Die ÖVP legte etwas zu, die FPÖ stürzte ab und die Grünen stagnierten. SPÖ-Landeshauptmann Hans Peter Doskozil feiert den größten SPÖ-Wahlsieg seit 2005. Am Landtags-Einzug gescheitert sind die Neos und die Liste Burgenland.
SPÖ-Parteigremien entscheiden über Koalitionsfrage
Nach der geschlagenen Landtagswahl tagen Montagmittag die Parteigremien von SPÖ und ÖVP. Bei der SPÖ wird es in erster Linie darum gehen, ob die Sozialdemokraten mit ihren 19 von insgesamt 36 Mandaten alleine regieren oder ob sie sich einen Koalitionspartner holen. Vor dem Urnengang wollten alle anderen noch mitregieren, ob das noch immer so ist, wird sich zeigen.
Die ÖVP hat bei der Wahl zwar ein kleines Plus von 29 auf 30,6 Prozent erzielt, angesichts der absoluten roten Mehrheit von knapp 50 Prozent haben die Türkisen aber nicht wirklich etwas zu lachen. Ob Parteiobmann Thomas Steiner infrage gestellt wird, bleibt abzuwarten.
Der bisherige Koalitionspartner FPÖ musste am Wahlsonntag bluten und fiel von 15 auf knapp unter zehn Prozent. Am morgigen Montag machen die Freiheitlichen traditionsgemäß blau. Ihre Gremien tagen erst am Dienstag. Auch bei der FPÖ könnte sich über kurz oder lang die Obmannfrage stellen. Die Grünen hatten vorerst auch noch keinen konkreten Termin, sie wollten sich "im Laufe der Woche" beraten.
Analyse der Wählerströme
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Rote feiern mit Blasmusik
Beim Wahlsieger der burgenländischen Landtagswahl wurde Sonntagabend ausgiebig gefeiert. Die Trachtenkapelle Markt Allhau spielte auf, es wurde geklatscht und ein wenig mitgeschwungen. Es floss viel burgenländischer Wein und hier und da ein Bier. Auch Brötchen gab es in den roten Klubräumlichkeiten im Landhaus noch jede Menge.
Und sogar beim Koalitionspartner FPÖ, der kräftige Verluste zu verdauen hatte, wurde bis in den Abend hinein angestoßen. Hier wurde sogar die eine oder andere Flasche Sekt geköpft.
Vorsichtiger Optimismus auf Grünen-Wahlparty
Die grüne Spitzenkandidatin Regina Petrik hat am Sonntagabend auf der Wahlparty der burgenländischen Grünen eine optimistischere Einschätzung des Wahlergebnisses gegeben als davor in ihrer ersten Reaktion auf die Hochrechnungen. "Es ist ein Erfolg, weil wir haben zugelegt. Es ist das beste Ergebnis, das wir je hatten", rief Petrik den rund 30 anwesenden Sympathisanten und Funktionären zu.
Unter fast einminütigem Applaus war die Spitzenkandidatin zuvor in das Heurigen-Restaurant "Weinschwein" in der Eisenstädter Fußgängerzone eingezogen. Bei vegetarischem Buffet mit Zwiebelsuppe, Aufstrichen und Brot wurde in gedämpfter, sachlicher Atmosphäre das unter den Erwartungen gebliebene Abschneiden der Grünen analysiert. Aus Wien waren Klubobfrau Sigrid Maurer und Europasprecher Michel Reimon angereist, der selbst vor zehn Jahren grüner Spitzenkandidat im Burgenland war.
Die Grünen hätten ihre Sache gut gemacht in Anbetracht der bescheidenen eigenen Mittel und der finanziellen Möglichkeiten, die SPÖ und ÖVP bei der Landtagswahl eingesetzt hätten, analysierte Petrik. Nachdem die SPÖ die absolute Mehrheit im Burgenland erreicht hat, sieht die Frontfrau die zukünftige Rolle ihrer Grünen als Kontrollpartei in der Opposition: "Wir müssen der SPÖ nun ordentlich auf die Finger schauen."
Sieger bei Landtagswahlen
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Kogler gratuliert Grünen in Niederösterreich und Burgenland zu guten Wahlergebnissen
Der Bundessprecher der Grünen, Werner Kogler, gratuliert den Grünen zu ihren Wahlergebnissen in Niederösterreich und im Burgenland: „Die Ausgangslagen waren bei den Landtagswahlen im Burgenland und bei den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich sehr unterschiedlich. Dennoch haben sich die Grünen teilweise sensationell gut geschlagen und so ist das insgesamt ein sehr erfreulicher Wahltag.“
Burgenlands Grüne Landessprecherin Regina Petrik und ihr Team hätten traditionell keine einfache Situation in diesem Bundesland, dennoch wurde ein Stimmenzugewinn geschafft. Kogler: „Ich gratuliere Regina Petrik und ihrem Team und bin überzeugt, dass sie weiterhin gute und zukunftsgerichtete Arbeit für die Burgenländerinnen und Burgenländer leisten wird.“ Hans Peter Doskozil habe einen beeindruckenden Wahlerfolg erzielen können, zollt der Grünen-Chef dem SP-Spitzenkandidaten und Landeshauptmann aufrichtige Anerkennung.
SPÖ dominierte auch in den Gemeinden
Die SPÖ war bei der Landtagswahl am Sonntag im Burgenland auch in den Gemeinden die dominierende Kraft. Lediglich in zehn der 171 burgenländischen Kommunen mussten die Sozialdemokraten ein Minus hinnehmen. Die Volkspartei fuhr in 64 Gemeinden einen Verlust ein. Die FPÖ konnte nur in drei Gemeinden einen Zugewinn im Vergleich zur Wahl 2015 erreichen.
Die höchsten Zugewinne für die Roten gab es in Kemeten mit 26 Prozentpunkten sowie in Neudorf (23 Prozentpunkte) und in Grafenschachen mit 22,5 Prozentpunkten. Rote Hochburgen bleiben weiterhin Tschanigraben (Bezirk Güssing) mit 86,2 Prozent, Grafenschachen mit 74,9 und Inzenhof mit 73,7 Prozent der Stimmen.
Die Volkspartei erreichte ihre besten Ergebnisse in Bildein (64,5 Prozent), Leithaprodersdorf (58,4 Prozent) sowie in Edelstal mit 54,1 Prozent. Die größten Zuwächse stellten sich bei der Volkspartei in Großhöflein (12,6 Prozentpunkte), Hannersdorf (12,1 Prozentpunkte) und in Bad Sauerbrunn (10,1 Prozentpunkte) ein.
Wahlergebnisse der SPÖ
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Landtagswahlen im Burgenland seit 1945
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ÖVP verlegt Wahlparty ins Private
Die burgenländische ÖVP hat aus ihrer geplanten Wahlparty am Sonntagabend in der Eisenstädter Disco "James Dean" kurzerhand eine private Geburtstagsparty für Spitzenkandidat Thomas Steiner gemacht. Mitfeiern dürfen dabei nur Unterstützer der Türkisen, die Öffentlichkeit ist nicht zugelassen, sagte eine Sprecherin der ÖVP gegenüber der APA.
Eine offizielle Wahlparty wird es damit, anders als geplant, nicht geben. Anstatt das Wahlergebnis zu feiern, wollen die Türkisen nun auf Steiner anstoßen. Der Eisenstädter Bürgermeister feiert am Montag, einen Tag nach der Landtagswahl, seinen 53. Geburtstag.
Sitze im Landtag
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Burgenland-Wahl: Vorl.Ergebnis: 49,94% für SPÖ, Mandats-Absolute fix
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Wahlmotive der Burgenländer
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Für SPÖ-Wähler "burgenländische" Entscheidung
Den Einfluss der Bundespolitik auf ihre Wahlentscheidung sehen die SPÖ-Wähler gering. In einer Wahltagsbefragung des Meinungsforschungsinstituts SORA zur burgenländischen Landtagswahl gaben nur 24 Prozent der roten Anhänger an, die Bundespolitik spiele eine Rolle für ihre Entscheidung. Die Sozialdemokraten liegen bei nahezu allen Gruppen vorne. Einzig die Universitätsabsolventen sind türkis.
73 Prozent der sozialdemokratischen Wähler gaben an, ihre Entscheidung sei eine "rein burgenländische". Auch für 63 Prozent der Anhänger des bisherigen Regierungspartners FPÖ waren burgenländische Themen entscheidend. Bei den Wählern der Bundesregierungsparteien ÖVP und Grüne ergab die Umfrage das Gegenteil. 73 bzw. 75 Prozent bezogen die Bundespolitik in ihre Entscheidung mit ein.
FPÖ-Schlappe: Strache tritt mit Facebook-Posting nach
Abwerzger empfiehlt Fortsetzung der Koalition
Als "nicht unbedingt erfreulich" kommentierte der Tiroler FPÖ-Chef Markus Abwerzger das Ergebnis der Landtagswahl im Burgenland im Gespräch mit der APA. Er empfehle Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil (SPÖ), "die erfolgreiche Koalition fortzusetzen", so Abwerzger.
Die Verluste der FPÖ haben nach Ansicht Abwerzgers damit zu tun, dass die rot-blaue Landesregierung zwar gut gearbeitet habe, aber, "wie es so oft ist, der große Partner gewinnt und der kleine verliert." Er gratuliere Doskozil, "der mehr als souverän gewonnen hat", allerdings sei eine absolute Mehrheit "meist demokratiepolitisch nicht so gut", so Abwerzger: "Doskozil würde gut tun, sich einen Koalitionspartner ins Boot zu holen." Er empfehle eine Fortsetzung der SPÖ-FPÖ-Koalition.
FPÖ wird weiter abgestraft
Die FPÖ wird weiter für Ibizavideo und Spesenskandal abgestraft. Auch im Burgenland, der Heimat von Parteichef Norbert Hofer, erlitten die Blauen - obwohl sie dort in der Landesregierung waren - ein Desaster. Nun muss die FPÖ die Wien-Wahl im Herbst fürchten. Denn dort droht auch noch Konkurrenz durch den für Ibizagate verantwortlichen Ex-Parteichef Heinz-Christian Strache.
Holt sich die SPÖ tatsächlich die Absolute, verliert die FPÖ wohl auch noch die Hälfte der Macht in den Landesregierungen. Denn abgesehen von der bisherigen rot-blauen Koalition im Burgenland ist sie derzeit nur noch in Oberösterreich - mit der ÖVP - in einer Koalition. In Niederösterreich hat die FPÖ noch dank Proporz einen Landesrat samt Arbeitsübereinkommen mit der ÖVP - die allerdings über die Mandatsabsolute verfügt. Und in Wien gibt es noch drei nicht-amtsführende Stadträte der FPÖ.
Das Minus der Freiheitlichen fiel bei der burgenländischen Landtagswahl heute, Sonntag, mit rund 5,2 Prozentpunkten (laut Hochrechnungen) zwar etwas kleiner aus als bei der Nationalrats-, der Vorarlberg- und der Steiermark-Wahl im Vorjahr. Da hatte die FPÖ jeweils fast zehn Prozentpunkte eingebüßt. Dies liegt daran, dass der Stimmenanteil im Burgenland schon vorher deutlich kleiner war. Im Burgenland rasselte die FPÖ von 15,0 auf 9,8 Prozent hinunter. Was bedeutet, dass sich auch im Burgenland mehr als ein Drittel der Wähler des Jahres 2015 verabschiedet hat.
Aktualisierte Hochrechnung
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Kernbichler: "Wir kämpfen weiter"
Listenzweite Julia Kernbichler: "Natürlich ist das Ergebnis enttäuschend, wir werden aber weiterkämpfen. Wir haben auch viele Aktivisten dazugewonnen", sagte sie am Sonntag zur APA. Feiern werde man in der NEOSphäre trotzdem.
Kaiser sieht Erfolg für Bundes-SPÖ und Rendi-Wagner
Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sieht im "beeindruckenden Erfolg" der SPÖ bei der Landtagswahl im Burgenland auch einen Erfolg für die Bundespartei und Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner. Dies gelte, auch wenn Hans Peter Doskozil im Wahlkampf eine "sehr eigenständige Linie" gefahren sei. "Wir haben in Kärnten und nun auch im Burgenland bewiesen: Die Sozialdemokratie kann Wahlen gewinnen."
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Das Ergebnis wecke auch "große Hoffnungen" für die Wien-Wahl, meinte Kaiser, der den Sonntagnachmittag bei einer Faschingssitzung in Kärnten verbrachte, gegenüber der APA. Er hofft, dass die absolute Mehrheit im burgenländischen Landtag - wie von Hochrechnungen prognostiziert - halten werde. Sollte Doskozil doch einen Koalitionspartner brauchen, möchte Kaiser keine Empfehlungen abgeben, "Zurufe von außen" brauche die burgenländische SPÖ
Große Freude bei Doskozil – Sichtliche Enttäuschung bei Tschürtz
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Doskozil für Lercher und Dornauer beispielgebend
Bei der SPÖ in den zwei westlichen Bundesländern ist die Freude über den Erdrutschsieg der burgenländischen Sozialdemokraten bei der Landtagswahl groß. Es tue gut zu sehen, "dass man auch wieder siegen kann", so der Vorarlberger SPÖ-Obmann Martin Staudinger. Sein Tiroler Amtskollege Georg Dornauer, der nach Eisenstadt gekommen war, freute sich über den "historischen Sieg für die Sozialdemokratie im Burgenland."
"Wir können mit unseren Themen und unserer Politik überzeugen. Das haben wir im Burgenland eindrucksvoll bewiesen. Diesen Schwung gilt es jetzt für das ganze Land mitzunehmen", so Dornauer. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil sei es gelungen zu erkennen, was die Menschen bewege. Er habe der SPÖ vorgezeigt, wie man Wahlen gewinne.
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Ex-SPÖ-Bundesgeschäftsführer Max Lercher, der ebenfalls unter den Feiernden in Eisenstadt weilte, sah Doskozils "bodenständige, authentische Politik" als ausschlaggebend. Für Lehren sei es aber zu früh, jeder könne sich etwas daraus herausnehmen.
Staudinger freute sich im Gespräch mit der APA nach dem leichten SPÖ-Zuwachs bei der Vorarlberg-Wahl im Oktober über das jetzt so deutliche Plus im Burgenland. Hans Peter Doskozil habe sich ganz auf Themen wie Mindestlohn oder Pflege konzentriert und die richtigen Maßnahmen gesetzt - "da kann man sich auch etwas abschauen", so Staudinger.
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner im Interview auf oe24.TV
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Posch nach Niederlage für NEOS: "Mache weiter"
Eduard Posch, NEOS-Spitzenkandidat bei der Burgenland-Wahl, will sich auch nach dem verpassten Einzug seiner Partei in den Landtag nicht zurückziehen. "Ich werde weitermachen", sagte er kurz nach dem Bekanntwerden der ersten Hochrechnungsergebnisses am Sonntag in der NEOS-Parteizentrale in Eisenstadt.
"Ich bin traurig, dass wir das Wahlziel nicht erreicht haben", sagte Posch. Die NEOS, die am Sonntag rund 1,7 Prozent erreichten, seien nach dem zweiten verpassten Einzug in den Landtag trotzdem "auch im Burgenland angekommen". Posch erklärte, dass sich die Partei im Burgenland schwertue: "Es liegt noch viel Arbeit vor uns", sagte er. So müsse man mehr in den Gemeinden Fuß fassen. "Wir kommen wieder, keine Frage", schloss er zuversichtlich.
Rendi-Wagner will sich ein Beispiel nehmen
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner hat das burgenländische Wahlergebnis Sonntagabend als beispielgebend bezeichnet. Den Erfolg führte sie auf Themensetzung und die Einigkeit der Partei zurück. "Wir alle können uns ein Beispiel nehmen, wie die gesamte SPÖ Burgenland für ein gemeinsames Ziel gelaufen ist."
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Hans Peter Doskozil und die burgenländische SPÖ hätten auf rote Kernthemen wie Mindestlohn, Kindergarten und Pflege gesetzt. Doskozil stehe "für eine Politik, die die Sorgen der Menschen ernst nimmt und ganz konkret Probleme löst wie zum Beispiel im Pflegebereich".
Tschürtz glaubt noch an zehn Prozent
Obwohl Hochrechnungen für die FPÖ am Sonntag einen Absturz unter die Zehn-Prozent-Marke auswiesen, gab sich Landeshauptmannstellvertreter Johann Tschürtz (FPÖ) optimistisch: "Ich glaube schon noch, dass wir die zehn Prozent überschreiten", sagte er im FPÖ-Klub im Eisenstädter Landhaus vor Journalisten.
Es sei "sehr bemerkenswert", weil Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) einen Vorzugsstimmen-Wahlkampf gemacht habe, der "wirklich gut" gewesen sei. Nicht die SPÖ habe die Wahl gewonnen, sondern Doskozil habe gewonnen, betonte Tschürtz. Unter diesem Aspekt seien zehn Prozent "nicht so schlecht", meinte der Landeshauptmannstellvertreter. Schwarz-Grün sei im Burgenland hingegen "gescheitert".
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Personelle Konsequenzen aufgrund des sich abzeichnenden Wahlergebnisses werde es nicht geben. "Ich glaube, wir haben wirklich gut gearbeitet", sagte Tschürtz. Dass natürlich Doskozil mit seinem Vorzugsstimmenwahlkampf "ein hervorragendes Ergebnis vollbracht hat, das muss man einfach akzeptieren".
Tschürtz wies auch darauf hin, dass die FPÖ im Burgenland keinen einzigen Bürgermeister stelle. Insofern sei das Ergebnis "eine starke Leistung". Dass Ibiza sich negativ auf das Wahlergebnis ausgewirkt habe, liege auf der Hand. Man spüre immer noch die Zerwürfnisse. Das sei bei der SPÖ nicht so: Da spüre man, "dass der Hans Peter Doskozil die Zügel fest in der Hand hat."
Bei jeder der vergangenen Landtagswahlen habe man ein Drittel der Stimmen verloren, in Vorarlberg sogar die Hälfte. "Und da liegen wir genau im Trend", stellte Tschürtz fest.
Für die SPÖ hingegen zeichnete sich am Sonntag in ersten Hochrechnungen die absolute Mehrheit ab. Ganz wollte der burgenländische FPÖ-Chef die Hoffnung auf eine Neuauflage von Rot-Blau deshalb noch nicht aufgeben: Wenn es noch eine Mandatsverschiebung gebe, würde die FPÖ erneut Gesprächsbereitschaft in Richtung Koalition zeigen.
Salzburgs SP-Chef spricht von Trendwende
Hans Peter Doskozil habe heute gezeigt, dass für eine erfolgreiche SPÖ nicht die Frage entscheidend sei, mit wem man koaliere, sondern dass man sozialdemokratische Politik umsetze. Das erklärte Salzburgs SPÖ-Chef Walter Steidl in einer Reaktion auf das burgenländische Ergebnis. Für Steidl ist der SPÖ-Zuwachs zugleich eine Trendwende für die SPÖ in ganz Österreich.
Für seine oberösterreichische Parteikollegin Birgit Gersthofer ist das Ergebnis ein Zeichen dafür, dass sich eine Politik lohne, die den Menschen in den Mittelpunkt stelle. Mit dem Mindestlohn und der Pflege habe die SPÖ im Burgenland Themen angesprochen, die die Menschen bewegten. Das gute Ergebnis sei auch Rückenwind für die nächsten Landtagswahlen in Wien.
Hofer sieht "persönlichen Erfolg" Doskozils
FPÖ-Chef Norbert Hofer sieht im Ausgang der burgenländischen Landtagswahl einen "persönlichen Erfolg" für den amtierenden Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ). "Der von der Bundes-SPÖ emanzipierte Landeshauptmann profitierte vom Umstand, dass im Burgenland die Vorzugsstimme die Parteistimme schlägt", meinte Hofer nach den ersten Hochrechnungen am Sonntag in einer Aussendung.
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Das schlechte Abschneiden der eigenen Partei sei "kein Grund, in Selbstmitleid zu verfallen". Hofer sah darin vielmehr einen "klaren Auftrag im Sinne des Burgenlandes und seiner Bevölkerung weiterzuarbeiten". Der FPÖ-Chef stärkte zudem Landesobmann Hans Tschürtz den Rücken. Die gemeinsame Regierungsarbeit sei erfolgreich gewesen. Daher ging Hofer davon aus, dass viele Menschen, die Doskozil ihre Stimme gegeben haben, sich eine Fortsetzung wünschten.
Das Ergebnis müsse nun "im Detail" analysiert werden, so Hofer, der darin auch eine "Ernüchterung für Schwarz-Grün" ortete. So sei es der türkisen ÖVP nicht gelungen, das schlechte Ergebnis der "dunkelschwarzen" ÖVP im Jahr 2015 vergessen zu machen.
Doskozil: "Jetzt nicht größenwahnsinnig werden"
"Wir dürfen jetzt nicht größenwahnsinnig werden. Wir werden heute feiern, aber morgen werden wir demütig an die Arbeit gehen. Wir werden dieses Vertrauen der Menschen nicht enttäuschen und sorgsam damit umgehen", versprach Doskozil.
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Es sei etwas Besonderes, diesen Moment erleben zu dürfen. "Wir haben ein Lebenszeichen der Sozialdemokratie gesetzt, ein ganz starkes Zeichen. Aber wir dürfen jetzt nicht größenwahnsinnig werden. Es ist wichtig, bei den Menschen zu bleiben, die Themen der Menschen ernst zu nehmen, nicht zu streiten", so Doskozil. "Ich bin stolz auf euch. Ich bin stolz, bei der Sozialdemokratie im Burgenland zuhause zu sein."
Fiesel: Grüne "sehr zufrieden"
Die Grünen sind laut Generalsekretär Thimo Fiesel mit dem Ergebnis der burgenländischen Landtagswahl "sehr zufrieden". Gegenüber der APA gestand Fiesel zu, dass die Grünen im Burgenland zwar weniger Stimmen als bei der Nationalratswahl geholt haben, gegenüber der Landtagswahl 2015 gebe es aber "leichte Gewinne". Er hoffe nach wie vor auf ein drittes Mandat und damit die Klubstärke.
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Fiesel sieht einen Grund für das Wahlergebnis auch im burgenländischen Wahlsystem, wo Vorzugsstimme die Parteistimme schlage. Außerdem habe SPÖ-Spitzenkandidat Hans Peter Doskozil den Landeshauptmannbonus ausgenützt. Deshalb seien auch einige Stimmen von den Grünen zur SPÖ gewandert.
Für die Grünen im Burgenland habe sich die starke Oppositionsarbeit ohne Klubstärke im Landtag ausgezahlt, meinte Fiesel. Der Generalsekretär kündigte an, dass die Grünen jetzt ihren "progressiven Kurs" mit Regina Petrik an der Spitze fortsetzen werden.
Doskozil kann es nicht fassen
Der Wahlsieger Hans Peter Doskozil wurde Sonntagabend mit tosendem Applaus in den Klubräumlichkeiten der SPÖ empfangen. Der Landeshauptmann, der Tränen in den Augen hatte, zeigte sich fassungslos: "Ich kann diesen Tag gar nicht fassen. Es ist sicherlich der schönste Tag in meinem Leben", sagte Doskozil in einer ersten Reaktion.
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Es sei nicht zu fassen, "dass es möglich ist, in die Nähe der Absoluten zu kommen". "Ich bin fast sprachlos, ich bin überwältigt."
Verhaltene Freude bei der ÖVP
Thomas Steiner, Spitzenkandidat der ÖVP, hat am Sonntagnachmittag mit verhaltener Freude auf die erste Hochrechnung zur Landtagswahl reagiert. "Für uns ist wichtig, dass wir unsere Ziele erreicht haben", betonte Steiner im "Haus der Volkspartei" in Eisenstadt. Sowohl ein Plus als auch ein Dreier vor dem Ergebnis seien gelungen.
Als das Ergebnis der SPÖ in der türkisen Parteizentrale über den Bildschirm flimmerte, ging einen Raunen durch die Reihen der Unterstützer. Das eigene Abschneiden wurde mit lautem Applaus quittiert. Auch wenn die Stimmung angesichts des SPÖ-Ergebnisses etwas getrübt war, betonte Steiner, dass er mit dem Ergebnis zufrieden sei. "Das ist zur Kenntnis zu nehmen. Ich gratuliere dem Landeshauptmann zu diesem Ergebnis", sagte der ÖVP-Chef.
Das gute Abschneiden der SPÖ sei wohl auch damit zu begründen, dass "die FPÖ abgestürzt ist und abgestraft wurde für die Regierungsbeteiligung", meinte Steiner. Die ÖVP habe jedenfalls einen "tollen Wahlkampf" geführt und sei auch stärker geworden. In Hinblick auf die angestrebte Regierungsbeteiligung der Türkisen müsse man nun das Endergebnis abwarten. Die weiteren Schritte würden am Montag beim Landesparteivorstand geklärt.
"Die ÖVP wird weiter arbeiten für die Leute im Land", sagte Steiner. Auch Landesgeschäftsführer Christoph Wolf betonte, dass die ÖVP ihre Ziele "klar formuliert" und auch erreicht habe. Nun hoffe man, dass man vielleicht noch das zwölfte Mandat erreichen könnte. "Ansonsten sind wir sehr zufrieden", so Wolf.
Erste Hochrechnung!
ARGE: SPÖ 48,9, ÖVP 30,3 FPÖ 9,9, Grüne 6,9, Neos draußen
Die SPÖ hat bei der Landtagswahl im Burgenland einen Erdrutschsieg eingefahren. Laut einer Hochrechnung der ARGE Wahlen für die APA kommt die SPÖ auf 48,9 Prozent der Stimmen und kratzt an der absoluten Mandatsmehrheit. Die zweitplatzierte ÖVP legt nur leicht auf 30,3 Prozent zu. Die FPÖ stürzt ab und kommt auf 9,9 Prozent. Die Grünen erreichen 6,9 Prozent. Gescheitert sind die NEOS.
Laut der Hochrechnung von 16.02 Uhr konnte die Sozialdemokratie unter Landeshauptmann Hans Peter Doskozil bei der Wahl am Sonntag gegenüber dem letzten Urnengang (2015) um sieben Prozentpunkte zulegen. Damit erzielt die SPÖ ein deutlich besseres Ergebnis als es die Umfragen suggerierten.
Die ÖVP hingegen konnte den Rückenwind aus dem Bund kaum nutzen: Die Volkspartei kommt auf 30,3 Prozent und damit um nur 1,2 Prozentpunkte über dem Ergebnis von 2015 zu liegen.
Einen Absturz wie auch schon bei den jüngsten Landtagswahlen in Vorarlberg und der Steiermark zuvor setzte es für die FPÖ: Die Freiheitlichen kamen im Burgenland unter zehn Prozent zu liegen und büßten rund fünf Prozentpunkte ein.
Für die Grünen gibt es nur ein kleines Plus: Sie legen demnach von 6,4 Prozent im Jahr 2015 nur 0,5 Prozentpunkte dazu.
Am Landtags-Einzug im 7. Bundesland gescheitert sind die NEOS: Sie kommen laut Hochrechnung nur auf 2,0 Prozent und verfehlen damit die Sperrklausel von vier Prozentpunkten. Draußen aus dem Landtag ist die Liste Burgenland (LBL), die auf nur 1,9 Prozent kommt (2015: 4,8).
Für die SPÖ ist damit eine absolute Mandatsmehrheit der 36 Landtagssitze in Reichweite. Laut ARGE Wahlen kommen die Sozialdemokraten auf 18 Mandate (2015: 15). Die ÖVP bleibt bei ihren 11 Mandaten, die FPÖ verliert und kommt künftig auf vier (6). Die Grünen entsenden 3 Mandatare in den neuen Landtag (2).
Das sind die ersten Exit-Polls:
SPÖ: 49-50 %
ÖVP 29-30%
FPÖ: 9-10%
Grüne 6-7%
LBL 1-2%
Neos 2-3%
SPÖ wartet gut gelaunt und gespannt auf Ergebnis
Im Burgenländischen SPÖ-Klub herrschte Sonntagnachmittag gespanntes Warten auf die ersten Hochrechnungen zur Landtagswahl. Die Funktionäre wirkten sehr optimistisch und gut gelaunt. Der große Saal war für eine Wahlparty vorbereitet, die Tische waren mit frischen Nelken geschmückt. Es gab reichlich Servierplatten mit Brötchen und jede Menge Wein, der auf den baldigen Verzehr wartete.
Spitzenkandidat und Landeshauptmann Hans Peter Doskozil wird um 16.30 Uhr eine erste Stellungnahme abgeben. Unter den Gästen wurden Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner, der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig und der Tiroler Parteichef Georg Dornauer erwartet. Ludwig und Vizeklubchef Jörg Leichtfried trafen als erstes ein.
In etwa einer halben Stunde ist Wahlschluss
Um 16.00 Uhr gibt es dann die erste Hochrechnung.
Seit 1964 SPÖ-dominiert, einzige rot-blaue Koalition
2020 finden sich zwar nur wenige Wahlen am Kalender - aber die ersten schon am 26. Jänner. Da werden in Niederösterreich die Gemeinderäte gekürt und im Burgenland der Landtag. In diesem roten Kernland steht die einzige rot-blaue Koalition am Prüfstand. SPÖ und ÖVP liegen im Burgenland im Tief, während FPÖ, Grüne und die LBL 2015 Topergebnisse holten.
Die SPÖ war 2015 mit einem saftigen Minus von 6,34 Prozentpunkten auf den zweitschwächsten Wert der Zweiten Republik - 41,92 Prozent - gefallen. Aber das Burgenland blieb weiter klar rot - und wird dies auch nach dem 26. Jänner noch sein. Das war aber nicht immer so: Anfangs dominierte die ÖVP. Aber 1964 holte sich die SPÖ Platz 1 und behielt ihn unangefochten bis heute.
Landtagswahlen im Burgenland seit 1945
Eine erste Einschätzung auf Twitter
In den sozialen Medien wird schon diskutiert und spekuliert wie die Landtagswahl ausgehen wird.
#Doskozil wird seinen Parteifreunden heute sehr eindrucksvoll beweisen, dass man mit sehr linker Politik und konservativer Sicherheitspolitik durchaus noch Wahlen gewinnen kann. #Burgenland
— Christina Aumayr (@ChristinaAumayr) January 26, 2020
Burgenländische Landtagswahl ist voll im Gange
Die Burgenländer sind heute zur Wahl geschritten. Bei frostigen Temperaturen und unter trübem Himmel gaben im Laufe des Vormittags auch die Spitzenkandidaten der antretenden Parteien ihre Stimme ab. Zur Wahl aufgerufen sind 250.000 Burgenländer. Bei dem Urnengang steht die einzige rot-blaue Landesregierung am Prüfstand.
Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) schritt in seiner Heimatgemeinde Oberwart in Begleitung seiner Lebensgefährtin Julia zur Stimmabgabe. Beim Wahllokal traf er auf die Dritte Landtagspräsidentin Ilse Benkö (FPÖ) und den Oberwarter Stadtchef Georg Rosner (ÖVP). Er sei "mit einer sehr guten Stimmung" zum Wählen gekommen, sagte Doskozil. Eine persönliche Anspannung sei natürlich vorhanden, "aber das ist eine positive persönliche Anspannung."
Grüne Petrik radelt zur Stimmabgabe
Die Grüne-Spitzenkandidatin Regina Petrik ist, wie es sich für eine Grüne-Politikerin gehört, mit dem Rad zur Stimmabgabe gekommen. Davor besuchte sie die Messe, so Petrik. Ihre Stimmung beschrieb sie als "verhalten zuversichtlich". "Das Ziel, ein drittes Mandat zu erreichen, ist für uns greifbar", so Petrik.
Tschürtz bei Stimmabgabe "gelassen und positiv"
Gut gelaunt hat Landeshauptmannstellvertreter Johann Tschürtz (FPÖ) zu Mittag in Begleitung seiner Familie seine Stimme für die Landtagswahl abgegeben. Tschürtz präsentierte sich dabei "gelassen und positiv". Er glaube nach wie vor, dass die FPÖ das Ergebnis von 2015 "vielleicht halten" können werde, sagte der FPÖ-Chef vor dem Wahllokal im Gemeindeamt von Loipersbach.
"Dass uns Ibiza geschadet hat, liegt auf der Hand", betonte Tschürtz. Der Wähler könne aber durchaus zwischen der Bundes- und der Landespolitik unterscheiden - und auf Landesebene habe es keine Skandale gegeben, sagte er. Deshalb hoffe er erneut auf rund 15 Prozent.
Einen Rücktritt, sollte die FPÖ doch ein großes Minus einfahren, schloss Tschürtz aus. "Ein Zurücktreten wird es nicht geben", meinte er. Für die Turbulenzen auf Bundesebene könne er nichts. Eine Schmerzgrenze gebe es dennoch: "Unter zehn Prozent werden wir es uns noch einmal überlegen müssen in Bezug auf eine Regierungsbeteiligung", sagte der Landeshauptmannstellvertreter.
Für Tschürtz stand nach der Stimmabgabe ein Mittagessen auf dem Programm. Am Nachmittag wird er dann im FPÖ Klub im Eisenstädter Landhaus eintreffen.
Eduard Posch - Der pinke Spät-Wahlkämpfer
Die NEOS wollen bei der Burgenland-Wahl am 26. Jänner im zweiten Anlauf die Vier-Prozent-Hürde knacken und den Einzug in den Landtag schaffen. Erstmals an ihrer Spitze steht dabei Eduard Posch, der erst Mitte Dezember - rund sechs Wochen vor der Wahl - zum Spitzenkandidaten der Pinken gekürt wurde, und damit vergleichsweise spät in den Wahlkampf einstieg.
Regina Petrik - Die grüne Praktikantin
Regina Petrik hat mit den burgenländischen Grünen viel vor: Sie will bei ihrer zweiten Landtagswahl als Spitzenkandidatin ein drittes Mandat und damit den 2010 verloren gegangenen Klubstatus holen. Im Idealfall soll auch eine Regierungsbeteiligung herausschauen. 2015 hatte sie das bisher beste Ergebnis der Grünen im Burgenland erreicht.
Manfred Kölly - Der zähe Einzelkämpfer
Manfred Kölly will es noch einmal wissen. Der aus der FPÖ kommende Einzelkämpfer versucht mit seinem Bündnis Liste Burgenland ein drittes Mal in den Landtag zu kommen. Die Ausgangslage für den 66-Jährigen ist schon wie bei den ersten Malen davor knapp, aber Kölly ist ein zäher Einzelkämpfer.
Steiner "gespannt und zuversichtlich"
ÖVP-Spitzenkandidat Thomas Steiner hat Sonntagvormittag nach der Messe in Begleitung seiner Frau seine Stimme in einer Volksschule in Eisenstadt abgegeben. "Gespannt und zuversichtlich" betrat Steiner das Wahllokal. Er hoffe auf mehr Zuspruch, um die ÖVP in Regierungsverantwortung zu führen, sagte der Eisenstädter Bürgermeister den wartenden Medien.
"Der Wahlkampf war eine Herausforderung und sehr intensiv. Ich wünsche mir das, war wir uns vorgenommen haben, nämlich stärker werden und mehr Verantwortung im Land übernehmen", so Steiner. Bei der letzten Landtags-Wahl 2015 hatte die ÖVP 29 Prozent erzielt.
Liste Burgenland hofft auf Einzug
Die zweite Kleinpartei (neben NEOS) am Stimmzettel, das Bündnis Liste Burgenland, zog 2010 mit genau vier Prozent und einem Mandat in den Landtag ein - und konnte 2015 auf 4,82 Prozent und zwei Mandate zulegen. Gegründet wurde es von ehemaligen Freiheitlichen, dem Deutschkreutzer Bürgermeister Manfred Kölly (bis heute LBL-Landtagsabgeordneter) und dem Ex-Landesparteichef Wolfgang Rauter.
Kölly gibt sich bei Stimmabgabe optimistisch
Manfred Kölly, Spitzenkandidat des Bündnis Liste Burgenland (LBL), hat am Sonntagvormittag in seiner Heimatgemeinde Deutschkreutz seine Stimme für die Landtagswahl abgegeben. Kölly gab sich dabei optimistisch, dass die LBL zum dritten Mal den Einzug in den Landtag schaffen werde. Er habe "keine Zweifel daran", sagte er vor dem Wahllokal in der Europaschule.
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"Man hat immer vorher gesagt, wir schaffen es nicht, und wir haben es jedes Mal geschafft", betonte der Deutschkreutzer Bürgermeister. Er rechne damit, dass das auch dieses Mal wieder der Fall sein werde. Die Stimmung am Wahlsonntag sei generell "sehr, sehr gut", sagte Kölly. In Deutschkreutz, wo er Wahlleiter ist, zeichne sich eine hohe Wahlbeteiligung ab. Es sei erfreulich, dass die Leute von ihrem demokratischen Recht Gebrauch machen.
Außerdem sei wichtig, dass die LBL in den Landtag einziehe, weil sie für Kontrolle stehe, meinte Kölly. Er wird den restlichen Wahlsonntag nun als Wahlleiter in seiner Heimatgemeinde verbringen und anschließend abends nach Eisenstadt kommen.
Doskozil beim Wählen
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Doskozil mit Lebensgefährtin, der Dritten Landtagspräsidentin Ilse Benkö (FPÖ) und dem Oberwarter Bürgermeister Georg Rosner (ÖVP) vor dem Wahllokal in Oberwart.
FPÖ könnte vierte Schlappe in Serie einfahren
Die FPÖ muss sich bei der Landtagswahl im Burgenland auf die vierte große Schlappe in Serie einstellen. Wie auch schon bei der Nationalratswahl und den Urnengängen in Vorarlberg und der Steiermark dürfte es infolge der Ibiza- und Spesenaffäre Straches auch am Sonntag ein gröberes Minus setzen. Sogar die Einstelligkeit könnte den Blauen drohen.
Das Ziel von FPÖ-Spitzenkandidat Johann Tschürtz, das Ergebnis aus 2015 zu "halten", wird wohl nicht zu erreichen sein. Immerhin waren die damals erzielten 15,04 Prozent der blaue Topwert im Burgenland. Die Umfragen sagen den Freiheitlichen deutliche Verluste und ein Ergebnis zwischen zehn und zwölf Prozent voraus. Damit ist auch die Einstelligkeit nicht ganz auszuschließen. Platz drei werden die Blauen aber wohl behalten können.
Sollte die FPÖ tatsächlich einstellig werden, so wäre dies das erste Mal seit dem Jahr 2013. Damals fielen die Freiheitlichen in Niederösterreich und Tirol (mit 8,21 bzw. 9,34 Prozent) unter die 10-Prozent-Marke.
Ihren bisherigen Rekordverlust verzeichnete die FPÖ im Burgenland im Jahr 2005 mit 6,88 Prozentpunkten minus, als sie an den Turbulenzen der Bundespartei unter der schwarz-blauen Koalition litten. Damals fielen sie (von einem schwächeren Ausgangswert) sogar auf 5,75 Prozent - und büßten einen Regierungssitz in der damaligen Proporz-Regierung ein.
SPÖ darf auf lange ersehnten "richtigen" Sieg hoffen
Für die SPÖ könnte die Landtagswahl im Burgenland am Sonntag den lang ersehnten "richtigen" Erfolg unter der Obmannschaft von Pamela Rendi-Wagner bringen. Zwar gab es im vergangenen Oktober bei der Landtagswahl in Vorarlberg ein kleines Plus (+0,69 Prozentpunkte), die übrigen drei Wahlen unter der aktuellen Bundesparteivorsitzenden gingen aber allesamt verloren - und das teils kräftig.
Das jüngste herbe Wahldebakel für die Roten setzte es bei der Landtagswahl in der Steiermark Ende November des vergangenen Jahres. Damals verlor die SPÖ ganze 6,27 Prozentpunkte und musste einen historischen Landes-Tiefststand von 23,02 Prozent hinnehmen.
Auch bei der Nationalratswahl im September zuvor fuhr die Partei eine heftige Schlappe ein: Das Minus von 5,68 Prozentpunkten bedeutete im Resultat das schlechteste Bundes-Ergebnis überhaupt: Nur 21,18 Prozent der Stimmen entfielen auf die Sozialdemokratie. Damit unterbot die SPÖ sogar den erst im Mai davor bei der EU-Wahl eingefahrenen roten Rekord-Tiefststand auf Bundesebene von 23,89 Prozent (bei einem kleinen Minus von 0,2 Prozentpunkten).
Derzeit liegt die SPÖ in vier Bundesländern im historischen Tief. Neben der Steiermark ist das auch in Oberösterreich der Fall, wo die Partei 2015 infolge der Flüchtlingskrise mit 18,37 Prozent (-6,57) unter die 20er-Marke fiel. In Wien erzielte sie bei der letzten Wahl 2015 erstmals weniger als 40 Prozent der Stimmen (39,59 Prozent mit einem Minus von 4,75 Prozentpunkten). Und in Salzburg rutschte sie 2018 auf den Tiefststand von 20,03 (-3,78).
Im Burgenland bedeutet das Wahlergebnis 2015 das zweitschlechteste Resultat in der Zweiten Republik (nur 1949 lag man noch darunter). Das Minus von 6,34 Prozentpunkten brachte ein Abrutschen auf 41,92 Prozent.
Wohl drei Möglichkeiten für Zweier-Koalitionen
Die Landtagswahl im Burgenland wird wohl die Chance auf drei verschiedene Zweier-Koalitionen bringen, alle unter Beteiligung der SPÖ. Trotz der zu erwartenden FPÖ-Verluste könnte Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil weiter mit seinem aktuellen Koalitionspartner regieren. Eine satte Mehrheit hätte wohl eine Wiederbelebung der Koalition mit der ÖVP. Auch Rot-Grün könnte (erstmals) möglich sein.
Die Umfragen suggerieren der SPÖ für die Wahl am 26. Jänner einen leichten Zugewinn zu ihren 41,92 Prozent aus dem Jahr 2015. Der aktuelle Koalitionspartner der Roten, die FPÖ, dürfte hingegen auch in Burgenland die Folgen der Ibiza-Affäre ihres Ex-Bundesparteiobmannes Heinz-Christian Strache zu spüren bekommen.
Zwar sagen die bisherigen Erhebungen für die burgenländische FPÖ keinen so deutlichen Absturz vorher wie ihn die Freiheitlichen bei den Nationalratswahlen bzw. den Landtagswahlen in Vorarlberg und der Steiermark einstecken mussten (mit fast zehn Prozentpunkten Minus). Deutliche Verluste gegenüber dem blauen Top-Wert aus dem Jahr 2015 (15,04 Prozent) werden aber erwartet. Dennoch gehen die Meinungsforscher davon aus, dass es weiter eine rot-blaue Mehrheit im 36-köpfigen Landtag gibt.
Einen satten Stimmenüberhang hätte wohl eine Koalition zwischen SPÖ und ÖVP. Denn die nun türkise Volkspartei darf auch im Burgenland mit Zugewinnen rechnen, geht die Partei doch von einem historischen Tiefststand (29,08 Prozent) aus ins Rennen. Auch der Rückenwind aus dem Bund dürfte Widerhall im Ergebnis der Volkspartei finden.
Etwas unsicher ist, ob nach der Wahl eine Koalition zwischen Rot und Grün mathematisch machbar ist.
Johann Tschürtz - Der beharrliche Blaue
2015 führte er die FPÖ in die burgenländische Landesregierung, diesmal will er sie dort halten: Johann Tschürtz (60) ist seit 2005 Landesparteiobmann der Freiheitlichen und seit 2015 Landeshauptmann-Stellvertreter. Bundesweite Aufmerksamkeit bescherten dem Burgenländer insbesondere seine enge Freundschaft zu Heinz-Christian Strache und so manch unkonventioneller Vorschlag.
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Johann Tschürtz wurde am 12. Dezember 1959 in Eisenstadt geboren. Er absolvierte eine Schlosserlehre und war nach dem Wehrdienst im Auslandseinsatz auf den Golanhöhen. Danach besuchte er in Wien die Polizeischule und war ab 1981 bei der Exekutive tätig, bis er sich für seine politische Tätigkeit karenzieren ließ.
Hans Peter Doskozil - Der rechte Rote
Er ist trotz angeschlagener Stimme bisweilen einer der lautesten Roten: Hans Peter Doskozil, Ex-Verteidigungsminister und in Vergangenheit auch schon als potenzieller Kandidat für den Posten des Bundesparteichefs genannt, gehört zum rechten Flügel der SPÖ. Manchmal hat man das Gefühl, rechts von ihm ist nur mehr sein burgenländischer Koalitionspartner, die FPÖ.
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Doskozil hat sich bei seiner ersten Wahl als Landeshauptmann zum Ziel gesetzt, das bisher schlechteste Ergebnis der SPÖ - 41 Prozent und ein Minus von über sechs Prozentpunkten unter Hans Niessl 2015 - zu verbessern und der Bundes-SPÖ und dem linken Flügel in der Partei zu zeigen, wie man als Sozialdemokrat heutzutage punktet: Mit einem strammen Migrationskurs und großzügiger Sozialpolitik.
Ob das dem 50-jährigen Südburgenländer aus Kroisegg im Bezirk Oberwart gelingt, wird sich zeigen. Die Umfragen sagen es zumindest voraus. Wenn es ihm gelingt, hätte er gute Argumente, die bei manchen in der Partei umstrittene rot-blaue Partnerschaft im Burgenland fortzusetzen.
Ein Motivations-Tweet wählen zu gehen
Es war grad ein 1926er Jahrgang wählen.
— Tomtom248 (@tomtom_th) January 26, 2020
Wenn er es schafft, den Weg ins Wahllokal zu finden, schaffts ihr des auch!#GMRNOE #LTWBGLD #beifunk #GEHTSWÄHLEN
SPÖ stellt seit 1964 den Landeshauptmann
Obwohl bei den jüngsten bundesweiten Urnengängen die ÖVP vorne lag, ist das Burgenland seit langem ein "rotes Kernland". Seit 1964 sitzen SPÖ-Politiker im Landeshauptmannsessel, als bisher sechster (gewählter, Anm.) roter Landeschef amtiert seit Ende Februar des vergangenen Jahres Hans Peter Doskozil. Von 1946 bis 1964 hatte die ÖVP insgesamt drei Landeshauptleute gestellt.
So ging die letzte Burgenland-Wahl aus
ÖVP würde gerne in Landesregierung zurück
Deren Chef Thomas Steiner kann, ganz im türkisen Bundestrend, mit einem deutlichen Plus zu den 29,08 Prozent (elf Mandate) rechnen. Die Grünen, einmal mehr von Regina Petrik in die Wahl geführt, werden sich wohl ebenfalls über einen Zuwachs zu den 6,43 Prozent (zwei Mandate) der vorigen Wahl freuen können - und auch sie würden ganz gerne mitregieren. Bei der Regierungsbildung hat Landeshauptmann Doskozil freie Hand, das Proporzsystem wurde schon 2015 abgeschafft.
Um den Einzug in den Landtag zittern müssen NEOS - die ihn bei der vorigen Wahl mit nur 2,33 Prozent verpasst haben. Sehr fraglich ist es auch, ob das Bündnis Liste Burgenland (2015 mit 4,82 Prozent) zum dritten Mal über die Vier-Prozent-Hürde schafft.
Auch FPÖ muss besser abschneiden
Auch der Koalitionspartner - Spitzenkandidat ist Landeshauptmannstellvertreter Hans Tschürtz - muss besser abschneiden als die (2019 für Ibizagate und Spesenaffäre massiv abgestraften) Freiheitlichen zuletzt, damit die rot-blaue Mehrheit erhalten bleibt. Denn der Polster ist mit 15,04 Prozent (sechs Mandate) aus der vorigen Wahl nicht allzu groß.
Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) hofft, deutlich besser auszusteigen als die SPÖ bei den Wahlen des Jahres 2019. Sein Ziel ist, zumindest ein wenig zuzulegen zu den 41,92 Prozent (15 Mandate), die sein Vorgänger Hans Niessl 2015 holte.
250.181 Burgenländer sind wahlberechtigt
Bei der Landtagswahl sind 250.181 Burgenländerinnen und Burgenländer wahlberechtigt. Erstmals seit 1968 ist - allerdings nur bei den Nebenwohnsitzern - ein Rückgang zu verzeichnen. Heuer gibt es um 426 weniger Wahlberechtigte als 2015 (250.607). Der Rückgang ist darauf zurückzuführen, dass auch Personen mit Nebenwohnsitz - und bestimmten Bedingungen - den Landtag küren dürfen. Ihre Zahl ging seit der Burgenland-Wahl 2015 (19.044) etwas zurück, auf 17.908 Personen. Die Zahl der Wahlberechtigten mit Hauptwohnsitz ist hingegen leicht gestiegen, von 231.563 auf nunmehr 232.273.
Von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht haben bei der Landtagswahl 2015 190.556 Personen. Damit lag die Wahlbeteiligung bei 76,04 Prozent.
Die ersten Wahllokale haben offen
Die erste Wahl des Jahres 2020 hat begonnen. Um 6.45 Uhr öffnete in Bad Sauerbrunn das erste Wahllokal, um die Stimmen der 250.181 wahlberechtigten Burgenländer zur Kür ihres Landtages entgegenzunehmen. Um 7.00 Uhr sperrten zahlreiche weitere auf. Am Prüfstand steht die einzige rot-blaue Landesregierung Österreichs - und der Urnengang gilt auch als erster Stimmungstest für Türkis-Grün im Bund.
Willkommen zum LIVETICKER!
250.000 Burgenländer sind heute zur Landtagswahl aufgerufen. Die Wahllokale haben bereits geöffnet. Wir informieren Sie hier im LIVETICKER den ganzen über die aktuellsten Ereignisse rund um die Burgenland-Wahl bis hin zu den Ergebnissen. Wahlschluss ist 16 Uhr.