Neues Dienstrecht
Lehrer-Gewerkschaft übt massive Kritik
02.10.2009
Es gehe nicht um ein modernes Dienstrecht, "sondern um zusätzliche Gratisarbeit."
Große Skepsis gegenüber dem von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S) angekündigten neuen Lehrer-Dienstrecht hat die Gewerkschaft am Freitag geäußert. "Wir haben den Verdacht, dass es extreme Grauslichkeiten enthalten wird", sagte AHS-Lehrervertreterin Eva Scholik (Fraktion Christlicher Gewerkschafter, FCG). Aus Sicht von Pflichtschullehrervertreter Walter Riegler (FCG) gehe es Schmied "nicht so sehr um ein modernes Dienstrecht, sondern um zusätzliche Gratisarbeit" für Projekte wie die Ausweitung der Ganztagsschulen.
Dienstrechtsreform
Bei der Besoldung befürchtet Riegler "massive
Kürzungen", immerhin habe Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (S) die
Dienstrechtsreform verschoben, weil die auch bei den Lehrern geplante
Anhebung der Anfangsgehälter bei der derzeitigen Budgetsituation nicht
machbar wäre. "Das nährt den Verdacht, dass die Arbeit der Lehrer billiger
werden soll", so die Befürchtung Rieglers, der jedoch betonte, dass die
Gewerkschaft in Sachen Dienstrecht "sicher kein Verhinderer" sei. "Wir
wollen ein neues Dienstrecht, und wir wollen eine völlige Umstrukturierung
der Einkommenskurve."
Keine Gespräche
Allerdings habe es bisher mit der
Gewerkschaft noch keine Gespräche dazu gegeben, obwohl im Ministerium
angeblich bereits konkret daran gearbeitet werde. Schmied
mache ihre Pläne wohl vorerst nur nicht publik, um vor den
Personalvertretungswahlen der Bundesbediensteten "ihre Fraktion (Fraktion
Sozialdemokratischer Gewerkschafter, Anm.) nicht weiter zu schwächen",
vermutete Scholik.
Missachtung
Massive Kritik übte die AHS-Gewerkschafterin im
Vorfeld des Weltlehrertags am Montag (5. Oktober) an der "mangelnden
Wertschätzung" Schmieds gegenüber den Lehrern. Die Ministerin "missachtet
deren gute Arbeit" indem sie diese als "Auslaufmodelle" hinstelle, durch
deren Pensionierung ein Systemwechsel möglich werde, so Scholik. Sie
forderte Anerkennung für die Arbeit der im Dienst befindlichen Lehrer, das
aktuelle "Schlechtreden" habe negative Auswirkungen auf das Gesamtbild
der Schule: Schüler wüssten nicht mehr, wie sie mit den Lehrern umgehen
sollen und würden sich auch nicht anstrengen, da im Falle ihres Versagens
die Schuld ohnehin bei den Lehrern gesucht werde.
Lehrer-Mangel
Die negative Haltung gegenüber Lehrern verstärke
zudem den drohenden
Mangel an Pädagogen, warnte Riegler: Schmied sage, sie wolle nur
die Besten in den Lehrberuf holen. Andererseits sende sie mit dem
Lehrerdienstrecht Signale, die am Lehrberuf Interessierte abschrecken
würden. "Wir werden zu wenige Lehrer haben, und wir werden welche haben, die
den Qualitätsansprüchen nicht genügen. Das wird ein Debakel", so Riegler.
Derzeit könne die Zahl der Studenten an Pädagogischen Hochschulen nicht einmal die Hälfte der Pensionierungen in den kommenden Jahren abdecken. Und obwohl die Ministerin seit eineinhalb Jahren propagiere, nur die Besten in den Lehrberuf zu holen, würden an den Pädagogischen Hochschulen auf Weisung des Ministeriums Kandidaten aufgenommen, die nicht den Anforderungen entsprechen, berichtete Jürgen Rainer (Lehrervertreter an der berufsbildenden mittleren und höheren Schulen, FCG).