Die Schülervertreter riefen dazu auf, den heute startenden PISA-Test einfach nicht auszufüllen. Offenbar folgten einige Schüler dem Aufruf.
Testen Sie ihr Wissen! Der PISA-Test 2007
Wie ein Vertreter der Schülerunion gegenüber oe24.at sagte, wurde der Test an einer Schule von über 50 Prozent der Schüler am Mittwoch einfach nicht gemacht.
Österreichs Bundesschulsprecher Marchetti berichtete von einem Mail des mit der Abwicklung betrauten Bundesinstituts für Bildungsforschung (BIFIE) an die PISA-Verantwortlichen. Darin würden diese aufgefordert, die Tests nicht zu beginnen, wenn sie den Eindruck bekommen, dass die betreffenden Schüler diese boykottieren wollen.
Relativ ruhig
Trotz Boykott-Aufrufs der Bundesschulvertretung und
der VP-nahen Schülerunion wurde nach Angaben des Direktors des
Bundesinstituts für Bildungsforschung (BIFIE), Günter Haider, an 18 von
insgesamt 19 Schulen "ganz normal getestet". "Die Schüler
scheinen sehr eigenständig Entscheidungen zu treffen, unabhängig von
politischen Beeinflussungsversuchen", sagte Haider Mittwoch Nachmittag.
Ohne Zwischenfälle
An einer der insgesamt 19 am Mittwoch
für die Testung vorgesehenen Schulen seien einige für den Test ausgewählte
Schüler nicht anwesend gewesen. Da es sich dabei um eine internationale
Schule handelt, wisse man noch nichts über die Gründe des Fernbleibens,
sagte Haider. Die Schüler würden aber einfach in 14 Tagen nachgetestet.
Mehr Bildungsqualität gefordert
Die ÖVP-nahe Schülerunion
ruft weiterhin zum Boykott auf. Wir haben es schlichtweg satt, durch die
PISA-Tests als 'geistige Tiefflieger der Nation‘ dargestellt zu werden,
obwohl wir bereits unzählige Vorschläge zur Verbesserung des Schulsystems
auf den Tisch gelegt haben", so Schülerunion-Bundesobmann Matthias
Hansy. Die Union hat an die Unterrichtsministerin folgende Forderungen:
- Maßnahmen zur innerschulischen Qualitätssicherung und -verbesserung statt Feilschen um Schulstunden.
- Keine zentrale Matura.
- Einführung von mitbestimmenden Schulpartnergremien (Eltern, Lehrer, Schüler) auf Bundes- und Landesebene.
Schüler wollen Zeichen setzen
Auch Nico Marchetti
unterstützt diese Maßnahme: "Niemand werde zum Mitmachen
gezwungen, aber man laufe mit dem Boykottbeschluss offene Türen ein".
Bei dem Boykott handelt es sich laut dem Bundesschulsprecher um keine
Entscheidung eines kleinen Kreises, sondern "die Schüler wollen ein
Zeichen setzen".
Beginnend mit dem 15. April wird der PISA-Test bis 20. Mai in 300 österreichischen Schulen durchgeführt. Nach Schätzungen reicht für die Nichtanwendbarkeit der PISA-Ergebnisse bereits eine Boykott-Quote von ca. 15 %:
Keine Konsequenzen für Schüler
Die Schüler sollen den
Test nicht ausfüllen, wodurch die Studie unbrauchbar wird. Da es sich beim
PISA-Test um einen anonymen Fragebogen handelt, müsse kein Schüler mit
Konsequenzen rechnen. Den Vorwurf, sich instrumentalisieren zu lassen, wies
Marchetti zurück. Für die Schüler sei es egal, ob Lehrer zwei Stunden länger
in den Klassen stünden, der Schülervertretung gehe es um die Qualität der
Bildung.
Schüler instrumentalisiert
Mit scharfer Ablehnung hat das
Unterrichtsministerium auf den Aufruf zum Boykott des PISA-Tests durch
Bundesschulsprecher Nico Marchetti von der VP-nahen Schülerunion reagiert.
Damit würden "die Schüler für die Interessen der Lehrer
instrumentalisiert und das ist schärfstens abzulehnen", erklärte
der Sprecher von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S),
Boykott schadet Schülern
Der OECD-Koordinator der
PISA-Studie, Andreas Schleicher, fände einen Boykott der PISA-Studie in
Österreich "schade". "Damit nehmen sich die Schüler und
Lehrer die Möglichkeit, sich im internationalen Vergleich an der
Leistungsfähigkeit anderer Bildungssysteme zu messen und von anderen Ländern
zu lernen", sagte Schleicher am Mittwoch im ORF-Morgenjournal. Einen
Boykott habe es bisher noch nie gegeben, üblicherweise seien die
Beteiligungsraten sehr gut. Dies sei auch Voraussetzung dafür, dass die
Ergebnisse publiziert würden. Bei unzureichenden Antwortquoten in einem Land
würden dessen Ergebnisse nicht veröffentlicht.
"Kindisch und bildungsfeindlich"
Als "kindisch
und bildungsfeindlich" erachtet die SP-nahe Schülerorganisation "Aktion
kritischer Schüler" (AKS) einen Boykott der PISA-Studie, die in
den vergangenen Jahren große Missstände im Bildungssystem aufgezeigt habe. "Das
Verhalten von VP-Gewerkschaften, VP-Schülerunion und
BundesschülerInnenvertretung schaden dem Ansehen der
SchülerInnenvertretungsarbeit in Österreich", meinte
AKS-Vorsitzender Klaus Baumgartner in einer Aussendung. Schüler würden für
Parteiinteressen instrumentalisiert