Die Reaktionen auf das EU-Klimapaket fallen äußerst scharf aus. Wirtschaft und Umweltschützer haben jedoch freilich unterschiedliche Interessen.
Der Wirtschaftsminister hätte sich von der Kommission ein differenzierteres Vorgehen erwartet. Für Österreich würden die 11 bis 12 zusätzlichen Prozent in Summe einen Anteil von 35 Prozent bedeuten. Andere Länder, die nur einen drei- bis vierprozentigen Anteil haben, müssten den Anteil an erneuerbarer Energie auch nur um 11 bis 12 Prozent erhöhen, kritisierte Bartenstein. Dass sich die Regierung im Regierungsübereinkommen 45 Prozent vorgenommen habe, sei eine österreichinterne Angelegenheit. Wenn man sich jedoch auf EU-Ebene zu einem bestimmten Ziel verpflichte, müsse man sich nach den finanziellen Folgen bei einer Verfehlung fragen.
Stahlindustrie muss geschützt werden
Der Wirtschaftsminister
verlangte auch, dass man die Stahlindustrie schütze, denn Arbeitsplätze
wolle wohl niemand gefährden. So würde eine in China produzierte Tonne Stahl
einen doppelt so hohen CO2-Ausstoß produzieren wie eine in Europa
hergestellte Tonne. Er sprach sich daher für Gratiszuteilungen von
CO2-Zertifikaten in "einem angemessenen Ausmaß" aus. Barteinstein kann sich
auch vorstellen, Importstahl stärker zu belasten und Exporte im Gegenzug zu
entlasten. Ziel sei es, die Klimaanliegen voranzutreiben, dabei aber keine
Jobs zu gefährden.
VEÖ: "Vorgaben überzogen"
Für den Verband der
Elektrizitätsunternehmen Österreichs (VEÖ) sind die EU-Vorgaben bei
erneuerbaren Energien und Klimaschutz überzogen. "Österreich und hier
insbesondere auch die österreichische E-Wirtschaft hat sich immer zu einem
aktiven Klimaschutz und Umweltschutz bekannt - längst bevor dieses Thema in
aller Munde war", betonte VEÖ-Präsident Leo Windtner.
AK: "Am Klimaschutz vorbei"
Die Forcierung von
Biotreibstoffen im Klimapaket der EU ist der falsche Weg, kritisierte die
AK. Dieses sieht vor, dass bis 2020 EU-weit 10 Prozent der Treibstoffe auf
biologischer Basis produziert werden sollen - ein Mehrfaches der heutigen
Menge. Die EU-Kommission wolle zwar künftig "nachhaltige" Biotreibstoffe,
wesentliche ökologische und soziale Kriterien werden dabei außer Acht
gelassen, zum Beispiel der Schutz von Wasserressourcen. Die vom
Umweltausschuss des EU-Parlaments und von Umweltschutzorganisationen
geforderten Anforderungen an die Zertifizierung von "nachhaltigen"
Biotreibstoffen wurden bisher aber von der EU-Kommission abgelehnt.
Bauern fordern "modernes Ökostromgesetz"
Die
Klima- und Energieziele der EU sind für den Präsident der
Landwirtschaftskammer Österreich, Gerhard Wlodkowsky, "eine
Herausforderung". Gemeinsam sei diese aber zu schaffen, hieß es am Mittwoch.
Die Bauern würden ihre volle Mitwirkung jedenfalls anbieten. Aus der
Landwirtschaft könne das notwendige Plus an Ökoenergie ohne Einschränkung
der Lebensmittel-Produktion zur Verfügung gestellt werden, da nun nach dem
Ende der Flächenstilllegung 10 Prozent mehr an Ackerflächen zur Verfügung
stünden. Voraussetzung für die klima-aktive Rolle der Landwirtschaft seien
aber geeignete gesetzliche Rahmenbedingungen, wie ein modernes
Ökostromgesetz, so Wlodkowski.
Greenpeace: "Nicht ausreichend"
Der Entwurf zur
Erreichung des EU-Klimaschutzziels von minus 20 Prozent CO2-Emissionen bis
2020 werde der Herausforderung durch den globalen Klimawandel noch immer
nicht gerecht, kritisierte die Umweltorganisation Greenpeace. Um die
Erderwärmung unter 2 Grad Celsius zu halten, müssten laut UN-Weltklimarat
die CO2-Emissionen der Industriestaaten um 25 bis 40 Prozent bis zum Jahr
2020 reduziert werden.