Erich Lamminger, Chef des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger, will "nicht um Hilfe schreien", aber Fair Play.
Für den Vorstandsvorsitzenden im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, Erich Laminger, sind die Defizite der Krankenkassen "Besorgnis erregend". Das habe schon bei der Prognose im Februar mit einem damals erwarteten Minus von 290 Millionen Euro gegolten und gelte auch jetzt mit einem prognostizierten Defizit von knapp 355 Mio. Euro für heuer, sagte Laminger am Freitag. Er rechnet aber grundsätzlich damit, dass das endgültige Ergebnis noch "etwas besser" sein wird, so wie in den vergangenen Jahren auch.
Überschuss-Erwartung musste zurückgenommen werden
Sorge
macht Laminger aber nicht nur das Minus aller Gebietskrankenkassen, sondern
auch, dass die Versicherung der Selbstständigen ihre Überschuss-Erwartung
deutlich zurücknehmen musste. Ein besonderer "Sorgenfall" ist für den
Hauptverbandschef Wien. Wien sei aber nicht alleine, in Kärnten und der
Steiermark sei das Defizit gemessen an den Einnahmen noch dramatischer.
Laminger verwies darauf, dass die WGKK einerseits vor dem Erreichen der
Grenze ihrer Zahlungsfähigkeit und andererseits in den Vertragsverhandlungen
mit der Ärztekammer stehe. "Das ist ein Zeitpunkt, wo man sich sehr
vorsichtig bewegt", sagte Laminger auf die Frage, ob die Wiener ihre
Situation vielleicht noch dramatischer darstellen als sie ohnehin ist, um
Druck auf die Politik auszuüben.
Finanzierungs-Frage noch nicht gelöst
Laminger erinnerte
auch daran, dass die Frage der Finanzierung der Kassen von der Politik "noch
nicht endgültig gelöst" sei. Die Sozialversicherung sei ein
selbstverwaltetes System, deshalb wolle man "nicht um Hilfe schreien", aber
man wolle "Fair Play", sagte Laminger. Nachhaltige Lösungen sollten
gemeinsam erarbeitet werden. Konkret plädiert er dafür, die seit 1996
unveränderten Pauschalbeträge der Sozialversicherung für die Spitäler zu
reduzieren, weil Leistungen zum niedergelassenen Bereich gewandert seien.
Vor allem Wien habe das Problem, dass Leistungen vom Spital zu den
niedergelassenen Ärzten gegangen seien, etwa Befundungen vor Operationen.
Das Geld müsse auch der Leistung folgen.
Problem: Mengensteigerung
Grundsätzlich ortet Laminger den Grund
für die weitere Verschlechterung der Prognosen in der eingetretenen
Mengensteigerung - sowohl bei den Arztfrequenzen als auch bei den
Medikamenten. Bei den Ausgaben für Arzneimittel habe man zuletzt von Monat
zu Monat "ausgesprochene Bocksprünge" registriert. Zudem sei auch ein
Anstieg bei den Krankengeldern um 8,1 Prozent zu verzeichnen.