Kanzler und Vizekanzler stellten die Steuerreform vor.
Bis 0.30 Uhr hatten die rot-schwarzen Verhandler in der Nacht auf Freitag noch letzte Details für die Steuerreform errechnet. Gestern, um 18 Uhr, präsentierten dann SPÖ-Kanzler Werner Faymann und VP-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner die „größte Steuerreform in der Geschichte der Zweiten Republik“, wie sie ihr 5,2-Milliarden-Euro-Paket stolz nannten.
Steuerreform tritt erst per 1. Jänner 2016 in Kraft
Die Regierungsspitze und VP-Finanzminister Hans Jörg Schelling konkretisierten gestern im Kanzleramt ihr Paket. Wie ÖSTERREICH bereits gestern berichtet hatte, fließen 4,9 Milliarden Euro in eine Tarifentlastung. Am Dienstag kommt das Paket in den Ministerrat. Am 17. Juni soll es dann im Parlament beschlossen werden und per 1. Jänner 2016 (statt wie ursprünglich geplant per Juli 2015) in Kraft treten.
Der überwiegende Teil der Tarifsenkung geht an Monatseinkommen (brutto) bis zu 4.650 Euro (siehe Tabelle). Danach wird ein Teil der Entlastung aber durch einen Anstieg der Sozialversicherungsbeiträge um 100 Euro wieder aufgefressen.
Der Durchschnittsverdiener mit 2.100 Euro brutto im Monat erhält 900 Euro im Jahr zusätzlich – also 75 Euro netto im Monat mehr auf sein Konto überwiesen. Erstmals gibt es auch eine Sonderzahlung für Mindestpensionisten (110 Euro im Jahr).
ÖGB froh, Wirtschaft mit 200 Millionen besänftigt
Die Gewerkschaft und das SPÖ-Präsidium segneten das Paket denn auch einstimmig ab. Unzufrieden sind die Sozialistische Jugend und die Junge Wirtschaft der VP. Aber auch der VP-Vorstand gab grünes Licht für die Steuerreform. Immerhin kommen zu den 4,9 Milliarden noch 100 Millionen Euro für Familien (Verdoppelung des Kinderabsetzbetrages) und 200 Millionen Euro für ein eigenes Wirtschaftspaket dazu.
>> So holt sich der Staat das Geld zurück
Umfrage: 86 Prozent zufrieden mit Entlastung
Nur 14 % der Befragten sind mit der Steuerentlastung zufrieden, 76 % nicht – das ergibt eine erste Gallup-Umfrage für ÖSTERREICH.
Doch: Sobald die Befragten ganz konkret erfahren, dass die Steuerreform ihnen über 1.000 Euro mehr im Jahr bringt, zeigen 86 % ihre Zustimmung.
"Direkt in Taschen der Menschen …"
Der rote Bundeskanzler bedankte sich denn auch demonstrativ für die „fairen Verhandlungen“, auch wenn diese „teilweise ruppig“ waren. Man habe eine Steuerreform gemacht, die „direkt in die Taschen der Menschen“ fließe.
Auch der VP-Vizekanzler erklärte, dass „4,9 Milliarden direkt in eine Lohn- und Einkommenssteuersenkung gehen“.
Werner Faymann: „Die niedrigsten Einkommen profitieren am meisten von dieser Reform. Und für die 2,2 Millionen Menschen, die zu wenig verdienen, um Steuern zu zahlen, haben wir auch Steuergutschriften beschlossen.“
Reinhold Mitterlehner: „Es profitieren auch 900.000 Selbstständige von dieser Steuerreform. Sie ist kein lächerlicher Gag. Wir haben keine Steuerreform für die ÖVP oder die SPÖ gemacht, sondern für die Menschen.“
Faymann: „Die Gegenfinanzierung ist seriös von den Experten des Finanzministeriums berechnet worden. Es sind auch vermögensbezogene Steuern dabei.“
Mitterlehner: „Zwei Drittel der Gegenfinanzierung kommen durch Betrugsbekämpfung und Verwaltungseinsparungen.“
Das bringt Ihnen die Steuerreform
- 900 Euro Pension: Erstmals gibt es eine Gutschrift von 110 Euro netto im Jahr.
- 1.000 Euro brutto: Mindestverdiener erhalten eine Steuergutschrift - 290 Euro im Jahr.
- 1.400 Euro brutto: Hier erspart man sich bereits 33 Euro netto im Monat - 400 Euro im Jahr.
- 2.100 Euro brutto: Es bleiben einem rund 75 Euro netto mehr im Monat - 900 Euro im Jahr.
- 3.000 Euro brutto: Stolze 108 Euro mehr im Monat - 1.300 Euro im Jahr.
- 4.000 Euro brutto: Ersprnis im Monat 143 Euro - 1.721 Euro im Jahr.
- ab 5.000 Euro brutto: Entlastung bleibt gleich wie bei 4.000 Monatsgage - 1.721 Euro im Jahr.
Nächste Seite: Der LIVE-Ticker zum Nachlesen