Politik-Insider
U-Ausschuss: Kanzler wird nicht geladen
18.09.2012
Die ÖVP will Faymann laden, die SPÖ will Spindelegger und Pröll vor dem Ausschuss.
„Die Stimmung ist ein Wahnsinn. Die ÖVP ist auf einem Zerstörungstrip“, meinte ein SPÖ-Insider Dienstagvormittag ungewohnt scharf. Der Grund für die rote Erregung: Nach dem starken Abgang von Gabi Moser
als U-Ausschuss-Vorsitzende sprachen sich hinter den Kulissen immer mehr Schwarze für eine Ladung von Kanzler Faymann vor den U-Ausschuss aus.
Der Kanzler habe im ORF-Sommergespräch ja selbst angeboten, dass er im U-Ausschuss aussagen wolle. FPÖ, Grüne und BZÖ wollen den SPÖ-Chef unbedingt in der Inseraten-Causa befragen. Die SPÖ lehnt das ab. Aus dem Klub heißt es: „Kommt nicht infrage, das wird ein reines Wahlkampf-Tribunal.“
Gestern, bis spät in die Nacht, pokerten SP-Klubchef Cap und VP-Kopf um die Zukunft des Ausschusses.
Dabei wurde es brutal. Die SPÖ präsentierte einen neuen Coup: Wenn Faymann zur Inseratenaffäre geladen wird, müssten auch VP-Chef Spindelegger und NÖ-Landeshauptmann Pröll zum Kauf von Staatsbürgerschaften vor den Ausschuss – dazu Ex-VP-Chef Schüssel zu den Telekom-Deals von Schlaff.
Die ÖVP will die SPÖ bei der Ladung des Kanzlers jedenfalls nicht überstimmen – weil das laut Regierungspakt ein Koalitionsbruch wäre – und damit definitiv ein „Go“ für Neuwahlen.
Und die will die ÖVP unbedingt verhindern: „Wir sprengen wegen des Ausschusses sicher nicht die Koalition“, meinte ein VP-Verhandler gestern Abend. Aus „Koalitionsräson“ werde der Kanzler daher „mit ziemlicher Sicherheit“ nicht geladen.
Vor der heutigen Fraktionsführersitzung bei Parlamentspräsidentin Prammer gibt es nun zwei Szenarien: Der Ausschuss geht weiter – ohne Kanzler Faymann. Oder er wird abgedreht …