Die heutige EU-Wahl könnte eine politische Zäsur bringen, sollte die FPÖ erstmals stärkste Partei bei einer bundesweiten Wahl werden.
Ihr bisher bestes Ergebnis erreichten die Freiheitlichen mit 27,53 Prozent bei der ersten EU-Wahl im Jahr 1996, bei Nationalratswahlen kam die FPÖ bisher maximal auf 26,91 Prozent - vor fast einem Vierteljahrhundert im Jahre 1999. Um ihre Bestmarke zu übertreffen, müsste die FPÖ diesmal also 10,34 Prozent zulegen und 27,54 Prozent erreichen.
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Kein Stimmenrekord
Unwahrscheinlich ist, dass bei dieser Wahl der All-Parteien-Rekord beim Stimmenanteil bei EU-Wahlen gebrochen wird. Die FPÖ müsste dafür ihr Ergebnis glatt verdoppeln. Denn 34,56 Prozent wären für eine Partei nötig, um einen neuen Rekord beim Stimmenanteil zu setzen.
Das Rekord-Ergebnis setzte die ÖVP vor fünf Jahren mit 34,55 Prozent. Dass sie selbst dieses toppen kann, gilt als äußerst unwahrscheinlich. Für die Türkisen bedeutet der Erdrutschsieg von 2019 für diese Wahl ein schweres Erbe, sind damit doch Verluste vorprogrammiert. Infolge der innenpolitischen Turbulenzen nach dem "Ibiza-Gate" der FPÖ gelang der Volkspartei ein Rekordergebnis sowohl was den Stimmenanteil als auch was die absolute Zahl der Stimmen bei EU-Wahlen betrifft: 1,3 Millionen Menschen machten nach dem Zerbrechen der türkis-blauen Koalition und dem bevorstehende Misstrauensantrag gegen den damaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ihr Kreuz bei den Türkisen. Die Wiederholung des Erfolgs gilt als unwahrscheinlich.
Die SPÖ müsste für eine neuen Rekord 10,66 Prozent zulegen. Nur wenig niedriger ist die Hürde, um den eigenen Partei-Rekord bei Europawahlen (2004: 33,33) zu brechen. Dafür wäre ein Zuwachs von 9,45 Prozent gegenüber der Wahl vor fünf Jahren nötig. Niedriger liegt die Latte bei den Grünen: Sie müssten für ein historisches Hoch nur 0,45 Prozent zulegen und 14,53 Prozent erreichen (EU-Wahl 2014: 14,52) und hätten damit auch das historisch beste Ergebnis bei bundesweiten Wahlen in der Tasche.
Den NEOS, die erst zum dritten Mal bei der Europawahl antreten, würden schon 8,45 Prozent der Stimmen für eine neue Bestmarke reichen (EU-Wahl 2019: 8,44). Bei der KPÖ wäre schon 0,81 Prozent ein Rekordergebnis, für den erstmaligen Einzug ins Europaparlament müsste die Partei aber die Vier-Prozent-Hürde überwinden. Um ein historisches Ergebnis bei bundesweiten Wahlen zu erzielen, liegt die Latte bei den Kommunisten noch höher, ihre Bestmarke von 5,42 Prozent stammt allerdings aus dem Jahr 1945.