"Kern hat Partei massiv verunsichert"
Drozda rechnet mit Kern ab
08.10.2018Der neue SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda distanziert sich von Kern.
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Im oe24.TV-Interview spart Thomas Drozda nicht mit Kritik an Ex-SP-Chef Christian Kern, der ihn 2016 in die Politik geholt hatte. Kern habe die Partei rund um seine angekündigte EU-Kandidatur und den zweimaligen Rücktritt „massiv verunsichert“.
oe24.TV: Das Schicksal des SPÖ-Bundesgeschäftsführers ist über Sie gekommen, und seither haben Sie nicht sehr viel geschlafen, so wie es drunter und drüber geht in der Partei, oder?
Thomas Drozda: Wenn Sie das eine schicksalhafte Entscheidung nennen, dann muss ich sagen, es ist tatsächlich eine Lebensentscheidung, die ich für mich getroffen habe, und ich habe sie gern und aus Überzeugung getroffen.
oe24.TV: Beginnen wir am Anfang, bei der verlorenen Wahl der SPÖ. Sie hätten eigentlich den Wahlkampf managen sollen und sind dann von der Bühne verschwunden …
Drodza: Ich will da jetzt nicht zurückschauen. Der Wahlkampf war wahrhaftig kein Ruhmesblatt, und es hat gravierend an Professionalität gemangelt. Ich wäre zur Verfügung gestanden, es wurde anders entschieden.
oe24.TV: Wie stark hat Kern der SPÖ geschadet?
Drodza: Kern hat dieser Partei nicht geschadet, er hat die Partei jetzt in den letzten drei Wochen massiv verunsichert, die Partei hat das aber überwunden. Ehrlich gesagt, zweieinhalb Wochen vor dem Parteitag zu sagen, ich trete nicht an, ist eine massive und gravierende Verunsicherung. Aber er hat in Summe als Kanzler und als Parteichef viel geleistet.
oe24.TV: Und jetzt wollen Sie mit Andreas Schieder tatsächlich die EU-Wahl gewinnen? Er hat ja ein Verlierer-Image.
Drodza: Selbstverständlich. Das ist der Anspruch, den wir haben, und das halte ich für realistisch und möglich, sonst wäre die Entscheidung so nicht getroffen worden.
oe24.TV: Und Pamela Rendi-Wagner wird Ihrer Ansicht nach die nächste Kanzlerin?
Drodza: Ja, selbstverständlich. Sie hat die Voraussetzung, zu führen, die Voraussetzung der Teamfähigkeit, und sie ist das positive Gegenteil von Sebastian Kurz.
Wirbel um abgesagte Parteireform
Die von Kern geplante Parteireform (Mitglieder entscheiden über Koalitionen, Solidaritätsabgabe für SPÖ-Politiker) ist Geschichte. Bürgermeister Michael Ludwig kritisierte zudem, dass öffentliche Ämter nur noch höchstens zehn Jahre ausgeübt werden sollten. Für SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner ist die Statutenreform allerdings nur verschoben.
Kritik gibt es von der linken Basis. Die Sektion 8 sieht einen „machtpolitischen Kompromiss“. Kern-Sohn Niko schreibt in Richtung Ludwig: „Von der Basis eine gottgegebene Loyalität zu verlangen, ihr aber nicht einmal Mitspracherecht einzuräumen, ist clownesk."
Einstimmige Wahl von Rendi-Wagner
60 von 60 SPÖ-Abgeordneten haben sich am Montag für Pamela Rendi-Wagner als Klubchefin ausgesprochen. Damit ist ihre Wahl nun auch offiziell. Ex-Minister Jörg Leichtfried wird ihre rechte Hand und erledigt parlamentarische Arbeit wie die Teilnahme an Präsidialen.