Fast alle steirischen Gemeinden wählten Hofer, nur in Graz siegte VdB!
Ein solches Wahlergebnis hat es in der Steiermark noch nie gegeben: Norbert Hofer (FPÖ) holte sich die Mehrheit in 284 von 287 Gemeinden. Alexander Van der Bellen war sensationell in Graz vorn, Irmgard Griss nur in Stattegg bei Graz und Rudolf Hundstorfer in der Eisenbahnerstadt Selzthal. Letzterer und Andreas Khol konnten in den "Kerngebieten" nicht reüssieren. Das Asylthema spielte keine Rolle.
Hofer siegt mit 40,23 Prozent
Schon bei der Nationalratswahl 2013 hatte sich die FPÖ in der Steiermark den ersten Platz geholt, aber nur knapp mit 25,10 Prozent vor der SPÖ mit 24,03. Bei der Hofburg-Kür kam FPÖ-Kandidat Hofer - laut vorläufigen Wahlergebnis ohne Briefwahl - auf 40,23 Prozent. Irmgard Griss gelang in ihren Geburtsbundesland der Sprung auf Platz zwei mit 21,14 Prozent, Van der Bellen (Grüne) wurde Dritter mit 16,4 Prozent. Rudolf Hundstorfer (SPÖ) erreichte 10,25 Prozent, Andreas Khol (ÖVP) 9,84 Prozent. Bei einer wahlberechtigten Bevölkerung von 969.480 Personen waren das gerade einmal knapp 60.000 Stimmen pro Vertreter der Regierungsparteien. Richard Lugner war letzter mit 2,14 Prozent.
Hofer hatte in fast allen steirischen Kommunen den ersten Platz erreicht, oft mit 40 bis über 50 Prozent und ungeachtet ob schwarzer ländlicher Raum oder rote Industriestädte. Graz zeigte, dass es neben einer Schwäche für die KPÖ auch für Grüne Überraschungen gut ist: In der Landeshauptstadt lag Van der Bellen mit 32,15 Prozent entgegen dem Landestrend vor Hofer (29,94 Prozent). Achtbar schlug sich Griss in Graz, der Heimat ihres Ehemanns Gunter, mit 26,37 Prozent. Khol kam auf 6,07 Prozent, Hundstorfer auf 6,86 Prozent. Richard Lugner auf 1,61 Prozent.
In Bruck/Mur, einst stolze rote Hochburg, hatte Hundstorfer mit 15,9 Prozent der Stimmen nur wenig mehr als Van der Bellen (15,6). Hofer führte mit 40,92 Prozent überlegen vor Irmgard Griss (19,62), Khol kam nur auf 5,83 Prozent, Lugner immerhin auf 2,13 Prozent. In den anderen Städten des obersteirischen Industriegebiets der Mur-Mürz-Furche - Kapfenberg, Mürzzuschlag, Leoben - sah es nicht anders aus. Das gleiche galt für Khol in den bisherigen schwarzen Kerngebieten wie der Obersteiermark und der Ost- und Südsteiermark.
Seltzthal rot
Schon gegen 15.00 Uhr zeigte die steirische Wahllandkarte bei 257 von 287 ausgezählten Gemeinden ein Bild, das es bei einer Bundespräsidentenwahl in der Grünen Mark noch nie gegeben hatte - und das sich auch nicht mehr ändern sollte. Alle Gemeinden waren blau eingefärbt, nur die obersteirische Eisenbahnergemeinde Selzthal im Bezirk Liezen war rot: Hundstorfer führte hier mit 35,7 Prozent vor Hofer mit 31,5 Prozent. Griss und van der Bellen lagen hier gleichauf mit 13,0 Prozent, Khol erreichte 4,5, Lugner 2,3 Prozent. Erst um 15.45 Uhr schlich sich eine andere Farbe auf die Landkarte: Die Gemeinde Stattegg am nordöstlichen Stadtrand von Graz sah Irmgard Griss mit 29,5 Prozent vor Hofer (26,7) und an der Bellen (26,2). Hundstorfer und Khol schafften hier gerade einmal 9,6 bzw. 6,5 Prozent.
Das Ausländer- und Asylthema allein konnte nicht den Ausschlag für Blau gewesen sein, sonst hätte Hofer in betroffenen Gemeinden entlang der Grenze zu Slowenien oder in Vordernberg (Abschiebezentrum), Spital am Semmering (großes Asylquartier) oder Fehring (zu Asylwerberunterkunft umgewandelte Kaserne) und Premstätten (mittlerweile aufgelöstes Großquartier) mehr Zustimmung gefunden. Die blauen Hochburgen waren über die ganze Steiermark verteilt, gingen aber nirgendwo über 60 Prozent.
Flüchtlinge kaum Auswirkungen
In Strass in Steiermark (mit dem Grenzübergang Spielfeld) und in Bad Radkersburg befanden sich die beiden Flüchtlingssammelstellen, hier war es im Herbst zu jeweils einem "Ausbruch" von Migranten aus dem Grenzkontrollraum gekommen. Dies hatte offenbar keine Auswirkungen: Hier hatte Hofer 49,0 bzw. 33,2 Prozent, Griss kam auf 19,1 bzw. 25,6 Prozent. Khol und Hundstorfer lagen in Strass-Spielfeld bei 11,5 bzw. 10,2 Prozent, in Bad Radkersburg bei 16,1 bzw. 10,3 Prozent. Van der Bellen kam hie wie da auf 8,2 bzw. 11,4 Prozent.
Sein bestes Ergebnis erzielte Hofer in Ebersdorf im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld mit 56,30, Griss in ihrer weststeirischen Heimatgemeinde Deutschlandsberg mit 32,85 Prozent. In 33 Gemeinden erreichte Hofer die absolute Mehrheit. Khol hatte sein bestes Resultat in Pusterwald (Bezirk Murtal) mit 27,99 Prozent. Van der Bellen lag in Stattegg (Graz-Umgebung) mit 26,16 Prozent am besten, Lugner in Krottendorf-Gaisfeld (Bezirk Voitsberg) mit 10,58 Prozent.
Die Wahlbeteiligung stieg in der Steiermark gegenüber 2010 von knapp über 47 Prozent auf 59,85 Prozent.
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