Paukenschlag: Kanzler Werner Faymann legt alle Funktionen zurück
Werner Faymann trat heute Mittag vor die Presse und erklärte seinen Rücktritt. Das sagte der scheidende Kanzler:
"Wenn man die Ehre hat, siebeneinhalb Jahre Bundeskanzler sein zu dürfen, dann sagt man Dankeschön, das sage ich aus tiefster innerer Überzeugung.
Ich bin stolz auf dieses Österreich, das eine Spekulations- und Wirtschaftskrise so bewältigt hat , dass jeder, wo ich hinkomme, fragt, wie habt Ihr das geschafft ohne Sparpaket.
Diese Finanz und Wirtschaftskrise war eine ganz große Herausforderung und die haben wir nur bewältigt mit der Kraft und Stärke, die dieses Land auszeichnet.
Österreich hat auch etwas geleistet. Österreich hat mehr als 90.000 Menschen im Vorjahr ein Asylrecht gegeben. Anfang des Jahres war klar, dass die EU-Lösungen nicht vorhanden sind. Es wäre verantwortungslos gewesen, nicht auf eigene Maßnahmen zu setzen. Nicht, weil sie besser sind, nicht weil man wo hinschwenkt, sondern weil die Realität es verlangt, dass man als Verantwortungsträger Verantwortung übernimmt.
Dazu gab es viel Widerstand, nicht zuletzt auch in meiner eigenen Partei. Viele Diskussionen, die Fingerspitzengefühl verlangen, haben dazu geführt, dass wir im letzten Jahr Maßnahmen gesetzt haben.
Es geht nicht um die Frage, wer hat die Mehrheit in einer Partei. Es ist die Frage, hat man in dieser Zeit der großen Herausforderungen volle Rückendeckung, hat man einen starken Rückhalt in einer Partei. Das muss ich ihnen mit Nein beantworten. Dieser starke Rückhalt ist verloren gegangen. Die Mehrheit alleine ist zu wenig. Und trotzdem bedanke ich mich.
© APA © Reuters © Reuters © Reuters © Reuters © Reuters © Reuters © APA © APA © APA
Ich ziehe aus diesem zu geringen Rückhalt in der eigenen Partei die Konsequenzen und lege die Funktionen als Bundeskanzler und Parteivorsitzender mit heutigem Tag zurück. Dieses Land braucht einen Bundeskanzler, hinter dem die Partei voll steht. Diese Regierung braucht einen Neustart mit Kraft. Wer diesen Rückhalt nicht hat, kann diese Aufgabe nicht leisten. Ich habe mit wenigen Menschen darüber gesprochen, daher haben Sie es vorab nicht erfahren. Ich habe Wert darauf gelegt, dass ich es meinen politischen Freunden nach meiner Familie zuerst sage, dann dem Bundespräsidenten und dem Vizekanzler.
Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass dieses Land ein wunderbares Land und stark genug ist, die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft zu bewältigen.
Die vielen Menschen, die mich auf der Straße angesprochen haben, diese Herzenswärme, die dieses Land auszeichnet, hat mich immer stark gemacht bei meinem Auftreten auf europäischer Ebene.
Ich möchte der Regierung, auch meinen Nachfolger, der zu bestimmen ist, jetzt schon alles erdenklich Gute wünschen. Ich weiß, wie schwierig es ist, an der Spitze einer Regierung zu stehen.
Es geht um viel, es geht um Österreich. Wir sind ein Land, wo ich sehr dankbar dafür bin, diesem Land in dieser Funktion gedient zu haben. Alles Gute."