ÖSTERREICH-Interview
Dörfler: „Nächstes Jahr Minister"
30.01.2010
Der FPK-Landeshauptmann äußert sich zu Hypo, Haider und Strache.
ÖSTERREICH: Wie haben Sie den 60. Geburtstag von Jörg Haider
gefeiert?
Dörfler: Es war für mich ein denkwürdiger Tag, ich
habe an der Unfallstelle eine Kerze angezündet und eine halbe Stunde dort
Haiders Leben wie einen Film in meinem Kopf ablaufen lassen – wie ich mit
ihm acht Jahre lang täglich gelebt, gearbeitet, gekämpft, gefeiert und
gelitten habe.
ÖSTERREICH: Sind Sie sein Ziehsohn?
Dörfler:
Politisch bin ich sein Ziehsohn – als Mensch total verschieden, ich bin ein
Arbeitersohn und dazu stehe ich – meine Freunde sind die Hackler.
ÖSTERREICH: Ist es nach dem Hypo-Debakel nicht Zeit, mit der
Haider-Heldenverehrung aufzuhören?
Dörfler: Ich wehre
mich dagegen, dass man Haider posthum zerstören will. Er hat Kärnten in
jedem Punkt nach vorne gebracht – von der Forschung bis zum
Gratis-Kindergarten.
ÖSTERREICH: Vor allem aber sind Sie pleite!
Dörfler:
Kärnten ist definitiv nicht pleite. Wir haben einen Zukunftsfonds mit 500
Millionen, eine Beteiligung an der Kelag, die 700 Millionen wert ist – wir
haben also 1,2 Milliarden Vermögen – das ist unsere Lebensversicherung.
ÖSTERREICH: Der Kabarettist Werner Schneyder schlägt vor, Sie
sollten das Denkmal von Jörg Haider in eine Einzelzelle stellen.
Dörfler:
Kabarettisten sollten ihre scharfe Zunge zügeln, das mit der Einzelzelle ist
eine Frechheit, eine maßlose Falsch-Darstellung. Pfui Teufel.
ÖSTERREICH: Würde Jörg Haider noch leben, hätte er jetzt aber
den Staatsanwalt am Hals und müsste wohl seinen Rücktritt überlegen.
Dörfler:
Jörg Haider war zeit seines Lebens mit Rücktrittsforderungen konfrontiert –
und wurde ständig von politisch motivierten Staatsanwälten verfolgt. Aber in
der Causa Hypo ist ihm nichts vorzuwerfen.
ÖSTERREICH: Das ist nicht Ihr Ernst?
Dörfler:
Das ist meine vollste Überzeugung. Faktum ist, die Bayern haben ganz genau
gewusst, was sie kaufen. Faktum ist, Jörg Haider hat die Hypo sehr gut
verkauft – dafür gehört ihm ein Denkmal. Die Bayern wollten damals unbedingt
eine Bank in Österreich – das hat Haider für den Verkauf klug genützt und
ein optimales Ergebnis erzielt. Wer will ihm das vorwerfen?
ÖSTERREICH: Sie geben aber zu, dass die Hypo heute ein einziges
Debakel ist?
Dörfler: Jede Bank, die ein Problem hat, ist
ein Debakel. Die Kommunalkredit, die Volksbank, die Hypo – jede ist ein
Debakel. Nur muss man wissen, dass die Bayern diese Bank in den Abgrund
geführt haben – und das ja auch zugeben Die waren in der Führung der Bank
dümmer, als die Polizei erlaubt.
ÖSTERREICH: Sie persönlich sind völlig unschuldig?
Dörfler:
Ich bin, was das Thema Hypo betrifft, ein jungfräuliches Wesen. Ich hatte
mit der Hypo nie was zu tun.
ÖSTERREICH: Dass man sagt, Sie würden mit dem Anschluss des
Kärntner BZÖ an die FPÖ das Erbe Haiders zerstören...
Dörfler:
...das empört mich. Das Gegenteil ist der Fall: Wir sichern mit dem FPK das
Erbe Haiders. Wir wollen wieder zur österreichweiten Kraft werden, wir
wollen wieder Kärntner Minister haben.
ÖSTERREICH: Warum haben Sie sich als FPK der Strache-FPÖ
angeschlossen?.
Dörfler: Es gab für mich ein
Schlüssel-Erlebnis – das war die Oberösterreich-Wahl. Ich war erschüttert,
wie die von mir geschätzte Haider-Schwester Ursula Haubner mit dem BZÖ in
Oberösterreich nur 3 Prozent der Stimmen geschafft hat. Damit war klar, dass
das BZÖ außerhalb Kärntens keine Chance hat und bundesweit nicht zu führen
ist. Ich habe als Kärntner kein Interesse, Anhängsel einer
Schwachmatiker-Gruppe zu sein – ich will die Kraft haben, auch bundesweit
mitentscheiden zu können, wer regiert. Ich will wieder Kärntner Minister in
Wien haben. Für mich war klar, dass das BZÖ als dritte Kraft nicht mehr
haltbar ist.
ÖSTERREICH: Sie haben das FPK aus rein machttaktischen
Überlegungen gegründet, weil Sie Minister wollen?
Dörfler:
Ich tue das nicht für mich – sondern aus Verantwortung fürs Land. Und ich
tue das im Sinne Jörg Haiders. Er wollte immer, dass wir regieren. Ohne Jörg
Haider ist das BZÖ nicht lebensfähig. Mit der FPÖ aber werden wir Kärntner
zur spielentscheidenden Kraft. Wir gehen in das spannendste Wahljahr seit
Langem. Gut, das Burgenland ist dank der Dummheit von Fekter für den Niessl
entschieden. Aber in der Steiermark hassen sich Voves und Schützenhöfer so,
dass es eine Regierung ohne FPÖ nicht geben wird. In der Steiermark wird die
FPÖ entscheiden, wer Landeshauptmann wird. In Wien wird’s spannend. Wenn’s
dort ein politisches Erdbeben für Strache gibt, ist Faymann Kanzler gewesen.
Die Ehe zwischen Faymann und Pröll ist zerrüttet – Pröll ist längst der
Leader dieser Regierung, die lahme SPÖ kommt nicht mehr mit. Nach der
Wien-Wahl werden wir im Bund Neuwahlen haben – und dann wird Strache einen
Wahlsieg einfahren, der direkt in die Regierung führt.
ÖSTERREICH: Sie rechnen mit Schwarz-Blau in einem Jahr?
Dörfler:
Ich gehe davon aus, dass wir nächstes Jahr im Jänner unter Umständen schon
Regierungsverhandlungen führen und dabei eine maßgebliche Rolle spielen.