Bessere Umfragen
Ein Jahr Kanzler: Gusenbauers Bilanz
22.09.2007
Die aktuellen Fotos zeigen den Kanzler mit den Mächtigsten der Welt in New York. Sein Image hat sich nicht nur durch solche Reisen verbessert, wie neue Umfragedaten zeigen.
Lächeln mit dem Dalai Lama statt Wandern in engen Radlerhosen, als Regierungschef zu Gast bei den Mächtigen in New York statt als Oppositionschef auf Startklar-Tour im Mühlviertel: Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) kann – knapp ein Jahr nach der Nationalratswahl – langsam den „Kanzlerbonus“ ausspielen.
In der jüngsten Gallup-Umfrage für ÖSTERREICH kann der Kanzler im direkten Vergleich Vizekanzler Wilhelm Molterer (ÖVP) erstmals klar abhängen: 37 Prozent der Bevölkerung würden Gusenbauer bei einer Direktwahl ihre Stimme geben, lediglich 33 Prozent würden für den VP-Kandidaten stimmen. Die Hälfte der Bevölkerung findet den Kanzler zudem „sympathisch“.
SPÖ überholt ÖVP
Vom derzeitigen Aufwind des
Kanzlers profitiert die gesamte SPÖ. In der Sonntagsfrage konnten die
Sozialdemokraten ihren Stimmenanteil von 35 Prozent halten, die ÖVP hingegen
verlor erneut einen Prozentpunkt. Erstmals seit dem Frühsommer läge die SPÖ
bei einer Wahl am heutigen Sonntag somit wieder vor der ÖVP.
Gusis neue Rolle
Experten sind sich einig, warum Gusenbauer nach
einem katastrophalen Start (gebrochene Wahlversprechen, wütende Proteste der
eigenen Parteijugend) sein Image nun etwas aufpolieren kann: „Der
Kanzlerbonus beginnt zu greifen. Gusenbauer versucht über den Parteien zu
stehen, manchmal gibt er sogar der ÖVP recht“, so Gallup-Chef Fritz Karmasin
zu den neuesten Umfragedaten. „Er spielt eine Art Bundespräsident in der
Regierung.“
Ähnlich sieht das auch Politologe Peter Filzmaier. Gusenbauer habe jetzt seine Rolle „in der Mitte“ langsam gefunden. Das heißt: Der Kanzler schafft es, sich aus dem politischen Alltag (mit den äußerst unbeliebten Koalitionsstreitigkeiten) herauszuhalten. Er stehe jetzt über diesen Streitereien, so Filzmaier (siehe Interview rechts).
Treffen mit den Mächtigen
Dazu kommen außenpolitische
Auftritte wie jetzt in New York, aber auch Empfänge großer Staatschefs in
Österreich. Treffen mit den Mächtigen der Welt von Russlands Präsident
Wladimir Putin über den Papst bis zu UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon wirken
sich laut Filzmaier positiv auf das Image aus.
„Schwacher Kanzler“
Der Kampf gegen das
„Umfaller-Image“ wird laut Experten trotz verbesserter Umfrage-Werte aber
noch länger dauern. Karmasin: „Zu Beginn konnte er die Wahlversprechen nicht
einhalten, das hat einen großen Schaden angerichtet.“ Die Folge: Noch immer
ist Gusenbauer für die Hälfte der Bevölkerung ein „schwacher Kanzler.“ Für
36 Prozent der Österreicher ist Gusenbauer ein schlechterer Kanzler als
Vorgänger Wolfgang Schüssel. Nur ein Viertel hält ihn für fähiger.
Politologe Filzmaier glaubt, dass dieses Image den Kanzler noch bis zur
nächsten Wahl verfolgen könnte. Trotz Dalai Lama und Central Park.