Auch "Finanzchef" festgenommen

Das Protokoll der Verhaftung des Kanzler-Beraters

15.08.2017

Tal Silberstein, Kerns Ex-Wahl-Guru, und Beny Steinmetz, reichster Mann Israels, sind in Haft. Dienstag wurde auch Silbersteins Finanzchef verhaftet.

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Rischon Lezion, eine Kleinstadt südlich von Tel Aviv. Das Gericht ist ein heller Bau. Seit Montag werden hier – wie berichtet – Multimilliardär Beny Steinmetz und Kern-Intimus Tal Silberstein einvernommen. Die Vorwürfe: Schmiergeld, Geldwäsche, Urkundenfälschung, fingierte Verträge, Justizbehinderung im großen Stil.



Dienstag folgte dann der nächste Paukenschlag in der Politaffäre: Auch Udi Neta, engster Mitarbeiter und Freund von Tal Silberstein, wurde verhaftet. Neta ist der Finanzchef im Firmenkonglomerat des Politberaters. Seit Firmengründung in den 90er-Jahren kennt Neta alle Finanztransaktionen Silbersteins, „praktisch jeder Cent wird über ihn abgewickelt“, sagen Insider aus dem Silberstein-Umfeld. Er ist das Mastermind in der Beraterfirma. Für alle gilt die Unschuldsvermutung.

  • Silberstein und Steinmetz sollen neun Mio. Euro Schmiergeld für Schürfrechte in der Eisenmine Simandou in Guinea an Guineas Präsidenten und dessen Frau bereitgehalten haben. Simandou ist eine der größten Erzminen der Welt.
  • Weiters werden Silberstein und Steinmetz in Rumänien Immobiliendeals mit einer ­Gesamt-Schadenssumme von rund 145 Mio. Euro vorgeworfen. Auch sollen sie zumindest vier Mio. Euro via die Kanzlei Mossack Fonseca in Panama auf die Virgin Island verschoben haben.

FBI und Schweizer bei Verhör

  • Montag, Morgengrauen in Tel Aviv:  Start der folgenschweren Razzia gegen Israels mächtige Bosse. Mehr als 100 Beamte sind involviert, als Kanzler­berater Silberstein, Steinmetz und drei weitere Männer in ­ihren Residenzen festgenommen werden. In T-Shirts und Jeans werden sie abgeführt. Gleichzeitig werden Computer in den Büros beschlagnahmt, kistenweise Unterlagen durchforstet.
  • Montag, sieben Uhr:  Es folgen erste Einvernahmen durch die Unit 443, eine Elite-Einheit der  Polizei. Bei der Befragung dabei sind auch das FBI und Schweizer Finanzfahnder. Am Schweizer Wohnsitz von Steinmetz sind schon zuvor Durchsuchungen erfolgt.
  • Montag, 10.05 Uhr Knalleffekt, die Wahlkampf-Bombe platzt in Wien. oe24.at und oe24.TV berichten als erste heimische Medien exklusiv und umfassend über die Verhaftung des Kanzler-Gurus in Israel.

In Wien platzt die Polit-Bombe

Etwa zwei Stunden zuvor  schrillen bei der SPÖ alle Alarmglocken. Generalsekretär Georg Niedermühlbichler informiert den Kanzler. Kern-Berater Tal Silberstein, der Kern seit Beginn seiner Amtszeit begleitet,  wird sofort gefeuert. Die Trennung erfolgt zwar rasch. Aber: Für Kern und seinen Wahlkampf ist die Silberstein-Verhaftung  ein absoluter Super-GAU.



Überraschend kam der Mega-Skandal für Kern und sein Team allerdings  nicht: Schon seit Mitte Jänner 2017 ist die Anklage gegen Silberstein und Steinmetz in Rumänien bekannt. Auch die Schmiergeld-Vorwürfe in Guinea sind alles anderes als neu.

ÖSTERREICH berichtete schon im Jänner 2017 über die Korruptionsvorwürfe sowie die Anklage in Rumänien. Der Kanzler tat dies allerdings als „völligen Unsinn“ ab.

Steinmetz: "Ein Polit-Krieg"

  • Montag, Nachmittag: Drei der Festgenommenen werden wieder freigelassen. Tal Silberstein und Beny Steinmetz  bleiben zumindest bis Donnerstag in Haft, so Richter Menachem Mizrachi. Milliardär Steinmetz klagt: „Das ist ein politischer Krieg.“ Er und Silberstein seien unschuldig. Der gesamte Fall beruhe auf Falschaussagen.

Karl Wendl

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