Nach elf Jahren an der Spitze der SPÖ Oberösterreich wirft der Fan von Tarock und Hausmannskost das Handtuch.
Jetzt hat es Erich Haider doch noch erwischt. Sah es kurzfristig so aus, als könnte sich der rote Rekordverlierer trotz eines Minus von gut 13 Prozentpunkten als oberösterreichischer SPÖ-Chef im Amt halten, gab er am Mittwoch schließlich doch dem internen Widerstand nach und tritt ab.
Vor sechs Jahren noch der große Mann
Dabei war Haider vor
sechs Jahren noch der große Mann der SPÖ. Beinhart nützte der oft als
Populist Kritisierte die Voest-Privatisierungspläne der schwarz-blauen
Regierung und rückte bei den Wahlen der ÖVP mit Landeshauptmann Josef
Pühringer ganz nahe - ein Pyrrhussieg, wie sich erwies. Vom deftigen
Wahlkampf Haiders genervt, entschloss sich die ÖVP zu Schwarz-Grün, und
Haider saß zwar dank Proporz in der Regierung, hatte aber nicht mehr viel zu
sagen.
Umso mehr Gewicht legte der 52-Jährige in die Bundespolitik, in der er sich als eine Art linkes Gewissen der SPÖ zu positionieren versuchte. Haider wird auch eine führende Rolle bei der Demontage von Kanzler Alfred Gusenbauer zugewiesen. Besser ging es später unter Werner Faymann, dem er im Gegensatz zu seinem Vorarlberger Wahlverlierer-Kollegen Michael Ritsch auch keine Schuld am Wahldesaster zuschob.
Obwohl er die Verantwortung auf sich nahm, dachte Haider nicht daran, seinen Posten in Partei und Regierung zu räumen. Er stellte zwar mehr pro forma die Vertrauensfrage, hielt sich aber in einer Krisensitzung vergangenen Montag im Sattel. Wie er das schaffte, darüber gingen die Meinungen aber auseinander. Referierte er vor den Medien, persönlich den Reformprozess der Landespartei einzuleiten und auch bei einem Parteitag im kommenden Jahr wieder zu kandidieren, sahen das andere Sitzungsmitglieder ganz anders. Am deutlichsten wurde sein Vize Hermann Krist, der ausdrücklich klarstellte, dass Haider nur noch eine Übergangslösung sei.
Einsehen kam spät, aber es kam
Einen Tag später sah der es
dann wohl oder übel selbst ein. Haider tritt von allen politischen Ämtern ab
und geht zurück in die Linz AG - eine Option, die für ihn im Wahlkampf keine
war, wie er wiederholt betont hatte. Vielleicht bereut er nun, dass er das
Offert Faymanns vom vergangenen Herbst, in dessen erstem Kabinett
Gesundheitsminister zu werden, leichtfertig ausschlug.
Kämpfer für die Kleinen
Geprägt ist Haider von seiner
Abstammung aus bescheidenen Verhältnissen. Dass er ins Gymnasium gehen
durfte, galt als Privileg. Dafür musste er täglich um fünf Uhr aufstehen. Er
hat sich immer als ein Kämpfer für die Kleinen positioniert. "Sozial,
sicher, gerecht" lautete sein politisches Motto.
Die Schwarz-Blaue- und später Schwarz-Orange-Koalition war ihm ein guter Reibebaum. So trat er als vehementer Kritiker der Voestalpine-Privatisierung und des "Ausverkaufs" von anderen Staatsbetrieben sowie einer "Zusperrwelle" bei Bezirksgerichten, Postämtern, Gendarmerieposten und Krankenhäusern auf und initiierte ein Volksbegehren gegen die Pensionsreform, die er "Pensionsraub" nannte. Das brachte der SPÖ in Oberösterreich 2003 wieder in die politische Gewinnzone, griff sechs Jahre später aber nicht mehr.
Sohn eines Bauarbeiters
Seine politische Laufbahn startete der
als Sohn eines Bauarbeiters am 13. Jänner 1957 in Ried in der Riedmark
geborene Haider 1977 als Organisationsreferent der SPÖ Oberösterreich. 1983
wurde er SPÖ-Bezirksparteisekretär in Linz und zwei Jahre später
Gemeinderat. Im Herbst 1993 wurde Haider in den Linzer Stadtsenat gewählt,
wo er unter anderem für den Umweltschutz zuständig war. Im Februar 1997
wurde Haider als Mitglied der oberösterreichischen Landesregierung angelobt,
er trat an den Platz von Barbara Prammer, die damals die Funktion der
Frauenministerin übernahm.
Fan von Hausmannskost, Tarock und Tennis
Im Juni 1998 folgte er
Fritz Hochmair als SPÖ-Chef in Oberösterreich nach, am 11. Mai 2000 auch als
Landeshauptmann-Stellvertreter. Der Fan von Hausmannskost ist
leidenschaftlicher Tarockierer, er spielt Tennis und joggt regelmäßig.
Haider ist verheiratet mit Maria Theresia, einer Volksschullehrerin, und
zweifacher Vater. Tochter Verena ist 31 und Sohn Erich Patrick 16 Jahre alt.