass ich mich davon nicht beeinflussen lassen werde. Dies gilt im besonderen für die bereits erwähnten Personalentscheidungen.“
Und Oberhauser unmissverständlich: "Im Bemühen die Sauberkeit und Unabhängigkeit, die wir uns gemeinsam erarbeitet haben, zu sichern, werde ich weder auf Zurufe reagieren noch unanständige Wünsche erfüllen und mich auch von niemanden unter Druck setzen lassen.“ Abschließend "ersucht“ Oberhauser die Mitarbeiter "diesen Weg mitzugehen“.
ORF-intern wird dieses Schreiben als "geschickte Kampfansage“ gewertet. Ende kommender Woche endet die Ausschreibung für den Job des ORF-TV-Chefredakteurs. Der Kampf um die Macht am Küniglberg geht in die nächste Runde...