Debatte

Androsch startet Schulbegehren

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Zum Start erklang Mission Impossible.

Es war sein großer Tag: Hannes Androsch lud zum ersten Vernetzungstreffen seines Bildungsvolksbegehrens, und Experten aus dem ganzen Land kamen. Um Punkt 14.15 Uhr fiel im Wiener MuseumsQuartier unter den Klängen von "Mission Impossible" der endgültige Startschuss zu Androschs großer Offensive. Sein Ziel: das "erstarrte Bildungssystem" in einem "nationalen Schulterschluss" endlich wieder in Bewegung zu bringen. Nach dem gestrigen ersten Expertentreffen soll bereits am 3. Februar ein Textentwurf zum Volksbegehren stehen, im Mai soll mit dem Sammeln der 8.032 Unterstützungserklärungen begonnen werden.

Sich selber wollte Hannes Androsch dabei gestern aber gar nicht so wichtig nehmen. "Es geht ja nicht um mich, sondern um die Verbesserung der Bildung in Österreich. Ich bin da nur ein Helfer, ein Katalysator, um es im chemischen Jargon zu sagen", erklärte er im Gespräch mit ÖSTERREICH. Trotzdem war klar: Ohne Androsch als prominenten Vorkämpfer wäre es zum gestrigen Treffen sicher gar nicht erst gekommen.

Tische wurden wie beim Speed Dating gewechselt
"Allein die Tatsache, dass Hannes Androsch ein Volksbegehren angekündigt hat, hat so viel getan und gezeigt, wie notwendig dieses Thema ist", erklärt Unterstützer und Ex-ÖFB-Präsident Beppo Mauhart. Er war ebenso wie 150 andere Experten wie unter anderem Philosoph Konrad Paul Liessmann, ÖH-Vorsitzende Barbara Blaha, BIFIE-Chef Günter Haider und Bildungsexperte Bernd Schilcher zum vierstündigen Austausch in den Ovalsaal des Wiener MuseumsQuartiers gekommen. Der Clou: Insgesamt fünfmal mussten die Diskutierenden wie bei einem Speed-Dating die Tische und Gesprächspartner wechseln. Das Ziel: mit besonders vielen anderen Experten ins Gespräch kommen.

Viele Teilnehmer zeigten sich begeistert. Lehrer-Autor Niki Glattauer: "Die Politik blockiert sich nur selbst. Mit einem Volksbegehren würde man das Problem an der Wurzel packen und die Zwei-Klassen-Gesellschaft aushebeln."

Die ÖVP will „Eltern in die Pflicht nehmen“.

Ist nicht die Schule, sondern sind die Eltern am PISA-Absturz schuld? So steht es zumindest im VP-Bildungskonzept von Wissenschaftsministerin Beatrix Karl: „Für Erziehung und Bildung sind hauptsächlich die Eltern verantwortlich.“ Daher sollen Eltern künftig eine „Bildungsvereinbarung“ mit der Schule abschließen. Experten sind mit Vorbehalt dafür.

Zwar seien Eltern keine Ersatzlehrer. „Wir haben Alleinerzieherinnen und Eltern, die nicht Deutsch können, das muss die Schule ausgleichen“, so Niki Glattauer, selbst Lehrer. Aber die Eltern seien für die Rahmenbedingungen zuständig, so der Buchautor Andreas Salcher: „An manchen Wiener Hauptschulen werden ganze Klassen ohne Frühstück in die Schule geschickt. Es gibt Eltern, die nie zu Sprechtagen kommen, obwohl sie bestellt sind, die unerreichbar sind, wenn ihr Kind schwänzt“, so Salcher. „Die Bildungsvereinbarung könnte regeln, dass die Schule für die Lernleistung zuständig ist, die Eltern für die Rahmenbedingungen.“

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