Schulreform im Finale – innerhalb von zehn Jahren wird das System völlig umgekrempelt.
Die Bildungsreform soll bis 17. November stehen, bis dahin sind noch zwei Runden geplant. ÖVP-Chefverhandler Harald Mahrer zeigt sich optimistisch, dass eine Einigung gelingt. ÖSTERREICH kennt die Grundzüge der Reform bereits.
Der Zeitplan: Bis 2025 alle Schulen umgestellt
In 10 Jahren sollen alle Schulen mehr Autonomie bekommen: 20 % der Schulen sollen bis 2018, weitere 50 % bis 2021 umgestellt sein. Die restlichen 30 % folgen dann bis 2025.
Schuldirektoren: Angel-Punkt der ganzen Reform
Direktorinnen & Direktoren sollen künftig eher Manager sein. Sie werden für fünf Jahre bestellt, gewünscht ist dass sie gleich mehrere Schulen leiten. Sie werden weitgehende Personalhoheit haben: Veto-Recht bei jeder Lehrer-Bestellung. Sie sollen auch Psychologen, IT-Fachleute etc. anstellen dürfen.
Die Lehrer: Sie können Schwerpunkte setzen
Auch Lehrer haben künftig mehr Freiheit: 25 % des Lehrstoffs können aufgeschoben werden, die Lehrer können selbstständig Schwerpunkte setzen. Und Stundenpläne aufbrechen. Beispiel: Das Thema „Altes Rom“ kann einen ganzen Unterrichtstag umfassen. In der Früh Latein, dann Geografie und Geschichte und in Turnen gibt es „Legionärstraining“.
Schule: Schwerpunkt und freie Unterrichtszeiten
Die Schule wird weitgehend autonom: So soll es Rahmen-Öffnungszeiten geben (von 7 bis 18 Uhr). Unterrichtszeiten werden selbstständig festgelegt, etwa von 8.30 bis 16 Uhr. Autonom wird entschieden, ob es verschränkten Ganztagsunterricht gibt. Mehr Selbstständigkeit auch bei den Ferien: Es sind zwei schulautonome Tage mehr geplant. Ganz wichtig: Die Schulen sollen inhaltliche Schwerpunkte setzen (fremdsprachlich, musisch, Sport oder – sehr gewollt – Digitalisierung).
Zentral: Ministerium checkt die Qualität
Die Autonomie darf zu keinem Verlust der Qualität, also des Bildungsniveaus, führen – das Ministerium soll ein Qualitätsmanagement organisieren.
Alle Lehrer zentral abgerechnet
Mit einem Schreiben versuchte der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer Fakten zu schaffen: In den Ländern sollen künftig Bildungsdirektionen geschaffen werden, für alle Lehrer, also die Pflichtschulpädagogen (derzeit Länder) und die der Höheren Schulen (Bund). Prompt lehnte die SPÖ wütend ab.
■ Bildungsdirektionen: Tatsächlich dürften Bildungsdirektionen, aber nicht nach dem Modell Haslauer, sondern so wie der Wiener Stadtschulrat organisiert werden. In Sachen Landeslehrer wäre die Direktion dann eine Landesbehörde, bei den Bundeslehrern dem Ministerium unterstellt.
■ Zentrale Abrechnung: Alle Lehrer sollen künftig über das Bundesrechnungszentrum abgerechnet werden. Damit weiß der Bund, wie viele die Länder beschäftigen.
■ Modellregionen: Die Gesamtschule war bisher noch kein Thema. Allerdings gilt es als fix, dass die Länder in ganzen Bezirken „Modellregionen“ mit Gesamtschulen einrichten dürfen.
Mahrer: "Es geht um neue Freiheit für die Schulen"
ÖSTERREICH: Deadline für die Bildungsreform ist der 17. November. Werden Sie es bis dahin schaffen?
Harald Mahrer: Ich denke schon, dass wir eine Lösung finden. Wir machen ja diese Reform, um die beste Schule für unsere Kinder zu schaffen. Deswegen bin ich ja auch in die Politik gegangen und deswegen bin ich auch optimistisch.
ÖSTERREICH: Wie weit wird die Schulautonomie gehen?
Mahrer: Wir wollen weit gehen. Es geht um eine neue Freiheit für die Schulen, von der die Kinder in den Klassenzimmern ganz konkret profitieren sollen.
ÖSTERREICH: Rechnen Sie mit Protesten der Betroffenen, etwa der Lehrer?
Mahrer: Es gibt natürlich bei jeder Reform Gruppen, die betroffen sind. Irgendwer ist bei solchen Vorhaben immer unzufrieden. Ich rechne aber nicht mit Widerständen.
ÖSTERREICH: Bisher scheiterten Schulreformen oft an den Ländern und der Frage, wer die Lehrer verwaltet. Droht das diesmal ebenfalls?
Mahrer: Also ich habe die Rolle der Länder in den Verhandlungen als sehr konstruktiv erlebt.
G. Schröder