"Mein Abend am blauen Ball"
Eklat am Akademikerball: oe24.TV-Reporter rausgeworfen
25.01.2019oe24TV-Reporter Christian Tomsits tanzte in der Hofburg – und flog raus.
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Noch während der Eröffnung kam der Sicherheitskoordinator des Balls zu oe24.TV-Reporter Christian Tomsits: „Das ist der Mann“, fauchte dieser, „der berichtet für oe24.TV.“ Erst wurde Tomsits nach der Eintrittskarte gefragt, dann nach dem Ausweis. Auch die Daten wurden aufgenommen. Schließlich wurde der Journalist aufgefordert, alle Videos auf seinem Handy zu löschen.
Dann wurde der Reporter diskret rausgeworfen. Begleitet von Sicherheitsmännern ist er über eine Hintertreppe zum Ausgang der Hofburg eskortiert worden (siehe Kasten rechts).
Friedlich
Weitaus friedlicher verlief die Demo gegen den Akademikerball: Vier kleine Kracher bei der Abschlusskundgebung um 19.30 Uhr auf dem Stephansplatz, zuvor kleinere Zwischenfälle mit pyrotechnischen Gegenständen – sonst verlief Freitagabend der Protestzug gegen den von der FPÖ Wien organisierten Akademikerball in der Hofburg ohne Probleme. Keine Sachbeschädigungen, keine Ausschreitungen wie in den Jahren zuvor. Der Unmut gegen Ball und Regierung entlud sich vor allem verbal gegen die „grausliche Politik“ von Türkis-Blau und Innenminister Herbert Kickl: „Kickl raus“, hieß es.
Sicherheit
1.900 Beamte waren im Einsatz, sie standen 1.600 Demonstranten gegenüber. Zum Protestzug hatte das Bündnis „Offensive gegen Rechts“ geladen. Ursprünglich war mit mehreren Tausend Teilnehmern gerechnet worden: „Diesmal waren es deutlich weniger als in den Jahren zuvor“, so der Wiener Polizeisprecher.
"Undercover in der Hofburg: So flog ich vom Ball"
Schon an der Polizeisperre kontrollieren sie die Tickets. Am Weg zur Hofburg fallen vereinzelt „Nazi“-Rufe, „Schäm dich“, so Passanten. Eine Frau zynisch: „So schlimm sehen die Nazis gar nicht aus.“
Drinnen: Elegant, aber wenig Stimmung. Rot-weiß-roter Blumenschmuck. Die größte Menschentraube versammelt sich um den Tisch von Vizekanzler Strache. Er im Frack, Philippa funkelt im bodenlangen Glitzerkleid. Daneben FPÖ-Klubobmann Gudenus. Er kam alleine. Strache lacht, ist bestens gelaunt. Dann die glanzvolle Eröffnung. Getanzt wird nach einem Klassik-Medley von Tokio-Hotel. Ich filme mit meinem Handy mit, mache einen TV-Aufsager. Das reicht. Der Sicherheitschef kommt. "Das ist der Mann, das ist der Mann", hört man ihn noch schreien, ehe mein Ball-Abenteuer zu Ende ist. Man wirft mich raus. (Christian Tomsits)
Tokio Hotel zur Eröffnung
Am Freitag luden die Freiheitlichen wieder einmal zum umstrittenen Akademikerball. Offizieller Ballbeginn war um 21 Uhr. Allerdings trafen schon vor 17 Uhr Gäste in der Hofburg zu einem Dinner ein. Darunter etwa Burgenlands FPÖ-Chef Johann Tschürtz und Salzburgs freiheitliche Landesparteichefin Marlene Svazek. FPÖ-Obmann und Vizekanzler Heinz-Christian Strache , gemeinsam mit Gattin Philippa und der geschäftsführende FPÖ-Klubchef Johann Gudenus trafen kurz vor der Eröffnung ein.
Und bei dieser gab es just eine Überraschung. Denn wie man Videos entnehmen konnte, wurde im Rahmen der Eröffnung zu einer Klassik-Version von Tokio Hotels "Durch den Monsun" getanzt.
Friedliche Demonstration
Ungewöhnlich ist das alle mal. Allerdings blieb der erwartete "Demo-Monsun" in Form von Protesten gegen den umstrittenen Burschenschafter-Ball aus. Von den erwarteten drei bis vier Tausenden Demonstranten kamen schlussendlich laut Polizei nur 1.600. Denen standen rund 1.900 Polizisten gegenüber. Alles blieb friedlich und am Ende wurde im Rahmen der Abschlusskundgebung am Stephansplatz noch einmal Stimmung gegenüber der türkis-blauen Regierung, ehe sich die Demonstration wieder auflöste.