ÖSTERREICH-Reporterin Daniel berichtet als eine von nur 10 Journalisten aus Syrien.
Krisenregion Syrien: Heute wird Präsident Bashar al-Assad den russischen Außenminister Lawrow und Moskaus Geheimdienstchef in Damaskus empfangen. Russland hatte eine UNO-Resolution gegen Syrien verhindert und hält weiter an Assad fest. Die USA agieren total konträr: Die Botschaft wird geschlossen, alle Bürger sollen das Land verlassen.
Am Montag wurde die Militärpräsenz in Damaskus erneut verstärkt. Nach drei Selbstmordanschlägen hier ist Angst ein ständiger Begleiter. Nach 11 Monaten bewaffneter Aufstände und Tausender Toter gingen die Kämpfe auch Sonntagnacht weiter. In Homs und Deraa lieferten sich Rebellen und Assads Armee erneut blutige Schlachten.
Militär und Geheimdienst
Beim ÖSTERREICH-Lokalaugenschein in Deraa – der Stadt, in der der Aufstand am 15. März 2011 begonnen hatte – spürt man den Bürgerkrieg: Ausgebrannte Häuser und Einschusslöcher überall in der 300.000-Seelen-Stadt. Die syrische Regierung führte ausgewählte Journalisten herum. Die Show verlief nicht nach Plan: „Wegen euch wurden also die Geschäfte geöffnet“, sagen uns zwei junge Mädchen. An anderen Tagen würden sich die Menschen nicht auf die Straße trauen: nur Militär und die Männer vom Geheimdienst mit ihren Lederjacken. „Nein, ich bin nicht zufrieden mit Assad, aber bitte gehen Sie, hinter uns steht der Geheimdienst, der mich sonst verhaftet“, sagt eine Frau mit Kopftuch. Tatsächlich schauen Herren mit Kalaschnikows immer feindseliger. Einen Mann um die 40 kümmert das nicht, er sagt zur ÖSTERREICH-Journalistin: „Assad tötet uns alle und ihr schaut weg!“
Dass unter Assads Gegnern viele radikale Islamisten sind, weiß wohl auch der Westen: „Deswegen wollt ihr uns nicht helfen“, sagt der zornige Mann aus Deraa und zieht ab. Die Männer vom Mukhabarat (Geheimdienst) schauen ihm nach. Ob die Russen heute in Damaskus wieder die Augen vor dem immer offensichtlicher werdenden Bürgerkrieg verschließen werden?