Sexueller Missbrauch
Diözese Gurk zeigt tote Täter an
19.06.2010
Die Fälle liegen 30 Jahre zurück, die Verdächtige sind inzwischen verstorben.
Die Diözese Gurk wird in der kommenden Woche wegen zweier Missbrauchsfälle , die mehr als 30 Jahre zurückliegen, Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft erstatten. Insgesamt hätten sich seit Jahresbeginn 44 Personen gemeldet, teilte die Diözese mit. 20 davon beim Patientenanwalt des Klinikum Klagenfurt, Erwin Kalbhenn, der im März von Diözesanbischof Alois Schwarz als unabhängiger "Anwalt für Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen" eingesetzt worden war.
Ombudsstelle
Kalbhenn hat nun eine Bilanz seiner Tätigkeit
vorgelegt. Neben ihm gibt es die seit 1995 bestehende "Ombudsstelle der
Diözese Gurk für Opfer sexuellen Missbrauchs in der Kirche" unter der
Leitung von Univ.-Prof. Jutta Menschik-Bendele sowie Prälat Matthias
Hribernik. Die Ombudsstelle wird ihre Tätigkeit unter Berücksichtigung der
neuen Richtlinien, die von der in der kommenden Woche tagenden
Bischofskonferenz erlassen werden, weiter fortsetzen.
Sexueller Missbrauch
22 der aktuellen 44 Kontaktnahmen bezogen
sich laut Diözese auf Vorwürfe von sexuellem Missbrauch und 15 auf Vorwürfe
von psychischer oder körperlicher Gewalt. Drei Kontaktaufnahmen betrafen
sowohl Vorwürfe von Gewaltanwendung als auch von sexuellen Übergriffen. In
vier Fällen waren die Vorwürfe nicht eindeutig zuordenbar.
Mit allen Betroffenen sei versucht worden, Kontakt herzustellen. Acht Personen hätten die Einladung von Bischof Schwarz zum persönlichen Gespräch angenommen. Der jeweilige Sachverhalt sei sorgfältig geprüft worden, das weitere Vorgehen sei in Absprache mit den Betroffenen festgelegt worden, hieß es in der Aussendung.
Diözesanbischof Schwarz hatte bereits Ende März angekündigt, man werde alle Missbrauchsfälle - auch die bereits verjährten - der Justiz übergeben, sofern die Opfer damit einverstanden sind. Die Anzeigen, die nun der Staatsanwaltschaft übergeben werden sollen, betreffen bereits verstorbene Personen. Österreichweit sind bis Mai bei der von Waltraud Klasnic geleiteten Anwaltschaft für Opfer kirchlichen Missbrauchs rund 150 konkrete Verdachtsfälle registriert worden.