Der Nationalrat fasste am Dienstag die ersten Gesetzesbeschlüsse unter Rot-Schwarz.
Verabschiedet wurde das Bundesministeriengesetz, mit dem die Zuständigkeit der Ressorts festgelegt wird, sowie die neue Vertretungsregel für Staatssekretäre. Das Bundesministeriengesetz regelt die Zuständigkeiten der Ressorts während der kommenden vier Jahre.
Bildungsministerium gespalten
Wesentlichste Änderung gegenüber
dem Kabinett Schüssel II: Das Bildungsministerium wird in ein
Unterrichtsministerium und ein Wissenschaftsministerium aufgeteilt. Dabei
bekommt das Unterrichtsressort noch vom Bundeskanzleramt die Kunst, womit
diese mit der Kultur wieder vereint ist. Auch die Pädagogischen Hochschulen
stehen im Gegensatz zu den Unis und den Fachhochschulen unter der Obhut von
Unterrichtsministerin Schmied (S) und nicht unter jener von
Wissenschaftsminister Johannes Hahn (V).
Jugend geht an Gesundheitsressort
Kaum etwas ändert sich an den
Zuständigkeiten des Finanz-, Außen-, Innen-, Verteidigungs-, Justiz-,
Landwirtschafts-, Wirtschafts- und des Infrastrukturministeriums. Das weiter
schrumpfende Sozialministerium verliert die Jugend- und Familienagenden an
das Gesundheitsressort, das wiederum die Frauen ans Bundeskanzleramt abgibt,
wo mit Doris Bures eine eigene Kanzleramtsministerien für diesen Bereich
eingesetzt wird. Immerhin wird dem Sozialministerium noch eine
Koordinationskompetenz im Pflegebereich zugesprochen.
Forschung und Technologie zersplittert
Besonders umstritten an
der Aufteilung war, dass die Forschungs- und Technologieagenden weiter
zersplittert bleiben. Dem Wunsch zahlreicher Experten, die Zuständigkeit für
den vor allem Grundlagenforschung an Universitäten fördernden
Wissenschaftsfonds FWF vom Infrastruktur- zum Wissenschaftsministerium zu
verlagern, ist man nur zum Teil gefolgt: Jetzt gibt es eine geteilte
Eigentümervertretung zwischen den beiden Ressorts.
Eigentümervertreter der für unternehmensbezogene Wirtschaftsförderung und damit u.a. für Innovationsförderung zuständigen Austria Wirtschaftsservice (aws) war bisher das Finanzministerium, in Abstimmung mit dem Wirtschaftsministerium. Beide Ministerien hatten auch die aws-Geschäftsführer bestellt. Künftig sollen Infrastruktur- und Wirtschaftsministerium für die aws zuständig sein. Wie sich das konkret auswirkt, muss erst im aws-Gesetz ausformuliert werden.
Zwei neue Namen
Zwei Traditionsressorts bekommen mit dem neuen
Ministeriengesetz übrigens einen neuen Namen: Das Außenministerium heißt
künftig "Bundesministerium für europäische und internationale
Angelegenheiten" und das Sozialministerium "Bundesministerium für
Soziales und Konsumentenschutz".
Thema Klimaschutz
Die Grünen haben zum Auftakt der
Nationalratssitzung am Dienstag ein "Ende der Lippenbekenntnisse"
beim Klimaschutz gefordert. In einer "Aktuellen Stunde" warf die
Dritte Nationalratspräsidentin Eva Glawischnig der Regierung vor, die
Vereinbarung verbindlicher Klimaziele auf EU-Ebene zu blockieren.
Umweltminister Josef Pröll (V) verwies dagegen auf die von der rot-schwarzen
Koalition vereinbarten Absichtserklärungen, etwa die Steigerung des Anteils
erneuerbarer Energieträger an der Stromproduktion auf 80 Prozent bis 2010.