Ein Gehaltsplus von ein Prozent. Automatische Gagen-Erhöhungen von 3,7 % alle zwei Jahre. Traumpensionen. Österreich ärgert sich über die Beamten-Gagen – zu Recht?
Fritz Neugebauer ist der Mann der Woche. Zumindest für 300.000 öffentlich Bedienstete in Bund, Ländern und Gemeinden, die vom Poker zwischen Neugebauers Gewerkschaft öffentlicher Dienst (GÖD) und der Regierung betroffen sind.
Am Mittwoch knapp vor fünf hat sich die Mischung aus Sitzfleisch, dosierten Streikdrohungen sowie diskreten Absprachen im Hintergrund ausgezahlt: Die geplante „Magermilch“ von 0,5 Prozent hat Fettaugen bekommen: Die Beamten bekommen ein Plus zwischen 0,9 und 1,2 % sowie eine „Kaufkraftstärkung“ von 4 €. Das kostet 111 Mio. € – was in Summe einem Gehaltsplus von einem Prozent entspricht.
Doch das ist nicht alles: Öffentlich Bedienstete rücken gehaltsmäßig ohnehin alle 2 Jahre vor, und zwar um 3,7 % – das verschlingt weitere 190 Mio. € im Jahr.
Angestellte abgehängt
Satte 39 Mrd. € kosten 350.000
öffentlich Bedienstete des Bundes, der Länder und der Gemeinden pro Jahr –
knapp ein Drittel aller Staatsausgaben. Der alte Spruch „Als Beamter hast
nix, das dafür fix“ gilt längst nicht mehr. Mit einem Jahressalär von 43.443
€ brutto haben Beamte die Angestellten (43.246 €) abgehängt.
Tatsache ist: Beamte genießen teils skurrile Zulagen. Und: Ärzte oder auch Sektionschefs und Gerichtspräsidenten halten locker mit Spitzenmanagern in der Privatwirtschaft mit.
Hohe Pension
Das Problem liegt woanders: Sind die Anfangsgehälter
guter Durchschnitt – so steigen Beamte im Lauf ihres Berufslebens in lichte
Höhen: Staatsanwälte etwa beginnen mit 3,600 € – am Ende liegen sie bei
7.000 €. Und dann noch die Pension, die bis zu 80 Prozent des
Letztgehalts betragen kann: Ein Akademiker im Bund hat einen
durchschnittlichen „Ruhegenuss“ von 2.268 € – in Kärnten sogar von 3.594 €
(und darf hier statt mit 65 Jahren sogar mit 61,5 Jahren in Pension gehen).
Zwar gibt es auch heuer wieder einen Anlauf, die Gehaltskurve zu verflachen, also Neueinsteigern mehr, dafür den Älteren weniger zu zahlen. Nur: Der Bund hat die nötigen 200 Millionen nicht. Und der GÖD-Chef bleibt hart, wenn es darum geht, dass sich die Beamten die Reform selbst bezahlen – etwa durch eine Arbeitszeitverlängerung.
Letzter Beweis, dass es den Beamten gut geht, ist die Verhandlungstaktik der GÖD. Neugebauer schaut besonders auf seine Gut-Verdiener: Sektionschefs mit 9.000 € streichen ein Plus von 83 € ein. Versuche, den Großen nichts, den Kleinen aber mehr dazuzugeben, sind auch diesmal an der Beamtenmauer zerschellt.