Kanzler und VP-Chef flogen nach N. Y. - im Flieger redeten sie nur 15 Minuten.
Beim Flug zur UNO-Generalversammlung in New York saßen Kanzler und Vize sechs Reihen auseinander – und sprachen kaum miteinander.
Die Eiszeit in der Regierung war gestern auch beim Flug nach New York zur UNO-Generalversammlung spürbar. Beim Abflug in Wien-Schwechat um 10.45 Uhr gaben sich SPÖ-Kanzler Werner Faymann und ÖVP-Außenminister Michael Spindelegger zwar noch bemüht (inklusive gemeinsamen Besuchs in der Lounge). Im Flieger war die Stimmung dann aber unterkühlt.
Faymann nahm in der ersten Reihe der AUA-Maschine (OS 087) Platz, Spindelegger saß in Reihe 7 – demonstrativ auf der anderen Seite des Gangs. Serviert wurden Lachs und Tafelspitz. Erst nach 6 Stunden Flugzeit (!) schaute Faymann bei seinem Vizekanzler vorbei – für ein 15-minütiges Kurzgespräch.
Dabei vereinbarten die zwei, dass sie am Donnerstag ein gemeinsames Statement abgeben werden. Das war’s dann auch schon mit der Zweisamkeit. Gleich nach der Ankunft in New York (14.25 Uhr Ortszeit) trennten sich ihre Wege.
Faymann wurde per Limousine (mit drei heimischen und zwei US-Securitys) in sein Hotel an der Upper East Side gebracht, Spindelegger residiert nahe der UNO. Am Abend nahmen Spindelegger und Bundespräsident Fischer (er landete am Montag) am Empfang in der österreichischen Residenz teil. Alle drei Herren bereiten sich vor, heute US-Präsident Obama in der UNO zu lauschen.
Angespannt
In New York ist die Lage angespannt. Die Straßen sind abgeriegelt. Das Waldorf Astoria – hier wohnt Obama wie traditionell alle US-Präsidenten – ist abgesperrt. Immerhin sind 121 Regierungschefs in der inoffiziellen Welthauptstadt – und eine brisante Abstimmung könnte bevorstehen: Palästinenserchef Abbas möchte am Freitag einen Antrag über eine Vollmitgliedschaft „Palästinas“ in die UNO stellen. USA und EU streiten darüber.
Mittwochabend ist Faymann Gast beim Regierungschef-Empfang von Obama. Donnerstag ist Spindelegger Teilnehmer des Empfangs von Hillary Clinton für die 27 EU-Außenminister. Da ist Faymann in San Francisco bei Kaliforniens Gouverneur Brown. Am Freitag wird Abbas seine Rede halten und den Antrag einbringen. Spindelegger wird im Plenum sitzen. Faymann wird in L. A. sein, wo er sich von Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger die technische Uni zeigen lässt.
Isabelle Daniel
Fischer in New York „entführt“
New York, Montag, 17 Uhr Ortszeit: Die Stadt ist wegen der UN-Konferenz voll mit hochkarätigen Staatsleuten, bei der Sicherheitstruppe Secret Service herrscht Alarmstufe Rot. Immerhin gilt es, die Politiker pünktlich zur UNO zu chauffieren. Der Zeitplan ist eng, aber die Straßen sind verstopft. Rush Hour.
Mitten in dieser Hektik verlässt auch Bundespräsident Heinz Fischer samt Delegation sein Hotel – auch er muss zur UNO. Plötzlich die „Überraschung“: Die „Men in Black“ verfrachten ihn in die Limousine, ohne dass seine Begleiter zusteigen können. Sie müssen in die zweite Limousine. Kurz ist das Auto mit Fischer außer Sichtweite. Durch wagemutige Manöver gelingt es dennoch, dass der Präsident bei der UNO mitsamt seiner Begleittruppe empfangen wird. So jedenfalls lautet die Version von anwesenden Journalisten, die auch das Wort „Entführung“ verwenden.
Laut der Delegation von Fischer gab es freilich keine Panne. „Ich war selbst dabei, diese Geschichte stimmt so nicht“, heißt es auf ÖSTERREICH-Anfrage. „Der Bundespräsident wurde in der ersten Limousine mit dem Botschafter und Sicherheitsleuten chauffiert. Die restliche Delegation war im zweiten Fahrzeug. Das war immer so geplant. Es gab keine Panne.“
Nach der Rede absolvierte Fischer weitere Termine: Er nahm wie US-Präsident Obama und Frankreichs Staatschef Sarkozy an einem Treffen mit der neuen libyschen Führung teil. Später folgte ein Treffen mit dem irakischen Präsidenten Jalal Talabani. Bis dato gab es keine Meldungen über Zwischenfälle …
(prj)