Tiefe Trauer unter den Redakteuren und Lesern um einen der prägendsten Zeitungsmacher des Landes: „Krone“-Herausgeber Hans Dichand starb gestern an den Folgen eines Nierenversagens.
Wenige haben das Land so geprägt wie er – fünf Jahrzehnte war er der führende Zeitungs-Verleger Österreichs: Gestern Vormittag kurz vor 11 Uhr starb Hans Dichand , der mächtige Herausgeber der „Kronen-Zeitung“, im 89. Lebensjahr.
In nur sieben Monaten wäre Dichand 90 Jahre alt geworden, an den Feierlichkeiten für diesen besonderen Geburtstag wurde bereits gearbeitet – den eigenen Redakteuren und vielen Lesern galt der Zeitungs-Doyen fast schon als „unsterblich“.
Mit 89 kam Dichand jeden Tag in sein Büro im 16. Stock des Pressehauses, gestaltete von dort wie eine graue Eminenz jeden Tag die Titelseite und die Leserbriefseiten seines Blatts – feuerte letzte Woche sogar noch – über die Köpfe der Chefredakteure hinweg – die Gesellschaftsreporterin seiner „Krone“, weil er sich über eine Strache-Kolumne geärgert hatte, telefonierte – zuletzt schon mit brüchiger Stimme – mit den führenden Politikern.
Mit Blaulicht ins AKH: Die Niere versagte Sonntag
Seit mehreren
Jahren bereits wurde Hans Dichand von altersbedingten Krankheiten geplagt.
Doch erst Donnerstag vergangener Woche wurde sein Zustand so dramatisch,
dass er alle Termine im Büro absagen musste. Seine Frau rief die Rettung,
erste Diagnose war „schwere Bronchitis“, Dichand wurde mit Blaulicht ins AKH
gefahren, kam sofort auf die Intensivstation, wurde künstlich beatmet.
Sohn erhielt Todesmeldung in der „Krone“-Konferenz
Sehr
rasch wurde akutes Nierenversagen beim „Krone“-Verleger diagnostiziert, über
das Wochenende verschlechterte sich sein Zustand dramatisch, in der Nacht
auf Donnerstag versagten die Nieren, kurz nach 10 Uhr dann alle Organe.
Als Hans Dichand kurz vor 11 Uhr starb, war seine Frau Helga an seiner Seite, hielt seine Hand – sie wird (wenn es Dichand per Testament nicht anders verfügt hat) die Haupt-Erbin seines Vermögens und der „Krone“ werden.
Dichands Sohn Christoph, der vom Vater als Chefredakteur und Nachfolger eingesetzt wurde, erfuhr die Todesmeldung, als man ihm kurz nach 11 Uhr mitten in die Redaktions-Sitzung der „Krone“ eine Botschaft reichte. Er ging ans Telefon, hörte die Nachricht mit versteinerter Miene, verließ ohne ein Wort das Pressehaus.
Die gesamte „Krone“-Redaktion wartete zweieinhalb Stunden tief erschüttert auf die offizielle Todesnachricht, die die APA erst um 13.39 Uhr veröffentlichte, weil Gattin Helga den Wunsch hatte, dass alle drei Kinder in Ruhe von ihrem Vater Abschied nehmen konnten.
Um 14 Uhr hisste die „Krone“ am Pressehaus die schwarze Fahne – im Wissen, dass nach dem Tod des „Krone“-Chefs nichts mehr wie früher sein wird.