ZIB2-Interview

EU-Beauftragte: "Antisemitismus ist nicht importiert"

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"Jüdinnen und Juden in Europa haben wieder Angst", sagte Katharina von Schnurbein, die Antisemitismusbeauftragte der EU-Kommission, in der ZiB2. Der vorherrschende Antisemitismus sei allerdings nicht nur importiert.

Die Zahl der gemeldeten antisemitischen Vorfälle in Österreich hat sich seit dem beispiellosen Angriff der Hamas auf Israel verfünffacht. Wurden bis zum 7. Oktober 2023 im Schnitt 1,55 Vorfälle pro Tag gemeldet, waren es danach 8,31. Die Gesamtzahl der gemeldeten Vorfälle lag im Vorjahr bei 1.147 und stellt damit einen Negativrekord dar. "Eine Horrorzahl", fasste IKG-Präsident Oskar Deutsch den am Mittwoch präsentierten Jahresbericht der Antisemitismus-Meldestelle zusammen. 

Jüdinnen und Juden haben wieder Angst

Zur Explosion der antisemitischen Vorfälle wurde am Abend die Antisemitismusbeauftragte der EU-Kommission und Vorsitzende der Simon-Wiesenthal-Preis-Jury, Katharina von Schnurbein, in die ZIB2 zugeschaltet. Der 7. Oktober sei eine Zäsur gewesen, der explosionsartige Anstieg an antisemitischen Zwischenfälle könne in allen EU-Ländern und der westliche Welt beobachtet werden. "Jüdinnen und Juden in Europa haben wieder Angst", so von Schnurbein. Das sei unerträglich für die Europäische Union.

Täter-Opfer-Umkehr

Warum kommt es nach dem bestialischen Angriff der Hamas nicht zu einer Welle der Solidarität gekommen sei, wollte Moderator Armin Wolf wissen. "In einer nie da gewesenen Geschwindigkeit ist es zu einer Täter-Opfer gekommen. Aus dieser Welle heraus hat sich ein antisemitischer Tsunami entwickelt, der über Europa hinwegschwappt", antwortete von Schnurbein. Selbst am 7. Oktober habe es in Europa Freudentänze auf den Straßen gegeben, noch bevor Israel militärisch reagierte. "Dieser Hass wird uns alle treffen".

Wann wird Israel-Kritik zu Antisemitismus fragte Wolf. "Zum einen wenn man hier lebende Jüdinnen und Juden verantwortlich macht für das Handeln Israels und auf der anderen Seite Israel das Existenzrecht abspricht", so die Antisemitismusbeauftragte.

Antisemitismus ist nicht importiert

Auf die Frage, welche Rolle die Zuwanderung aus arabischen und muslimischen Ländern spiele, antwortete von Schnurbein: „Antisemitismus ist in Europa nicht importiert". Der Holocaust habe stattgefunden ohne die Präsenz von Musliminnen und Muslimen in Europa. Das die muslimische Community zwei- bis dreifach höhere antisemitische Vorurteile hätte, habe mit einem Narrativ zu tun, dem sie ausgesetzt seien. Das bedeute aber nicht, dass man sich davon nicht befreien könne. Bildung sei der entscheidende Schlüssel.

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