Bis zum Ende

Darabos: Heer bleibt im Kosovo

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Angesichts der jüngsten Krawalle ist der Minister gegen einen Abzug.

Der seit elf Jahren dauernde Einsatz des Bundesheeres im Kosovo dürfte noch weitere Jahre dauern. Wenn es nach Verteidigungsminister Norbert Darabos (S) geht, sollen die österreichischen Soldaten bis zum Ende der Mission in dem Land bleiben, und angesichts der jüngsten Unruhen ist ein solches derzeit nicht in Sicht. "Wir werden einfach dort bleiben" und "die Mission bis zum Ende begleiten", sagte Darabos am Rande seines Besuches im Kosovo am Dienstag.

Wann die NATO geführte Friedensmission zu Ende sein könnte, ist nach Einschätzung Darabos' nicht absehbar. Angesichts der jüngsten Unruhen im Norden dürfte es noch Jahre dauern. Auch der neue KFOR-Kommandant Erhard Drews rechnet derzeit "nicht mit einer dauerhaften Beruhigung" der Lage. Der Grenzkonflikt im Norden des Kosovo, wo eine serbische Minderheit lebt, war gerade an dem Tag, an dem Darabos sich ein Bild von der Lage vor Ort machen wollten, neu aufgeflammt. Es kam es zu Auseinandersetzungen zwischen KFOR-Soldaten und ortsansässigen Serben mit Verletzten auf beiden Seiten.

Straßensperren
 Die Serben blockieren einerseits die von der EU-Rechtsstaatsmission EULEX seit 16. September kontrollierten Grenzübergänze zwischen Serbien und dem Kosovo und errichten immer wieder Straßensperren. Gleichzeitig wird aber illegal auf Nebenstraßen weiter ein Waren- und Menschenverkehr betrieben, beschrieb Drews die Situation. Die KFOR-Soldaten räumen die Straßenblockaden allerdings nicht, weil sie keine weitere Eskalation provozieren wollen. "Eine militärische Gewaltlösung schließe ich aus, es muss eine politische Lösung geben", so Drews.

Eine dauerhafte Lösung des Konflikts scheint derzeit aber nicht in Sicht. Verteidigungsminister Darabos hält nämlich auch die zunächst angedachte Reduktion der internationalen Schutztruppen von derzeit 6.000 bis 7.000 auf 2.700 Soldaten für nicht machbar. Er sehe dazu derzeit keine Möglichkeit, so der Minister. Darabos gestand gleichzeitig ein, dass die frühe Anerkennung des Kosovo durch Österreich in Serbien "nicht überall auf Gegenliebe gestoßen" sei. Er sehe Österreich dennoch als "Vermittler mit dem Ziel, beide Länder an die EU heranzuführen".

Mehrere Stationen
Der Minister schaute sich bei seiner eintägigen Visite mehrere Stationen an. So überflog er gemeinsam mit einer Gruppe von Journalisten genau zu dem Zeitpunkt jenen Grenzposten, an dem es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen US-amerikanischen KFOR-Soldaten und ortsansässigen Serben gekommen war. Die dort geplante Landung wurde wegen der unruhigen Lage abgesagt. Er besuchte auch die Soldaten des ORF-Bataillon (Operational Reserve Force), die wegen der jüngsten Unruhen in dem Balkanland angefordert worden waren. Mit dieser Verstärkung stellt Österreich derzeit etwa 600 Soldaten im Kosovo und ist der größte Nicht-NATO-Truppensteller.

Spezielle Sprachkenntnisse erforderte der Besuch bei den MSU-Kräften, die unter dem Kommando der italienischen Carabinieri stehen. Dort wird nämlich anders als international üblich nicht in Englisch, sondern in Italienisch "avanti" und "alt"  kommandiert. Österreichische Soldaten, die zu dieser Einheit kommen, bekommen daher einen Italienisch-Kurs und ein deutsch-italienisches Militärwörterbuch. Der Grund dafür ist aber nicht die besondere Liebe zu Bella Italia, sondern die mangelnden Englisch-Kennnisse der italienischen Soldaten.

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