Bunt gemischt waren die Teilnehmer bei der von der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) in Wien organisierten Demonstration gegen das gebrochene Wahlversprechen der SPÖ bei den Studiengebühren.
Aus den wenigen hundert Personen beim Start vor dem Wissenschaftsministerium am Minoritenplatz - die ÖH sprach von 700 - stachen vor allem die zahlreichen Journalisten sowie einige als Chirurgen verkleidete Medizin-Studenten hervor. Die Demonstranten - allen voran die SPÖ-nahen Organisationen - taten ihren Unmut über die SPÖ und speziell über Bundeskanzler Alfred Gusenbauer lautstark kund: Mit "Aufstehen statt Umfallen" und "Wer hat uns verraten - Sozialdemokraten" wurde gegen die Studiengebühr protestiert.
Niere gegen Studiengebühr
Die Jung-Mediziner sorgten
anfangs auch für die meiste Stimmung - eine Studentin bot etwa auf einem
Transparent auf ihrem Rücken eine Niere zum Verkauf an. Preis: 363,36 Euro -
also die Studiengebühren für ein Semester. Lustig, aber schwer
nachvollziehbar war dann der "Schlachtruf" der Mediziner: "Für
den Kanzler Gusenbauer gibt es keinen Venenstauer."
Grünewald bei Demo
Für die Demo recycelt haben die Grünen
das "Hier fliegt Ihre Studiengebühr"-Transparent mit dem Bild
eines Eurofighters, das sie am Dienstag im Nationalrat präsentiert hatten -
Wissenschaftssprecher Kurt Grünewald (G) mischte sich bei der Kundgebung
unter die Demonstranten.
"Aufstehen statt Umfallen"
Zum Teil waren aber auch
alte Feindbilder vertreten: Eine Teilnehmerin fragte etwa ihre Begleiter, ob
sich "die Gehrer" (Ex-Bildungsministerin Elisabeth Gehrer, Anm.)
zeigen werde. Die Antiimperialistische Koordination (AIK) war mit einem "Regierung
der Lügner"-Transparent vertreten, andere begnügten sich nicht mit
einer Abschaffung der Studiengebühren, sondern verlangten "Revolution".
Der Verband Sozialistischer StudentInnen (VSStÖ) meinte in Richtung
Mutterpartei SPÖ "Aufstehen statt Umfallen", die SP-nahe
Aktion Kritischer SchülerInnen "Eine andere Regierung ist
(durchgestrichen, Anm.) war möglich".
Viele Pensionisten
Für eine Studenten-Demo auffällig war der
hohe Anteil von Pensionisten am Minoritenplatz. ÖH-Vorsitzende Barbara Blaha
freute sich vor Journalisten dementsprechend über die große Solidarität der
älteren Generation, von der es auch zahlreiche Unterstützungs-Mails gegeben
habe.
"Wir trauern um unsere Partei"
In Graz versammelten
sich die Studenten vor dem Hauptgebäude der Universität. Sie protestierten
u.a. mit einem Trauerkranz mit der Aufschrift "Wir trauern um unsere
Partei 31. 12. 1888 - 11. 1. 2007 Sozialistische Jugend Steiermark"
oder Transparenten mit Sprüchen wie "Wer hat uns verraten -
Sozialdemokraten" oder "KSV fordert Studiengebührenboykott".
Anschließend marschierten sie über die Zinsendorfgasse und Glacisstraße bis
zum Hauptplatz, wo kurz nach 15.00 Uhr die Abschlussveranstaltung
stattgefunden hat. Der Rektor der Uni Graz, Alfred Gutschelhofer, hatte die
Lehrenden in einem Brief ersucht, die Studenten für den Zeitraum der
Kundgebung von der Anwesenheitspflicht zu entbinden.
In Innsbruck findet um 19.00 Uhr im Hörsaal 7 der Geisteswissenschaften eine Hörerversammlung statt. Morgen, Donnerstag, sind in Linz Proteste geplant.