Unterdessen toben in Libyen heftige Kämpfe. Den Haag berät über Saifs Schicksal.
Derzeit beraten die Richter des Internationalen Gerichtshof in Den Haag gerade über das Schicksal von Libyens prominentestem Gefangenen: Saif al-Islam Gaddafi . Am Montag schickte die libysche Übergangsregierung – spät, aber doch – ein vertrauliches Dossier nach Den Haag. Darin gaben die Libyer erstmals Auskunft über den „geistigen und physischen Zustand“ von Saif al-Islam.
Öffentlich ist hingegen nichts über den Sohn des ermordeten Diktators Muammar Gaddafi bekannt. Der 39-jährige wurde am 19. November von Zintan-Brigaden gefasst. Und befindet sich seither in einem Privathaus in der Bergregion Libyens.
Neues Foto
Der letzte unabhängige Zeuge, der den einstigen Playboy besuchen konnte, war ein Human Rights Mitarbeiter am 21. Dezember. Nun ist ein neues Foto von Saif Al-Islam aufgetaucht. Dieses zeigt ihn im Kreis seiner Wächter beim Essen in Zintan. Eine libysche Quelle erklärte ÖSTERREICH, dass dieses Foto „vor weniger als einer Woche aufgenommen wurde“. Ob dem tatsächlich so ist – oder, ob das Foto älter ist – lässt sich unabhängig derzeit nicht feststellen.
Anwalt
Tatsache ist jedenfalls, dass der Gaddafi-Sohn nach wie vor keinen Zugang zu einem Anwalt seiner Wahl hat. Die Zintan-Brigaden dürften Saif al-Islam -gegen den der Internationale Gerichtshof einen Haftbefehl wegen mutmaßlicher „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ - erstellt hatte, laut mehreren Quellen „ordentlich behandeln“.
Der Justizminister der libyschen Übergangsregierung würde ihm derzeit aus angeblichen „Sicherheitsgründen“ den Besuch eines Anwalts verweigern. Ali Khalifa Ashur, der Justizminister, besteht auch darauf den Gaddafi-Sohn in Libyen vor Gericht zu stellen. Dort ist ihm ein Todesurteil wohl sicher.
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Laut libyschen Quellen soll der einstige „Reformer“, der während des Aufstandes in Libyen zum Sprachrohr der blutigen Regierung seines Vaters mutierte, „demnächst in ein Hochsicherheitsgefängnis nach Tripolis überstellt“ werden.
Blutige Ausschreitungen
Die Sicherheitslage in dem nordafrikanischem Land könnte diese Verlegung freilich verzögern: Am Sonntag kam es in Benghazi – dort hatte der Aufstand gegen Gaddafi begonnen – zu gewaltsamen Ausschreitungen gegen den Nationalen Übergangsrat (NTC).
Am Montag wiederum lieferten sich Gaddafi-Anhänger mit Kämpfern des Übergangsrates eine blutige Schlacht in der Wüstenstadt Baniwalid. In der Haupstadt Tripolis kommt es fast täglich zu Schießereien. Stromausfälle sind ebenso auf der Tagesordnung wie Geldnot in Banken. Die Unzufriedenheit der Jugend – die um ihre Revolution fürchtet – mit dem NTC steigt zunehmend. Der Chef des NTC, Mustafa Jalil – Gaddafis ehemaliger Justizminister – warnt nun vor einem Bürgerkrieg, falls er zurücktreten würde.
Genau so hatte vor fast einem Jahr auch Muammar Gaddafi seine Weigerung zurückzutreten, argumentiert.
Und vor eben jenem vermeintlichen Bürgerkrieg soll auch Saif al-Islam Gaddafi seine Wärter in Zintan fast täglich warnen. Dass Anhänger seines Vaters in Libyen offenbar wieder zu den Waffen greifen, wird Saifs Sicherheit freilich nicht erhöhen. Über seine wohl letzte Chance der Todesstrafe zu entgehen, werden nun die Richter in Den Haag entscheiden...
Der älteste Sohn Gaddafis wurde 1970 geboren und ist das einzige Kind aus Gaddafis erster Ehe mit Fatiha al-Nouri, von der sich der Machthaber im gleichen Jahr scheiden ließ. Er war Vorsitzender der staatlichen Post- und Telekommunikationsgesellschaft. Er floh am 29. August nach Algerien.
Er galt lange als möglicher Nachfolger seines Vaters an der Staatsspitze. Häufig zeigte sich Saif al-Islam, der in Wien und London studierte, bei Fernsehauftritten, in denen er in perfektem Englisch über nötige Reformen in seinem Land sprach. Zu Beginn der Proteste versprach er Veränderungen, schlug dann aber einen zunehmend unversöhnlicheren Ton an. Nach der Eroberung von Tripolis durch die Aufständischen Ende August war der 39-Jährige untergetaucht. Am Samstag wurde der mit internationalem Haftbefehl Gesuchte im Süden des Landes festgenommen.
Nach einer Sperre wegen Dopings verzichtete er auf eine Karriere als Profifußballer und widmete sich ab 2004 seiner Tätigkeit als Vorsitzender der libyschen Investmentgesellschaft Lafico. Außerdem machte der 1973 geborene Saadi Karriere in der Armee, wo er eine Eliteeinheit führte. Saadi galt als Anhänger von Reformen und einer Öffnung des Landes. Er setzte sich am 11. September in den Niger ab.
Der 1975 geborene Karrieresoldat und Arzt wurde 2007 zum Chef des nationalen Sicherheitsrates berufen. Nach dem Vorwurf eines Putschversuchs ging er ins Exil nach Ägypten, doch sein Vater verzieh ihm und ließ ihn zurückkehren. Mutassim war der stärkste Konkurrent seines Bruders Saif al-Islam um die Nachfolge an der Staatsspitze. Am 20. Oktober kam er wie sein Vater in Sirte ums Leben.
Er wurde 1978 geboren. Der "Kapitän" hat eine militärische Ausbildung, war für den Küstenschutz zuständig und leitete die libysche Schifffahrtsgesellschaft. Hannibal setzte sich ebenfalls nach Algerien ab.Der fünfte, 1977 geborene Sohn erregte 2004 Aufmerksamkeit, als er mit 140 Kilometern pro Stunde die Pariser Champs-Elysées entlangfuhr. Er war auch an einer Reihe gewalttätiger Zwischenfälle beteiligt. Er soll seine schwangere Freundin, Aline Skaf, geschlagen hab
Er wurde 1983 geboren und war damit der jüngste Sohn Gaddafis. Er kommandierte eine berüchtigte Eliteeinheit und galt als Hardliner, der in die Repression von Demonstrationen verwickelt gewesen sein soll. Seine Militärbasis in Tripolis fiel nach einem NATO-Luftangriff am 27. August. Die Rebellen verkündeten einen Tag später Khamis Tod. Ein Gaddafi nahestehender TV-Sender bestätigte den Tod am 17. Oktober.
Die 1977 geborene einzige Tochter Gaddafis wird aufgrund ihres eleganten Aussehens und der langen blonden Haare "Claudia Schiffer Libyens" genannt. Die Anwältin schloss sich nach der Festnahme des irakischen Ex-Staatschefs Saddam Hussein dem Team seiner Verteidiger an. Sie floh auch am 29. August nach Algerien, wo sie einen Tag später eine Tochter zur Welt brachte.
geboren am 11. November 1985 ist eine Adoptivtochter Gaddafis. Nach der Operation El Dorado Canyon wurde vom Regime Gaddafis ihr Tod behauptet. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass sie Medizin studierte und eine Führungsposition im libyschen Gesundheitswesen inne hatte