Gegen Menschenhandel
Emma Thompsons "The Journey" in Wien
12.02.2008
Auch am zweiten Tag ihres Wienbesuches wurde die britische Schauspielerin Emma Thompson nicht müde, zum Engagement gegen Menschenhandel aufzutreten.
Gemeinsam mit der englischen Ärztin Helen Bamber, Vorsitzende der Helen
Bamber-Foundation - einer Organisation, die Opfer von
Menschenrechtsverletzungen unterstützt - und Antonio Maria Costa, Chef des
United Nations Office for Drugs and Crime (UNODC), stellte sie am Dienstag
die Installation "The Journey" am Wiener Heldenplatz vor.
Beklemmende
Container-Installation
Dabei handelt es sich um sieben
aneinandergereihte Container, die die Lebensgeschichte eines ehemaligen
Menschenhandelsopfers, einer Frau aus Moldawien, erzählen. "Jeder Container
repräsentiert einen Aspekt ihrer Reise", erklärte Thompson. Wie ein Voyeur
blickt man anfangs durch Schlüssellöcher auf ein scheinbar intaktes
Familienleben in Puppenformat, das durch den Tod des Vaters zerstört wird.
Die interaktive Installation versucht, den Besucher durch alle Sinne und
Perspektiven anzusprechen, den meisten Eindruck macht dabei wohl das
Bordellzimmer: Verschmierte Leintücher, laute Stimmen, schmutzige Negliges
am Boden, der Geruch von gebrauchten Kondomen, der Schriftzug "Help me" auf
dem Spiegel in der Ecke - all das lässt einen kleinen Teil der Beklemmung
dieser Opfer erahnen.
HELP
ME! Die Installation "The Journey" kann von 13. Februar bis zum
16. Februar von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr auf dem Wiener Heldenplatz besucht
werden. Der Eintritt ist frei.
(Foto: EPA/HERBERT PFARRHOFER)
Die sieben Container wurden individuell von führenden Künstlern wie dem mit dem Oscar ausgezeichneten Filmdesigner Michael Howells, der Oscar-prämierten Kostümdesignerin Sandy Powell und dem Turner-Preisträger Bildhauer Anish Kapoor gestaltet. Die Idee, eine Lebensgeschichte künstlerisch aufzuarbeiten, sei durch Gespräche mit der Frau entstanden. "Ich habe ihr gesagt, sie soll sich überlegen, was sie in sieben Container tun würde und ich mache das ebenso. Im Endeffekt sind wir auch exakt die gleichen Dinge gekommen. Obwohl es sich um eine ganz spezifische Geschichte handelt, zeigt das, dass es sich hier um eine allgemeine Wahrheit handelt", führte die Schauspielerin aus.
Würden Parlamentarier für Sex zahlen?
Sowohl Thompson
als auch Bamber sprachen sich anlässlich des am Mittwoch beginnenden "Wiener
Forums zur Bekämpfung des Menschenhandels" für einen stärkeren Opferschutz
und bessere Gesetze aus. "Wir müssen damit starten, dass wir Mädchen
registrieren. Sie müssen gleichberechtigt gegenüber Buben gesehen werden. Es
ist viel leichter, mit Menschen zu handeln, die keine Geburtsurkunde haben."
Ebenso müsse man sich auch mit den Kunden der unfreiwilligen Prostituierten
auseinandersetzen, aber ohne dieses Gewerbe zu stigmatisieren. "Ich wollte
die Parlamentarier heute auch gerne fragen, ob sie für Sex zahlen würden.
Aber man sagte mir, dass sei zu unhöflich", scherzte die Schauspielerin in
Anspielung auf ihren Besuch im österreichischen Parlament einige Stunden
zuvor.
Moderne Aktivisten
Costa lobte indes Thompson und Bamber als
"moderne Aktivisten", die für eine Sache mit vollem Herzen kämpfen.
Ähnliches erwarte er sich auch von dem Forum in Wien: "Lassen sie uns Wien
zu einem Ausgangspunkt für einen Teil einer Reise machen. Was sie in diesem
Container sehen, sollte niemand auf sich nehmen, aber das ist eine Reise,
die wir gemeinsam machen können", sagte er.