"Willkommen Österreich"

Eklat um Stermanns Holocaust-Witz

18.11.2010

Der ORF reagierte sofort und ließ die Passage streichen.

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Moderator Dirk Stermann macht in der Sendung einen Witz über die Klage von Holocaust-Überlebenden gegen eine ÖBB-Tochterfirma in Ungarn, der Todestransporte in Konzentrationslager vorgehalten werden. Die israelitische Kultusgemeinde (IKG) und die ÖBB reagierten empört. Auch der ORF distanzierte sich und ließ die Passage in Folge der APA-Recherchen herausschneiden.

Geschmacklos
"US-Anwälte verklagen die ÖBB, weil sie den ÖBB vorwerfen, sie seien beteiligt gewesen an der Deportation von Juden: Liebe US-Anwälte, das glaube ich nicht. Wären die Juden mit den ÖBB gefahren, wären sie heute noch nicht in Auschwitz", lautet der Witz, nach dem das Publikum in schallendes Gelächter ausbricht. Nachsatz von Co-Moderator Christoph Grissemann: "Man muss dazusagen: kein Thema, das man verblödeln darf." Danach folgt der nächste Sketch zu einem anderen Thema.

Der Präsident der israelitischen Kultusgemeinde Ariel Muzicant zeigte sich in einer Stellungnahme empört: "Ich halte diesen Witz wirklich für eine Geschmacklosigkeit", sagte er. "Ich frage die Herren, wie sie fühlen würden, wenn ihre Eltern und Großeltern in diesen Zügen gesessen wären und ob sie dann auch solche Witze machen würden."

Passage herausgeschnitten
Auch in der ORF-Geschäftsführung fand man den Witz nicht gerade passend. Wie ORF-Kommunikationschef Pius Strobl am Nachmittag sagte, habe man "sofort reagiert" und die Passage aus der noch nicht gesendeten, aber bereits abgenommenen Sendung herausgeschnitten. Generaldirektor Alexander Wrabetz habe Programmdirektor Wolfgang Lorenz gebeten, die Vorwürfe "sofort zu prüfen", worauf dieser umgehend reagiert habe. "Das ist ein Thema, das keine Scherze in keiner Form und auch in keiner Satire zulässt."

"Fassungslos" war auch ÖBB-Sprecher Michael Wimmer. "Das ist ein Thema, wo sich jeder Scherz von selbst verbietet", sagte er. Die ÖBB würden nicht geklagt, betonte er.

Hintergrund: Sammelklage gegen Bahnunternehmen
Hintergrund der Äußerungen ist eine Sammelklage von Holocaust-Überlebenden gegen die Republik Ungarn, von der auch die ungarische Bahn MAV und die 2008 von den ÖBB erworbene ungarische Güterbahn Rail Cargo Hungaria (früher: MAV Cargo) betroffen sein könnten. Die Kläger beschuldigen den Staat Ungarn und die Bahnunternehmen, sie hätten im Zweiten Weltkrieg mit den Nationalsozialisten kollaboriert. Die damalige Regierung und die Staatsbahnen wären demnach daran beteiligt gewesen, das Eigentum von Juden zu konfiszieren und diese in Ghettos und Konzentrationslager zu transportieren. Im Februar war eine entsprechende Eingabe bei einem Gericht in Chicago eingegangen.
 

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