Im Porträt
Das ist die Richterin "Gnadenlos"
31.12.2008
Claudia Bandion-Ortner wird am 16. Jänner zur Justizministerin angelobt. Lesen Sie hier ihre Kurz-Biografie.
Als BAWAG-Richterin wurde Claudia Bandion-Ortner einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, nun steht ihr als designierter Justizministerin ein überraschender Karrieresprung bevor. Die 41-Jährige galt im Wiener Straflandesgericht, wo sie primär auf Wirtschaftsstrafsachen spezialisiert war, zwar als ÖVP-nahe, aber parteiunabhängig. Als Betriebsausschuss-Vorsitzende hatte sie sich im Grauen Haus jahrelang für die Interessen der Richterschaft gewerkschaftlich stark gemacht.
In Graz geboren
Claudia Bandion-Ortner wurde am 30.11.1966 in
Graz geboren. Mit elf Jahren übersiedelte sie mit ihren Eltern und zwei
jüngeren Schwestern in den Salzburger Lungau, wo die Vorzugsschülerin 1985
am Bundesgymnasium Tamsweg maturierte. Dass sie anschließend in Graz Jus zu
studieren begann, dürfte ihr wohl schon in die Wiege gelegt worden sein: Ihr
Vater war beinahe 30 Jahre lang Vorsteher des Bezirksgerichts Tamsweg. Auch
der Großvater war schon Richter gewesen. Ein Onkel und zwei Cousins sind als
Anwälte tätig.
Strafrichterin Wien
Nach ihrem Studium ging Claudia
Bandion-Ortner nach Wien, wo sie sich als junge Strafrichterin erste Sporen
im Straflandesgericht verdiente. "Eher zufällig", wie sie einmal sagte,
landete sie dort schließlich in der Wirtschaftsabteilung. 1999 bewies sie
erstmals ihre Qualitäten als Verhandlungsleiterin, als sie den
Konsum-Prozess bewältigte, der zur Verurteilung von Hermann Gerharter, dem
ehemaligen Generaldirektor des als "Roter Riesen" titulierten
Einzelhandels-Filialisten, führte.
Ihre bisher größte berufliche Herausforderung ereilte die Richterin, als sie zur Vorsitzenden des Schöffensenats bestimmt wurde, der im BAWAG-Prozess über Schuld oder Schuldlosigkeit des früheren BAWAG-Generaldirektors Helmut Elsner, seines Nachfolgers Johann Zwettler und weiteren Ex-Vorstandsmitgliedern zu befinden hatte. Vom 16. Juli 2007 bis zum 4. Juli 2008 dauerte das Verfahren, an dessen Ende Elsner nach 117 Verhandlungstagen wegen Untreue, schweren Betrugs und Bilanzfälschung zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt wurde.
Inzwischen legendär sind dabei die Wortgefechte zwischen Elsner und der Richterin, der ihr einmal unter Anspielung auf ihre gesellschaftlichen Aktivitäten vorwarf: "Während Sie abgetanzt haben, Frau Rat, habe ich hart gearbeitet!"
Hochzeit mit Kriminalbeamten
Tatsächlich zeigte sich
Bandion-Ortner gern auf Society-Events, wo die meist gut gelaunte,
lebenslustige "Frau Rat" etliche Reporter beeindruckte, die ihr das Attribut
"Blitzauge" verliehen. Seit ihrer Hochzeit - die Richterin ist seit 2002 mit
einem Kriminalbeamten verheiratet und Mutter eines fünfeinhalbjährigen
Sohnes - schränkte sie diese Aktivitäten allerdings deutlich ein.
Trauung im Gerichtssaal
Ihren Ehemann ehelichte sie übrigens am
selben Ort, wo sie später Helmut Elsner verurteilten sollte: Um ihre
Verbundenheit mit ihrem Beruf und ihrem Arbeitsplatz auszudrücken, ließ sie
sich im Großen Schwurgerichtssaal standesamtlich trauen. Die zur Hochzeit im
Grauen Haus geladenen Gäste wurden dabei zur "Urteilsverkündung" gebeten,
wie den gedruckten Einladungen zu entnehmen war.
Sie liebt modische Brillen
Die Landesinnung der Wiener
Augenoptiker hat Claudia Bandion-Ortner übrigens vor kurzem den Brillen-
Award 2008 verliehen. Auffällige Sehbehelfe sind so etwas wie das
Markenzeichen der 41-Jährigen. Ein Dutzend Exemplare umfasst derzeit ihre
Kollektion, von der sich die Optiker beeindruckt zeigten. Sie lobten "die
modisch gelebte Vielfalt", mit der Bandion-Ortner eine "Unterstreichung
ihrer Persönlichkeit" gelinge.