So spannend war das Rennen um die Hofburg seit Jahrzehnten nicht: Zehn Monate vor der Präsidentschaftswahl ist der Kampf um die Hofburg voll angelaufen.
Die Ereignisse im Rennen um die Hofburg überschlagen sich: Seit gestern ist klar, dass die ÖVP einen eigenen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl aufstellen will. Ausgerechnet jener Mann in der ÖVP, der als Favorit dafür gilt, hat das klar gemacht: Niederösterreichs Landeshauptmann und mächtigster ÖVP-Politiker Erwin Pröll meint, die ÖVP soll einen Gegenkandidaten zu SP-Präsident Heinz Fischer in die Wahl schicken.
ÖVP-Spitze für Erwin Pröll
Damit hat er
ausgesprochen, was sich hohe ÖVP-Funktionäre ebenso wie die Parteibasis
wünschen: Erwin Pröll soll im Kampf um die Hofburg antreten. Der steirische
VP-Chef Hermann Schützenhöfer dazu gestern klipp und klar: „Ich kenne keine
Persönlichkeit in der Republik, die mit einer solchen Reputation
ausgestattet ist, wie Erwin Pröll. Mit ihm hätten wir sicher die größten
Chancen.“ Schon zuvor hat sich sein Amtskollege aus Oberösterreich, Josef
Pühringer, in ÖSTERREICH für Pröll stark gemacht: „Er wäre ein fähiger
Kandidat.“
Nun liegt es nur noch an Pröll selbst, sich für die Kandidatur zu entscheiden.
Fischer vorn
Vorab scheint klar: Heinz Fischer ist haushoher
Favorit. Die 1. Umfrage von Gallup für ÖSTERREICH (vom April 2009) zeigt:
- Im direkten Duell würden derzeit 67 Prozent der Wähler Heinz Fischer ihre Stimme geben. Nur 18 Prozent sprechen sich für Erwin Pröll aus.
- Schon enger wird das Match, wenn (wie erwartet) gleich vier Parteien ihre Kandidaten ins Rennen schicken: Dann liegt Heinz Fischer nur noch mit 54% voran, Pröll käme auf 17 Prozent, ein FPÖ-Kandidat hätte 10% und ein Grün-Kandidat noch 9%.
- Endgültig zum Krimi wird die Wahl, wenn man sich die Detail-Analyse der Umfragedaten ansieht: Denn das Potenzial, das Pröll hat, ist enorm: Derzeit sprechen sich noch 52 Prozent der ÖVP-Wähler für Fischer aus und nur 39% für Erwin Pröll.
Sobald Pröll eine Kandidatur fix verkündet, wird eine massive Wanderbewegung zur ÖVP stattfinden, sind sich Meinungsforscher einig. Politologe Peter Filzmaier betont: „Fischers Problem ist, dass er derzeit so hoch in den Umfragen liegt, ein Abwärtstrend kann hier eine Negativ-Spirale in Gang setzen.“
Zweiter Wahlgang
Sobald vier oder mehr Kandidaten in den
Präsidentschafts-Wahlkampf gehen, wird es für Fischer eng: Denn dann ist ein
zweiter Wahlgang für den amtierenden Präsidenten so gut wie sicher.
Und: Dass im zweiten Wahlgang gute Wahlkämpfer und frische Gesichter die besten Chancen haben, zeigte sich zuletzt 1992, als der völlig unbekannte ÖVP-Kandidat Thomas Klestil den bekannten und angesehenen SPÖ-Minister Rudolf Streicher im zweiten Wahlgang völlig überraschend besiegte.
Kommt Claudia Haider?
Dass die FPÖ jedenfalls einen Kandidaten
gegen Fischer nominiert, ist für FP-Chef Heinz-Christian Strache fix. Im
Interview mit ÖSTERREICH erklärt er, dass die FPÖ einen „ehemaligen
Vizekanzler oder Nationalratspräsidenten“ gegen Fischer, der ihm zu
parteipolitisch agiert habe, nominieren wird. Und auch die Grünen wollen fix
mitmischen.
Sensationell aber: Das BZÖ will Claudia Haider zu einer Kandidatur bewegen. Haider soll nicht für die „Orangen“ antreten, sondern für eine Plattform, die das BZÖ mit den Grünen, Unabhängigen oder einer Bürgerinitiative bilden möchte. Nun ist nur noch die Frage offen: Tritt Heinz Fischer tatsächlich wieder an – im Wissen, dass ihm eine Stichwahl fast fix bevorsteht...