Dadurch könne man Staus in Uni-Massenfächern entgegensteuern.
Verpflichtende "Eignungstests" in der AHS-Oberstufe fordert der Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) in seinen Empfehlungen zum Thema "Humanressourcen". Damit ließe sich die Eignung für bestimmte Studienrichtungen feststellen und ein "Stau in Massenfächern" vermeiden, betonte RFT-Chef Knut Consemüller Montagabend vor Journalisten in Wien. Weil "das Humankapital in Österreich ein limitierender Faktor" sei, fordert der Forschungsrat eine Verstärkung frühkindlicher Bildung ab drei Jahren, eine gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen, mehr Förderung für Kinder aus bildungsfernen Schichten und den Ausbau der naturwissenschaftlichen Kompetenz in Österreich.
Berechtigter Protest
Wenn man sich die Arbeitsmarktdaten und die
"berechtigten Forderungen" der protestierenden
Studenten anschaue, bedürfe es schnellen Handelns, meinte Consemüller.
Als Beispiel für eine "berechtigte Forderung" nannte er eine Reihe von
Studienrichtungen, wo die Umstellung auf das Bologna-System "völlig daneben
gegangen" sei, mit Studienplänen, die nicht zu schaffen seien.
Hochschul-Zugang
Gleichzeitig steige der Bedarf an hoch- und
mittelqualifizierten Beschäftigten in den kommenden Jahren, vor allem im
technisch-naturwissenschaftlichen Bereich. Doch in den vergangenen Jahren
sei die Hochschul-Zugangsquote in Österreich nur langsam auf 40 Prozent
gewachsen, während sie im OECD-Durchschnitt bei 56 Prozent liege. Auf
dementsprechend niedrigem Niveau stagniere die Akademikerquote bei 18
Prozent, gegenüber 27 Prozent im OECD-Schnitt. "Wer vorne zu wenig
hineinsteckt, kann nicht erwarten, dass hinten genug rauskommt", kommentiert
Consemüller, "damit werden wir die Zukunft nicht gewinnen".
Schlechtes Abschneiden
Einmal mehr verwies der
Forschungsrats-Chef auf das schlechte Abschneiden österreichischer Unis in
diversen Rankings. Der Unterschied zu den Spitzenreitern in diesen Wertungen
aus den USA und Großbritannien sei, dass sich diese ihre Studenten selbst
aussuchen können. "Es muss solche Elite-Unis geben, aber wir brauchen auch
eine Breite der akademischen Ausbildung", sagte Consemüller.
Der RFT-Chef warnte davor, das Ziel, die Hochschulausgaben bis 2020 auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu steigern, erst nach der notwendigen Budgetkonsolidierung anzugehen. Es müsse gleich damit begonnen werden, "zu sagen, es ist kein Geld da, ist im fünftreichsten Land der Welt kein Argument, das sollten wir nicht länger akzeptieren". Schließlich habe man sich auch den "kollektiven Wahnsinn einer Verschrottungsprämie" leisten können.
Frühkindliche Bildung
Im Rahmen seiner Empfehlungen spricht
sich der Forschungsrat für eine Verstärkung der frühkindlichen Bildung,
insbesondere der sprachlichen, mathematischen und allgemein-kognitiven
Fähigkeiten aus. Als "unstrittig" sieht Consemüller die notwendige Abkehr
von der frühen Segmentierung der Schüler im Alter von zehn Jahren, die
Regierungsparteien würden sich aber mit "ideologischen Begriffen"
blockieren. Weil "keine Talente verloren gehen dürfen", müsse das
Bildungsniveau von Kindern aus bildungsfernen Schichten bzw. mit
Migrationshintergrund verbessert werden. Schließlich müsse die
naturwissenschaftlich-technische Kompetenz in Österreich erhöht werden, etwa
durch fächerübergreifenden "Science"-Unterricht an Schulen, Fokussierung der
zahlreichen Technik-Initiativen oder die Schaffung von Anreizsystemen für
Studien im naturwissenschaftlich-technischen Bereich, etwa durch Stipendien.