Wie Oberhauser kämpfte und wer Wrabetz nun im Visier hat.
In einem sechsstündigen Sitzungskrimi rang ORF-General Wrabetz seinen Widersacher Oberhauser nieder. Wie es jetzt im ORF weitergeht.
Nach über sechs Stunden war die wohl dramatischste Sitzung in der Geschichte des ORF gestern um 16.15 Uhr vorbei: 18 Stiftungsräte (SPler, Grüner, zwei Betriebsräte) stimmten für die Abwahl von Elmar Oberhauser als Informationschef. Elf schwarze Stiftungsräte stimmten gegen die Abwahl, sechs enthielten sich (eine VP, FPÖ, BZÖ und Unabhängige).
Oberhauser gab sich auch nach der Sitzung im Interview weiter kämpferisch: „Ich bin stolz, so abgewählt worden zu sein“.
Oberhauser: „Ich würde es wieder tun“
Zuvor gab es extreme Spannungen am Küniglberg: ORF-General Alexander Wrabetz hatte seinem Informationschef das Vertrauen entzogen. Wrabetz: „Oberhauser ist ein verdienter Mitarbeiter, aber die Abwahl war nötig.“ Er will aber weiter „mit Oberhauser reden und ihn in Sportfragen konsultieren“.
Beide Herren wirkten nach der ORF-Krimi-Sitzung gezeichnet.
Immerhin war Drama pur angesagt: Gleich zwei Mal hatte Oberhauser einen Auftritt vor den 35 Stiftungsräten: Vor seiner Abwahl verteidigte er sich zehn Minuten und berichtete von Politinterventionen. Den gesamten Wortlaut stimmte er mit seinem Anwalt Georg Schima ab. FPÖ-Stiftungsrat Norbert Steger wollte von ihm wissen, „ob er sich für sein Vorgehen entschuldigen würde“. Oberhauser meinte, die Situation tue ihm „sehr leid“, aber er würde „wieder so handeln“.
Auch für Wrabetz lief die Sitzung dramatisch ab. Stundenlang wollten VP-, FP-, BZÖ- und unabhängige Stiftungsräte wissen, ob man „das nicht anders hätte lösen können“. Dann der Knalleffekt: Stiftungsrat Alexander Hartig beantragte, dass Oberhauser nochmals gehört werde. Oberhauser verweigerte die Entschuldigung und wurde abgewählt.
Fronten im ORF sind jetzt verhärteter denn je
Ab jetzt sind die Fronten im ORF noch härter: Schwarz-Blau-Orange gegen Rot-Grün. SP-Stiftungsratsvorsitzende Brigitte Kulovits-Rupp will die ORF-Generalswahl auf März 2011 vorziehen. Die VP zeigt ihr – noch – die kalte Schulter. Und auch das leidige Thema Geld ist nicht vom Tisch: Die „gütliche“ Einigung mit Oberhauser platzte, weil dieser die Sportrechte als Chefverhandler führen wollte, der ORF ihn aber nur als Konsulent wollte. Zudem wollte der ORF Oberhausers Pensionsansprüche vor einem Schiedsgericht klären. Oberhauser hingegen gleich. Jetzt geht der Kampf weiter …
ORF-Chef Wrabetz: "Ich bedaure die Abwahl"
Nach der Abwahl Oberhausers gab ORF-Chef Alexander Wrabetz ÖSTERREICH ein erstes Interview:
ÖSTERREICH: Sie sagen, Oberhauser sei ein verdienter ORF-Mitarbeiter. Warum die Abwahl?
Alexander Wrabetz: Weil Elmar Oberhauser eine öffentliche, für das Unternehmen schädliche Debatte geführt hat.
ÖSTERREICH: Oberhauser ist mit sofortiger Wirkung abgewählt. Wird er vor dem Arbeitsgericht klagen?
Wrabetz: Ich werde mit ihm Gespräche führen über die Möglichkeit, dass wir weiter seinen Rat in Sportfragen einholen. Er hat einen ORF-Vertrag und darf für kein anderes Unternehmen arbeiten.
ÖSTERREICH: Gerd Bacher kritisiert, dass Sie die Info-Agenden übernehmen.
Wrabetz: Ich kommentiere die 85plus-Generation nicht – aus Respekt vor seinen Leistungen. Auch er hat einen Direktor abgewählt. Ich bedaure, dass ich Oberhauser abwählen lassen musste, aber es ging nicht anders.