Erich Foglar

Die Rechenmaschine des ÖGB

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Der 53-Jährige wurde durch die Metallergewerkschaft groß.

Es wird wieder ernst im ÖGB. Auf den launigen Rudolf Hundstorfer folgt nun der knorrige Erich Foglar. Der frühere Metaller-Chef gilt im Gewerkschaftsbund mehr als verlässliche Rechenmaschine denn als öffentlichkeitstauglicher Strahlemann. Eines scheint mit dem Pragmatiker als Präsidenten sicher: Der ÖGB wird in den kommenden Jahren einen verlässlichen Kurs halten.

Öffentlichkeit
Foglar, geboren am 19.10.1955 in Wien, ist eine eher konservative Ansage der Gewerkschaft. Der langjährige Metaller-Funktionär gilt nach außen als spröde, dafür als solider Arbeiter, fleißig und konsequent und als Finanzfachmann. Der große öffentliche Auftritt ist nicht ungedingt das seine, auch wenn sich der 53-Jährige zumindest den Medien gegenüber in den letzten Jahren ein wenig geöffnet und beim ÖGB-Kongress dieser Tage mit ziemlich feurigen Reden überrascht hat.

Lehrling bei Philips
Seine Karriere ist eine klassische Gewerkschafter-Laufbahn. Seit 1971 ist der gelernte Werkzeugmacher Mitglied der Metaller. Bei der Firma Philips absolvierte er die Lehre, arbeitete anschließend dort als Facharbeiter. 1979 wurde er Betriebsrat. Nebenbei besuchte Foglar die Gewerkschaftsschule und die Sozialakademie. 1987 wechselte er dann in die Metaller-Gewerkschaft, zunächst als Sekretär, ab 1992 als Zentralsekretär.

Ziehsohn
In dieser Zeit begann auch Foglars unaufhaltsamer Aufstieg an der Seite von Rudolf Nürnberger, der die Metaller über Jahrzehnte leitete und den gebürtigen Wiener rasch zu seinem politischen Ziehsohn auserkor. Rasch verlegte sich Foglar auf die Finanzen, und das nicht unerfolgreich. Die Metaller gelten bis heute als eine der "reichsten" Gewerkschaften, nicht umsonst wurden in den letzten Jahren immer mehr Teilgewerkschaften "geschluckt", zuletzt Agrar-Nahrung-Genuss und Chemiearbeiter.

BAWAG-Aufsichtsrat
Aus der BAWAG-Affäre ging Foglar unbeschadet hervor, auch wenn er im Aufsichtsrat tätig war. Ganz im Gegenteil: Das Platzen der BAWAG-Bombe spülte Foglar rasch nach oben. Als Günter Weninger den Hut nehmen musste, hatte er den Sanierer zu geben und übernahm den Posten des Finanzchefs. Unangehmste Aufgabe angesichts eines am Rand der Pleite trudelnden Gewerkschaftsbundes: Der Verkauf der BAWAG, den er mit Präsident Hundstorfer sowie dem neuen Finanzchef Clemens Schneider abzuwickeln hatte.

Metaller-Chef
Zu diesem Zeitpunkt war Foglar nämlich den delikaten Posten des Finanzreferenten schon wieder los, denn Rudolf Nürnberger hatte entnervt von den Vorgängen, die zum Niedergang des ÖGB geführt hatten, das Handtuch geworfen und wenig überraschend an seinen Lieblingsschüler weitergegeben. Eigentlich war man davon ausgegangen, dass Foglar nun eine ähnliche Langzeit-Karriere wie Nürnberger bei den Metallern anstreben würde.

Choleriker
Doch es kam anders. Als sich Hundstorfer in die Regierung verabschiedete, brachte dieser seinen Wunschmann in Position. Einen Deal mit der GPA später - Wolfgang Katzian wurde als FSG-Chef installiert - war Foglar auch schon geschäftsführender Präsident, und das ziemlich unumstritten. Auch die anderen Fraktionen attestieren ihm Fleiß und Handschlagqualität. Intern war Foglar nicht immer so unumstritten. Auch wenn er sich nach außen neuerdings freundlich gibt, kann Foglar auch mal cholerisch werden, wenn ihm etwas gegen den Strich geht, erzählt man sich in der Gewerkschaft.

Privates weiß man über Foglar nicht viel. Er ist verheiratet und Vater von zwei Töchtern. Einzig bekanntes Hobby des "Zahlenmenschen" ist Joggen. Außerdem ist er Abonnent im Vienna English Theatra.

Stationen seiner Karriere:

  • 1979-1987 Betriebsrat (von 1982-1987 freigestellt)
  • 1985-1987 Stv. Vorsitzender der Arbeiterbetriebsrates
  • 1984-1987 Bildungsreferent der Bezirksleitung Wien-Südwest
  • 1987-1988 Sekretär der Gewerkschaft Metall-Bergbau-Energie (GMBE)
  • 1988-1992 Zentralsekretär-Stv. der GMBE /Finanzreferat
  • 1992 - 9.5. 2006 Zentralsekretär der GMBE (15. Gew.Tag), ab 2000 Gewerkschaft Metall-Textil
  • 29. 3. 2006 bis 16. 5. 2006 Leitender Sekretär des ÖGB für Finanzen
  • seit 9. 5. 2006 Vorsitzender der Gewerkschaft Metall-Textil-Nahrung (GMTN) (1. Kongress GMTN / Fusion mit der Gewerkschaft Agrar-Nahrung-Genuss)
  • seit 24. 1. 2007 Mitglied im Vorstand des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, Arbeitsschwerpunkt 'Wirtschaft'
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