Eigenes Kommando mit bis zu 350 zusätzlichen IT-Spezialisten.
Die Segnungen des Informationszeitalters haben ihren Preis: Kaum eine Woche vergeht ohne Hackerangriffe auf internationale Konzerne oder öffentliche Institutionen - und bewaffnete Angriffe sind längst nicht mehr die einzige Bedrohung, gegen die sich Staaten zu wappnen haben. Auch Österreich: Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil plant jetzt den massiven Ausbau der Cyber-Abwehr im Bundesheer.
Apple, Microsoft & Co können ein Lied davon singen, und auch der Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen wurde mit Sicherheit durch die Cyberangriffe auf die demokratische Partei mitbeeinflusst, hinter denen die USA Russland vermuten. "Cyber-Angriffe sind eine immer größere Bedrohung nicht nur für öffentliche Institutionen und Unternehmen, sondern auch zunehmend für das Militär", meinte auch Doskozil, der sich gerade zu einem Arbeitsbesuch in Israel aufhält, am Montag. "Andere staatliche oder nichtstaatliche Akteure rüsten in diesem Bereich immer weiter auf. Wir müssen uns wappnen, denn wer hier keine eigenen Fähigkeiten aufbaut, bleibt militärisch in einem anderen Zeitalter stecken." Der Ausbau der Cyber-Abwehr ist daher wesentlicher Teil von Doskozils Heeres-Reformplänen. Auch in Israel nimmt er an einer Internationalen Konferenz zu Homeland- und Cyber-Security teil.
250 bis 350 neue Mitarbeiter
Bereits wehrt das Heer laut dem Minister pro Jahr bis zu 300 Cyberangriffe ab, hundertausende verdächtige Aktionen würden registriert und auf potenzielle Gefährdungen abgeklopft. Im Zug der Umstrukturierung des Bundesheeres wird jetzt ein eigenes Kommando für den Bereich Cyber-Abwehr geschaffen. Bis 2020 sollen dort und im Heeres-Abwehramt 250 bis 350 zusätzliche neue Mitarbeiter aufgenommen werden, im Endausbau sollen es 1.350 sein. Für ihre Ausrüstung mit Hard- und Software sollen bis 2020 mindestens 46 Millionen Euro in die Hand genommen werden, für neue Schulungszentren und Sanierungs- wie Adaptierungsmaßnahmen in bestehenden Anlagen weitere 13,5 Millionen.
Warum? Einerseits "hat das Informationszeitalter auch vor dem Militär nicht halt gemacht", verweist Doskozil auf das Offensichtliche. Computerisierung und Vernetzung fast aller militärischen Bereiche hätten zwar die eigenen Möglichkeiten verbessert, andererseits aber naturgemäß neue Verwundbarkeiten ergeben. "Der Cyberraum wurde als neue Dimension der militärischen Einsatzführung erkannt." Anderseits habe die Landesverteidigung im Bereich Cyber-Abwehr aber auch zusätzliche Aufgaben zu leisten, nicht zuletzt beim Schutz kritischer Infrastruktur - Stichwort Terrorabwehr - oder bei der Koordination in Krisenfällen.