Er ist für ein Abtreibungsverbot, spekuliert mit dem EU-Austritt und will
Bundespräsident Fischer schlagen: Christpartei-Chef Gehring.
Bei den vergangenen Nationalratswahlen konnte Rudolf Gehring nur unter einem
Prozent der Stimmen lukrieren. Diesmal stehen die Chancen für den Chef der
„Christlichen Partei“ besser, glaubt er. Denn die Hofburgwahl sei eine
Persönlichkeitswahl, so Gehring zu ÖSTERREICH: „Es wird zu einer Stichwahl
kommen, und ich werde als Zweiter dabei sein.“
„Müttergehalt“ und Abtreibungsverbot
Mehr als
8.000 Stimmen konnte seine Plattform sammeln. „Das sind echte Erklärungen
und nicht, im Unterschied zu anderen Kandidaten etwa, 50 im Pensionistenheim
eingefangene.“ Damit konnte sich Gehring zumindest einen Platz als
Präsidentschaftskandidat sichern.
Gegen Amtsinhaber Heinz Fischer will Gehring vor allem mit einer kritischen
EU-Haltung punkten – und seinem christlichen Weltbild: Dazu zählt neben
einem „Müttergehalt“, das sich am Pflegegeld orientieren soll, auch der
Schutz des Lebens – also ein Abtreibungsverbot.
Rosenkranz ist „keine ernsthafte Konkurrenz“
Barbara
Rosenkranz, die auch im katholischen Lager fischen will, sieht Gehring nicht
als ernsthafte Konkurrenz: „Mit ihrer Einstellung zum Verbotsgesetz wird sie
christliche Wähler nicht ansprechen.“ Den Missbrauchsvorwürfen in der
katholischen Kirche setzt er den „herrschenden Zeitgeist“ entgegen: „Ich
nehme keinen Priester in Schutz, aber wenn rundherum so ein Zeitgeist
herrscht und der Mist im Internet verbreitet wird, darf man sich nicht
wundern. Aber jeder Missbrauchsfall ist zu viel.“
Klar ist auch, was Gehring seiner Ansicht nach besser als Fischer machen
würde: Er würde sich stärker für Menschenrechte starkmachen, also dem
„Schutz des Lebens widmen. Und aus der EU austreten, wenn der Reformvertrag
nicht modifiziert wird.“
ÖSTERREICH: Mit welchem Ergebnis rechnen Sie bei der Hofburg-Wahl? Rudolf
Gehring: Es wird zu einer Stichwahl kommen, und ich werde als
Zweiter dabei sein. ÖSTERREICH: Obwohl Sie für die wenig
breitenwirksame Fristenlösung sind? Gehring: Das
ist ein grundsätzliches Christ- und Menschenbild. Schon Kreisky hat
gemeint, wenn wir alle flankierenden Maßnahmen umsetzen, wird es
keine Abtreibungen mehr geben. ÖSTERREICH: Langfristig sind Sie
aber für ein Verbot. Auch bei Härtefällen wie Vergewaltigung? Gehring:
Jede Vergewaltigung ist ein Unglück. Die Frau ist psychisch
belastet. Nur, eine Abtreibung verursacht zusätzliche Belastungen.
Das Kind zur Adoption freizugeben wäre das Vernünftigste. ÖSTERREICH:
Die katholische Kirche ist diktatorisch geregelt. Gehen christliche
Werte dadurch unter? Gehring: In einer guten Hierarchie
kommen christliche Werte genauso zum Tragen. Das hängt ja von den
handelnden Personen ab. ÖSTERREICH: Kirchliche Missbrauchsfälle
häufen sich, der Papst schweigt. Was ist gut daran? Gehring:
Die Stellungnahmen des Papstes halte ich nicht für unklar. Seine
Klarheit würde ich mir von anderen Organisationen auch wünschen. Die
meisten Missbräuche sind im weltlichen Bereich angesiedelt. ÖSTERREICH:
In der Familie. Dem stehen weltweit aber nur 400.000 katholische
Priester gegenüber. Gehring: Schauen Sie sich nur
manche Organisationen an, die Pädophilie noch leichter zugänglich
machen würden. Und dann wundert man sich, wenn Priester dadurch
verführt werden. Ich nehme keinen Priester in Schutz, aber wenn
rundherum so ein Zeitgeist herrscht und der Mist im Internet
verbreitet wird, darf man sich nicht wundern. ÖSTERREICH: Wie
stehen Sie zum EU-Vertrag? Gehring: Ich bin in seiner
jetzigen Form dagegen. Und dass Fischer vor dessen Absegnung keine
Volksabstimmung gemacht hat, ist klar gegen die Verfassung. ÖSTERREICH:
Käme für Sie auch ein Austritt infrage? Gehring:
Zuerst muss man versuchen, die Dinge ins Lot zu bringen. Aber wenn
man sich beharrlich weigert, ist so was schon einmal denkbar.
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