Ministerialrat Hillingrathner gibt Auskunft über die "lustige Schießerei" - oe24.at dokumentiert den Wortwechsel, der sich wie eine Komödie liest.
Abgeordneter Stefan Prähauser (SPÖ):
Eine weitere
Frage – und das ist dann auch schon meine Schlussfrage –: Hat es im
Anschluss an die Typenentscheidung irgendwann in einem gemütlichen Rahmen
eine kleine Abschlussfeier gegeben, bei der es auch relativ „lustig“ war,
bei der man dann auf Zielscheiben geschossen hat, so eine kleine
Abschlussfeier? Wissen Sie davon etwas? Waren Sie da irgendwo dabei?
Dr. Hillingrathner:
Die Luftwaffe hat in Langenlebarn ein
Festchen gemacht in ihrer Manier, gestaltet von den Piloten, zu der alle
Leute eingeladen waren, die an diesem Projekt mitgearbeitet haben, also
sowohl die Herren der Verteidigung, ich und Frau Dr. Schwarzendorfer, damals
schon Finanzministerium, und natürlich auch die Leute von EADS – ich habe da
viele gar nicht gekannt. Das war ein Fest in Langenlebarn, veranstaltet von
der Luftwaffe in einem Hangar.
Abgeordneter Stefan Prähauser (SPÖ):
Hat es da auch ein
Zielschießen gegeben auf spezielle Scheiben?
Dr. Hillingrathner:
Sehr interessant, Sie sind gut informiert.
Ja, es hat ... Ich kann das hier schildern, wenn es von Interesse ist. (Abg.
Prähauser: Bitte!) Die Piloten haben – ich war schon vorgewarnt, denn es hat
Manches schon im Spital geendet, wenn sie solche Feiern gemacht haben ... Es
wurden nach einer Stunde Präsentation vom Heer – ich muss sagen, es war eine
sehr schöne Präsentation – vier Leute herausgebeten: Verteidigungsminister
Platter, meine Wenigkeit, Wolf und Generalstabschef Ertl. Wir wurden in den
hinteren Raum geführt, uns wurde ein Pilotenanzug angezogen, und dann wurden
wir hinausgeführt und ein Wettbewerb veranstaltet. Der erste war, von
Bildern, die freigegeben werden, als Erster zu erkennen, was dargestellt
ist, also, was das Dahinterliegende bedeutet. Die zweite Prüfung war, dass
wir mit Fahrrädern gegeneinander kämpfen mussten, jeweils zwei Mann, an
denen hinten ein Luftballon angebunden war. Und wer als Erster den Ballon
abschießt, ja ...
Obmann Dr. Peter Pilz (unterbrechend):
Darf ich fragen, womit Sie
den Luftballon abgeschossen haben?
Dr. Hillingrathner:
Mit dem Fahrrad! (Abg. Mag. Stadler:
Fahrradboten! – Obmann Dr. Pilz: Psst!) Na, es geht so ... Wenn es gefragt
wird, erzähle ich das. Und der dritte Test war dann, auf einem
Fahrrad-Ergometer zu sitzen und fest zu treten. Und da war so eine
Luftdruckpistole, da ist irgendeine Flüssigkeit herausgekommen, und in fünf,
sechs Meter Entfernung war eine Scheibe, da waren individuell Pickerln
draufgepickt – bei mir natürlich gemeinerweise auch mein Minister – und
darauf konnten wir, glaube ich, fünf Schuss abgeben.
Obmann Dr. Peter Pilz:
Sie haben fünf Schuss auf Ihren Minister
abgegeben?
Dr. Hillingrathner:
Nein, ich habe Ihn nicht getroffen!
Abgeordneter Stefan Prähauser (SPÖ):
Wer waren die
anderen Zielobjekte?
Dr. Hillingrathner:
Das waren Flieger, das war alles mögliche.
Ich weiß nicht, was die anderen als Zielobjekt gehabt haben.
Abgeordneter Stefan Prähauser (SPÖ):
War der
Verteidigungsminister der einzige Politiker, der da draufgeklebt war?
Dr. Hillingrathner:
Politiker habe ich eigentlich wenige
gesehen, es waren Piloten und so weiter, aber es war die „Kronen-Zeitung“
darauf – das war kein Politiker. Und so weiter. Bitte, da die Urheber der
Dinge zu fragen.
Abgeordnete Mag. Dr. Maria Theresia Fekter (ÖVP):
Lieber
Herr Vorsitzender! Das ist ausgesprochen unterhaltsam, ja, und ...
Dr. Hillingrathner:
Genau genommen, habe ich es gewonnen.
Obmann Dr. Peter Pilz: F
rau Kollegin Fekter! Wir müssen auch das
kulturelle Umfeld der Beschaffung kennenlernen. Und damit ersuche ich, in
der Beantwortung fortzusetzen. Sie (in Richtung der Abg. Dr. Fekter) können
probieren, was Sie wollen (Abg. Dr. Fekter: Beweisthema 2!), der Ausschuss
soll auch Freude haben (Abg. Dr. Fekter: Beweisthema 2, Herr Kollege,
bitte!), und für dieses Recht stehe ich jetzt ein. Herr Dr.
Hillingrathner, bitte setzen Sie mit Ihrer Schilderung fort.
Dr. Hillingrathner:
Die Schilderung ist eigentlich schon zu Ende.
Es hat dann ein Essen gegeben, ja. (Abg. Mag. Stadler: Für die Fahrradboten!)
Abgeordneter Stefan Prähauser (SPÖ):
Herr Doktor, war
Herr Rauen bei diesem Fest auch anwesend?
Dr. Hillingrathner:
Er war auch dabei, selbstverständlich.
Abgeordneter Stefan Prähauser (SPÖ):
Das wollte ich
nur festhalten, denn er hat nämlich gesagt, er sei nicht dabei gewesen. –
Danke schön.
Abgeordneter Stefan Prähauser (SPÖ):
Herr Doktor, ich
habe nur eine Frage zu dieser so genannten Siegesfeier: Wissen Sie, wer die
bezahlt hat?
Dr. Herbert Hillingrathner:
Da es ein Fest der Luftwaffe war,
nehme ich an, wird das getragen worden sein aus …
Abgeordneter Stefan Prähauser (SPÖ):
Sponsormittel
möglicherweise?
Dr. Herbert Hillingrathner:
Das weiß ich gar nicht, ich glaube
fast nicht. Die haben das selbst gemacht. Die haben selbst noch einen Tag
zuvor ein Holzmodell von einem Flugzeug gezimmert, mit dem dann der Minister
hereingefahren wurde, zum Beispiel. Da weiß ich absolut nichts von einem
Sponsoring, ich glaube es auch nicht, sondern …
Abgeordneter Stefan Prähauser (SPÖ):
Haben Sie als
Sieger die Scheibe dann mit nach Hause nehmen dürfen?
Dr. Herbert Hillingrathner:
Ja, habe ich mit nach Hause nehmen
dürfen.
Abgeordneter Stefan Prähauser (SPÖ):
Ist das eine
professionelle Scheibe gewesen, ist die aus Deutschland gekommen, hat die
EADS mitgebracht oder das Bundesheer selbst gezimmert?
Dr. Herbert Hillingrathner:
Bitte, das war ein etwas stärkeres
Papier, zusammengeklebt und geschnitten, also ganz primitiv.
Abgeordneter Stefan Prähauser (SPÖ):
Also eigentlich
nur mit den Fotos der Eurofighter-Gegner ein bisschen drapiert und als Ziel
hergerichtet?
Dr. Herbert Hillingrathner:
Nein, das ist schon wieder eine
Unterstellung, bitte. Da waren ganz wenige Eurofighter-Gegner, wenn man das
überhaupt so sagen kann.
Abgeordneter Stefan Prähauser (SPÖ):
Der Vorsitzende
zum Beispiel dürfte auch darauf gewesen sein, nicht? (Abg. Dr. Fasslabend:
Weil er so schön ist!)
Dr. Herbert Hillingrathner:
Ich weiß es nicht, aber ein
Schwammerl war irgendwo drauf. (Abg. Dr. Fekter: ... Ein so genannter
Fliegenpilz!) Also symbolisch, wenn Sie so wollen, aber nicht als Porträt.
Es waren viele Porträts drauf, aber das …
Obmann Dr. Peter Pilz:
Jetzt fängt es mich langsam an zu
interessieren. Zählen Sie uns doch die Ihnen noch erinnerlichen Porträts auf!
Dr. Herbert Hillingrathner:
Ich kenne die meisten Leute gar
nicht, die draufgepickt gewesen sind. (Zwischenrufe bei Abgeordneten von FPÖ
und ÖVP.)
Obmann Dr. Peter Pilz:
Das ist mit Sicherheit Gegenstand des
Verfahrens. (Abg. Dr. Fekter: Wann war denn die Feier?) Wenn bei einer
Siegesfeier auf ganz bestimmte Symbole geschossen wird, dann muss man sich
die Frage stellen, ob man solchen Leuten echtes Schießgerät in die Hand
geben soll. Aber das ist eine politische Frage.
Können Sie – jetzt wird es langsam ein bisschen ernster – das nun wirklich beantworten, auf welche Personen da geschossen wurde! (Abg. Dr. Fekter: Wenn es ernst wird, Herr Vorsitzender, dann hätte ich gerne gewusst, wann diese Feier war, denn wenn der Minister Platter dabei war, kann es nur Thema 3 gewesen sein!)
Dr. Herbert Hillingrathner:
Ich möchte nur eines dazu sagen: Wir
haben nicht gewusst, was auf die Scheibe gepickt war. Das Licht war nicht
hell, das war so weit entfernt, das ist so klein gewesen. Wir haben das
absolut nicht gewusst.
Obmann Dr. Peter Pilz:
Kollege Prähauser, setzen Sie bitte mit
Ihrer Befragung fort. Die Frage, welche Personen und welche Bilder darauf
befestigt waren, ist noch nicht fertig beantwortet.
Abgeordneter Stefan Prähauser (SPÖ):
Da mir nur die
Information vorliegt, dass es ein Abschlussfest für die Entscheidung
Eurofighter gegeben hat, ohne Datum, war es für mich klar, dass ich den
Beteiligten, den Gewinner dieses Schießens frage, ob das so war. Er hat
gesagt, ja – und sollte es ein anderer Zeitpunkt gewesen sein, werden wir
das halt noch einmal fragen müssen. Das ist für mich kein wirkliches
Problem. Aber ich danke trotzdem, ich habe den Eindruck, dass Sie das sehr
offen beantwortet haben; das möchte ich hier unterstreichen.
Aber es ist natürlich aus meiner Sicht für eine ernstzunehmende Institution wie das Bundesheer schon bedenklich, wenn man Ministerialbeamte dazu einlädt, auf Politikerköpfe zu schießen. Das gefällt mir persönlich nicht. (Abg. Dr. Fasslabend: Das ist ein Gegenstand für die Bundesheer-Beschwerdekommission, aber nicht für da!)
Obmann Dr. Peter Pilz:
Herr Hillingrathner, dazu noch ganz kurze
ergänzende Fragen: Die Bilder welcher Personen auf diesen Schießscheiben
sind Ihnen erinnerlich?
Dr. Herbert Hillingrathner:
Als Porträt nur Grasser. Ich kenne
die anderen nicht. Es waren Piloten und so weiter, ich weiß es nicht. Es war
kaum Zeit, dass man es sich wirklich anschaut.
Obmann Dr. Peter Pilz:
Nur damit wir jetzt nicht alles
durcheinander haben: In den Pilotenanzügen haben sich befunden: der
Verteidigungsminister.
Dr. Herbert Hillingrathner:
Ja. Der Generalstabschef.
Obmann Dr. Peter Pilz:
Generalstabschef Ertl.
Dr. Herbert Hillingrathner:
Wolf.
Obmann Dr. Peter Pilz:
Generalmajor Wolf und Sie. (Dr.
Hillingrathner: Ja!) – Und welcher Minister war das? (Dr. Hillingrathner:
Platter!) – Dann hat die Frau Kollegin Fekter Recht, dass das zu einer Zeit
gewesen sein muss, wo Platter bereits Minister war.
Dr. Herbert Hillingrathner:
Ich schätze, das war Anfang November
2004, also relativ spät und ausschließlich veranstaltet von den
Draken-Piloten, das muss ich sagen. Es hat kein Politiker, niemand gewusst,
was da passiert. Das war eine reine Überraschung von den Draken-Piloten.
Obmann Dr. Peter Pilz:
Da hat Kollegin Fekter Recht, das ist
nicht Beweisthema 2, rein von der Zeit her, und die Überraschung dürfte auch
gelungen sein. Auch hier im Ausschuss. Da keine weiteren Fragen mehr
vorliegen, bedanke ich mich bei Herrn Dr. Hillingrathner für das Kommen, für
die umfangreichen Auskünfte.