Urlaube, Partys und Rechnungen in einem Schuhkarton. Hintergründe einer Affäre.
Der Bruderkrieg in Blau wird immer brutaler. Nachdem Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp seinem Ex-Boss Heinz-Christian Strache mutmaßlichen Betrug in der Spesenaffäre vorgeworfen hatte, will Strache diesen nun wegen „Ehrenbeleidigung und Kreditschädigung“ klagen. Der Akt Strache – im konkreten Fall jener über mutmaßliche Untreue und mutmaßlichen Betrug im Zusammenhang mit der Spesenaffäre – ist jedenfalls umfangreich.
Sogar Kunstgegenstände auf Parteikosten
Es geht um mindestens 500.000 Euro, die Strache für Partys, angeblich auch für Escortdamen, für private Anschaffungen, Taxifahrten en masse für Familienmitglieder, Luxus-Urlaube, Kunstgegenstände und Co umgewandelt auf FP-Kosten verrechnet habe. Der gefallene Ex-FPÖ-Vizekanzler weist alle Vorwürfe von sich. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Strache, seine Ehefrau Philippa sowie drei einstige Mitarbeiter des Ex-FP-Chefs werden als Beschuldigte im Akt geführt. Diese drei Mitarbeiter – darunter Straches langjähriger Sicherheitschef und Ex-FP-Bezirksrat sowie seine frühere Assistentin – belasten sowohl ihren Ex-Boss Strache als auch sich selbst. Der Vorwurf: Strache sagt, dass er von seinen Ex-Mitarbeitern reingelegt worden sei und die Rechnungen zurückbezahlt habe.
In der ÖSTERREICH vorliegenden Aussage von Oliver R. (dem Ex-Sicherheitschef) gab dieser der Polizei zu Protokoll: „Wir verrechneten mit Frau S. und mussten umgewandelte Rechnungen beibringen. Die Originalbelege z.B. Merkur Lebensmittel habe ich bei mir, aber habe dafür andere Rechnungen gesucht“. Auf die Frage der Beamten, wie die Umwandlung funktionierte, sagt R.: „Frau S. nannte mir den Betrag, der fehlte als Beispiel – z.B. 2000 Euro und ich trieb dann passende Rechnungen auf sowohl für von mir bezahlte Aufwendungen“ als auch „von Kollegen“. Und brisant: „Jene Belege, die ich zwecks Umwandlung beibegracht habe, sind jene, die ich kopiert habe“. Diese habe er „in einer Schuhschachtel“ gesammelt, die die Polizei sichergestellt hat.
Aussagen der Belastungszeugen
Selbst Ibiza-Reise 2017 soll er FPÖ verrechnet haben
Die Ermittler überprüften sämtliche dieser Rechnungen in den Geschäften, in denen Strache eingekauft habe, um noch Originalrechnungen aufzufinden. Nun wollen die Ermittler Straches Konto einsehen. Besonders pikant: Selbst die Ibiza-Reise 2017, die 2019 zu seinem Rücktritt geführt hatte, soll er der FPÖ verrechnet haben. Strache sagt, er habe stets alles zurückgezahlt und sei ein „Opfer“. Isabelle Daniel