ÖSTERREICH

Der nächste Gagen-Skandal von Michaelis

18.03.2010

Nach einem ÖSTERREICH-Bericht samt Pröll-Brief verzichtet Michaelis auf höhere Post-Prämien. Aber: Er will höhere Gage bei der Telekom. Jetzt fordert SPÖ-Rudas die Auflösung der ÖIAG.

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Heute gegen 10 Uhr früh meldete sich Peter Michaelis telefonisch bei seinem Chef. Der heißt bekanntlich Josef Pröll und war gar nicht erfreut über seinen ÖIAG-Chef. Aber der umstrittene Gagenkaiser Michaelis zeigte sich „einsichtig“: Er und die übrigen Post-Aufsichtsräte würden nun doch auf ihre höheren Prämienforderungen – die sie erst am Montag beschlossen hatten – verzichten, beteuerte Michaelis. Ganz freiwillig erfolgte der nunmehrige Verzicht freilich nicht:

Am Mittwoch deckte ÖSTERREICH auf, dass Herr Michaelis als Post-Aufsichtsratsvorsitzender am Montag nicht nur ein hartes Sparpaket samt 900 Kündigungen beschlossen hatte, sondern auch seine Post-Bezüge von 28.900 auf 42.000 € anheben wollte – und das bei einer Jahresgage von 715.000 Euro.

Prompt wandte sich der Betriebsrat an Finanzminister Josef Pröll als Eigentümervertreter der ÖIAG. Und am Donnerstag veröffentlichte ÖSTERREICH als erstes Medium einen Brief von Pröl, in welchem er Michaelis „unmissverständlich zum Verzicht“ aufforderte. Und Michaelis folgte brav. Ist nun also alles wieder gut? Wohl kaum.

Wie viel Michaelis und Co. von der Telekom wollen
Denn der umstrittene ÖIAG-Boss ist ja nicht nur Aufsichtsratsvorsitzender der Post, sondern auch der Telekom. Und hier wird es jetzt pikant:

  • Wie ÖSTERREICH-Recherchen zeigen, hat der Telekom-Aufsichtsrat in der Aufsichtsratssitzung vom 23. Februar 2010 still und heimlich ebenfalls eine rückwirkende Erhöhung der Bezüge – schriftlich – beschlossen.
  • Michaelis soll demnach als Telekom-Aufsichtsratschef statt bislang 30.000 Euro nun 40.000 Euro einstreifen.
  • Sein Stellvertreter im Telekom-Aufsichtsrat sollte von 22.500 Euro auf 30.000 Euro angehoben werden.
  • Und die übrigen Kapitalvertreter sollten künftig statt 15.000 Euro 20.000 Euro kassieren.

Die Belegschaftsvertreter in den Aufsichtsräten erhalten übrigens keine Gagen.

Mit dieser heimlichen – und bislang verheimlichten – neuerlichen Bezüge-Erhöhung dürfte Michaelis die Politik – just in Sparzeiten – wohl einmal zu viel gereizt haben.

Rücktrittsaufforderung und neue Prämien
Immerhin erklärte Pröll im ÖSTERREICH-Gespräch nach dem Post-Verzicht von Michaelis bereits: „Das war absolut notwendig. Es hat wohl niemand Verständnis dafür, wenn sich Manager in Sparzeiten plötzlich die Bezüge erhöhen. Das ist inakzeptabel.“

Jetzt ist wohl ein neuerlicher mahnender Brief von Josef Pröll an Peter Michaelis nötig.

Rudas: Auflösung der ÖIAG "besser heute als morgen"

SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas bekräftigte heute, Freitag, ihre Forderung nach Auflösung der ÖIAG. "Und zwar besser heute als morgen", so Rudas. Die ÖIAG sei ein "Relikt, das sich überlebt hat", so die SPÖ-Bundesgeschäftsführerin. Die jüngsten Ereignisse um ÖIAG-Boss Michaelis bezeichnete Rudas als "skandalös". In Zeiten, in denen überall gespart werden muss, gönnt Michaelis seinen Aufsichtsrats-Kollegen eine saftige Bezugserhöhung von bis zu 85.000 Euro.

Ähnliches plante Michaelis für die Post-Aufsichtsräte, musste dann jedoch - angesichts des gemeinsamen Widerstandes von Belegschaftsvertretern und von SPÖ-Staatssekretär Josef Ostermayer - zurückrudern. Zynisches Detail: Während Michaelis den Aufsichtsräten Gehaltserhöhungen verschaffen wollte, werden bei der Post Arbeitsplätze eingespart. "Dies zeigt deutlich, wie fernab jeglicher Realität Michaelis agiert. Die Gagen-Erhöhung für seine Freunde aus dem Aufsichtsrat ist eine Verhöhnung der hart arbeitenden Österreicherinnen und Österreicher", so Rudas.

Unverständnis äußerte die SPÖ-Bundesgeschäftsführerin auch angesichts der Aussagen von Finanzminister Pröll. Er möchte bis 2011 an Michaelis festhalten. "Die ÖIAG ist ein kostenverursachendes Relikt, auf das die Republik Österreich und die Steuerzahler verzichten können", fordert Rudas.

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