Heinz Fischer privat. Die besten Entscheidungen trifft er in der Sauna. Und doch kann er auch ein „Häferl“ sein.
Kaum jemand hat Heinz Fischer je so gesehen. Kochend vor Zorn verlässt der seinerzeitige Nationalratspräsident im Jahr 1995 sein Büro: „Bei dieser Show spiele ich nicht mit!“ Was war passiert? Die Grünen überreichten eine Petition gegen Pelztierhandel – und eine mitgebrachte Bisamratte verrichtete ihr Geschäft auf dem Teppich des Präsidenten. Das war zu viel des Schlechten.
Inzwischen kann der 71-jährige Wiener über so etwas lachen: Das Bundespräsidentenamt ist Fischer zur zweiten Haut geworden, er genießt es sichtlich – sogar im Wahlkampf. Dabei hat er sein Leben kaum geändert: Mit Ehefrau Margit (66) lebt der Vater und Großvater von zwei inzwischen erwachsenen Kindern und einer Enkelin in der Josefstadt. Die Wohnung im 4. Stock eines Gründerzeithauses beherbergt immer noch an die 30.000 Bücher – und wie in seiner Parlamentszeit geht der Präsident dann und wann zu Fuß ins Büro.
Zensur per SMS
Es sind ja nur etwas mehr als 500 Meter. Allein
die Hausmeisterwohnung musste für Fischers Bodyguards ungebaut werden –
einer begleitet den Präsidenten immer, im Wahlkampf sind es sogar zwei. Für
ÖSTERREICH lässt der Langzeitpolitiker (Parlament seit 1963) tiefere
Einblicke in sein Privatleben zu: Sohn Philipp (38), so erzählt er, sei sein
größter Kritiker: Nach jedem TV-Auftritt bekomme „der Heinz“ (die
Fischerkinder nennen die Eltern seit jeher mit ihrem Vornamen) die Zensur
per SMS. Und: Bergfex Fischer ist Opa mit Leidenschaft. Mit seiner kleinen
Enkelin Anna (10 Monate, von Tochter Lisa, 34) im Tragetuch wurde schon der
Falkenstein erklommen.
Wie vielleicht bei keinem Präsidenten vor ihm spielt die Ehefrau eine entscheidenden Rolle: Sie schneidet dem nicht uneitlen Staatsoberhaupt nicht nur alle drei Wochen die Haare. Die während des Krieges in Schweden aufgewachsene Margit ist definitiv seine wichtigste Beraterin: „Wir sind naturgemäß sehr viel zusammen und diskutieren sehr viel. Es gibt kaum ein wichtiges Thema, das wir nicht beim Frühstück, beim Abendessen, beim Wandern oder in der Sauna miteinander besprechen.“
So reißt Heinz Fischer im politischen Leben der Geduldsfaden kaum noch. Das hebt er sich für den Fußballplatz auf; Fischer ist Rapidler. Und die Auftritte der Grün-Weißen waren in dieser Saison wirklich nichts für schwache Nerven.