Europa müsse "Menschen vor dem Ertrinken retten", so die Veranstalter.
"Jenes Mittelmeer, in dem viele von uns in wenigen Wochen im Urlaub baden werden, ist zu einem Massengrab geworden", sagte Klaus Schwertner, Geschäftsführer der Caritas der Erzdiözese Wien, im Rahmen einer Solidaritätsaktion für Bootsflüchtlinge am Donnerstag. Mit "5 vor 12" setzten österreichische Jugendorganisationen vor dem Bundeskanzleramt ein Zeichen gegen das "Massensterben im Mittelmeer".
Anlässlich des EU-Gipfels, bei dem der Zehn-Punkte-Plan zur Flüchtlingsrettung besprochen werden soll, wurden am Ballhausplatz in Wien Boote gebaut statt zerstört. "Wir wollen nicht dass in den Schutz durch Zäune im Mittelmeer investiert wird sondern in den Schutz von Menschen", appellierten die Aktivisten, die teilweise Masken von Kindergesichtern mit ausgeschnittenen Augen trugen, an die Politik.
Tausende Tote
Um fünf vor zwölf - um 11.55 Uhr - wurden Papierschiffe symbolisch ins Wasser gesetzt, obwohl es laut Schwertner "eigentlich bereits nach zwölf ist", und damit Solidarität mit den seit dem Jahr 2000 über 24.000 im Mittelmeer ertrunkenen Kindern, Jugendlichen, Frauen und Männern gezeigt. An der Aktion beteiligten sich u.a. youngCaritas, die Katholische Jugend Österreich sowie die Muslimische Jugend Österreich, UNICEF, SOS Kinderdorf, das Österreichische Jugendrotkreuz, Amnesty International und weitere Kinder- und Jugendorganisationen. "Für uns ist klar, wir wollen ein Europa, das Menschen vor dem Ertrinken rettet. Wenn das Boot voll ist, bauen wir eben neue", sagte Martin Saboi von der youngCaritas laut einer Aussendung im Vorfeld. Und es werde, so die Veranstalter, nicht der einzige Event bleiben.
In den nächsten 24 Stunden werden in vielen Ländern Europas Papierschiffe gebaut, zu Wasser gelassen und in den sozialen Medien verbreitet werden. Mit der heutigen Aktion wurde zudem auch für eine "Petition gegen ein Massensterben im Mittelmeer" geworben und zur Unterzeichnung aufgerufen. Die Petition fordert die österreichische Bundesregierung auf, sich innerhalb der EU für eine "menschliche Politik im Umgang mit schutzsuchenden Menschen" einzusetzen. Konkret heißt das die sofortige Wiedereinführung der Rettungsaktion "Mare Nostrum" mit Rettungsbooten durch gemeinsame Mittel aller EU-Mitgliedsstaaten im Mittelmeer, sicheren und legalen Zugang für schutzsuchende Menschen, zu gewährleisten, um in Europa Asyl zu beantragen und die rasche Einberufung eines EU-Gipfels der EU-Regierungschefs gemeinsam mit der Zivilgesellschaft um eine "gemeinsame, menschliche europäische" Flüchtlingspolitik zu erreichen.