Der rot-blaue Flirt sorgt in der SPÖ für Euphorie und Entsetzen.
Das „amikale“ (Copyright Christian Kern) erste öffentliche „Gespräch“ zwischen dem SP-Kanzler und FP-Chef Heinz-Christian Strache erregt weiter die Gemüter: Während Burgenlands, Kärntens und Salzburgs Rote sowie Ex-SP-Innenminister Caspar Einem voll des Lobes für Kerns Strategie der Umarmung Straches sind, zeigt man sich in weiten Teilen der Partei-Intelligenz entsetzt.
»Wer zur FPÖ gewechselt ist, kehrt so nicht zurück«
Auch wenn etwa Franz Vranitzky via profil dementiert, ergeben ÖSTERREICH-Recherchen, dass er ebenso wie Ex-Bundespräsident Heinz Fischer, der ehemalige SP-Finanzminister Ferdinand Lacina und viele im linksliberalen Milieu der SPÖ „nur noch rätseln, wieso Kern sich von den Wiener Flächenbezirken treiben“ lasse. Sowohl das Timing – wenige Tage vor der Hofburg-Wahl – als auch die Tonalität halten sie für „eine nicht nachvollziehbare Taktik“. Ein SPÖ-Grande sagt: „Die SPÖ muss inhaltlich etwas weiter- bringen, um bei der nächsten Wahl so stark zu werden, dass sie die Regierungsgespräche führt.“
Das Argument des Kern-Lagers – mittels freundlichem Ton mit der FPÖ könne man verärgerte FP-Wähler zurückgewinnen – halten die SP-Kritiker für nicht zulässig: „Wer zur FPÖ gewechselt ist, wird nicht zurückkehren, nur weil man Strache lieb behandelt.“
Appell an Kerns SPÖ: »Kommt zu Besinnung«
Kern sei „auf den Eislaufplatz gegangen und rutscht mit dem rot-blauen Flirt auf dünnem Eis“. Die SPÖ solle diese „Koalitionsspielereien stoppen. Noch wissen wir gar nicht, wann wir wählen.“ Ein Roter aus dem Kreis dieser Alarmierten appelliert an den Kanzler: „Kommt zur Besinnung. Bewahrt die Ruhe, statt mit gefährlichem Taktieren auszurutschen.“
Die SP-Spitze selbst argumentiert intern hingegen, dass Fokusgruppen ergeben hätten, dass ehemalige SPÖ-Wähler, die zur FPÖ gewechselt sind, genau diesen neuen Ton von Kern wünschen würden. Über die tatsächliche Deutung dieser Fokusgruppen scheiden sich in der SPÖ freilich die Geister.