30 Jahre Referendum

Hier haben 89 % gegen den EU-Beitritt gestimmt

Teilen

Hinter der hohen Zustimmung der Österreicherinnen und Österreicher zum EU-Beitritt 1994 verbergen sich deutliche regionale Unterschiede.  

Zwar gab es nur in 108 von damals über 2.300 Gemeinden eine Mehrheit gegen die EU. Von den zehn Gemeinden mit der höchsten Ablehnung lagen aber neun in Tirol. Auch insgesamt bildete Tirol mit nur 56,7 Prozent Ja-Stimmen das Schlusslicht in Sachen Beitrittsbegeisterung. Deutlich für den Beitritt stimmte dagegen der Osten und Süden.

Tiroler besonders EU-skeptisch

Die Gemeinde mit der höchsten Ablehnung des EU-Beitritts war 1994 Kaisers in Tirol. Von 59 Wahlberechtigten gaben 44 ihre Stimme ab und 39 stimmten mit Nein - also 88,6 Prozent. Dahinter folgen Aug-Radisch in der Steiermark mit 70,2 Prozent Ablehnung vor drei weiteren Tiroler Gemeinden: Fügenberg (67,3 Prozent), Wattenberg (65,6) und See (65,2 Prozent Nein-Stimmen). Die höchste Zustimmung gab es in Draßburg mit 86,5 Prozent Ja-Stimmen, gefolgt von Klingenbach (86) und Baumgarten (85,5 Prozent) - alle drei im Burgenland.

 

Für die aktuelle Auswertung hat die APA die Wahlergebnisse des Jahres 1994 so weit wie möglich auf die heutige Gemeindelandkarte umgerechnet. Einige Gemeinden sind seither von der Landkarte verschwunden: etwa die südsteirische Gemeinde Soboth mit 54,5 Prozent Nein-Stimmen oder Weyer Land in Oberösterreich (67 Prozent Ja-Stimmen). Auch Aug-Radisch - die Nummer zwei unter den Anti-Beitritts-Gemeinden von 1994 - ist mittlerweile gemeinsam mit acht Nachbargemeinden in der Gemeinde Gnas aufgegangen. Zusammengerechnet kommen sie auf 53,2 Prozent Ja-Stimmen.

Ost-West-Gefälle

Insgesamt zeigt sich bei der EU-Abstimmung 1994 ein deutliches Ost-West-Gefälle: Während das Burgenland (74,7 Prozent Ja), die Steiermark (68,9), Kärnten (68,2) und Niederösterreich (67,9 Prozent) überdurchschnittlich für den Beitritt votiert haben, lag die Zustimmung in Oberösterreich (65,5), Salzburg (65,1) und vor allem Tirol (56,7) deutlich unter dem Durchschnitt. Ausreißer waren Wien und Vorarlberg: In der Hauptstadt lag die Zustimmung mit 66,2 Prozent etwas unter, im westlichsten Bundesland mit 66,6 Prozent genau im Durchschnitt.

Wie sich die Einstellung zu Europa seither verschoben hat, zeigt die jüngste Eurobarometer-Befragung im Auftrag der EU-Kommission. Demnach liegt Tirol beim Vertrauen in die Europäische Union mittlerweile am zweiten Platz in Österreich hinter Wien. Hier gaben im Frühjahr 2024 65 Prozent der Befragten an, der EU tendenziell zu vertrauen, in Tirol waren es 59. Das Burgenland liegt mit 51 Prozent dagegen mittlerweile an vorletzter Stelle in Österreich. Unterboten wird dieser Wert nur noch von Salzburg (43 Prozent). Ein Negativwert auch im Europavergleich: In nur 13 von 195 erfassten Regionen schneidet die EU noch schlechter ab als Salzburg.

Interessant ist auch der Vergleich zu Skandinavien. Während die Zustimmung zum EU-Beitritt in Schweden und Finnland vor 30 Jahren deutlich geringer war als in Österreich (52,3 bzw. 56,9 Prozent), schneiden sie beim Vertrauen in die Union heute deutlich besser ab. In den schwedischen und finnischen Regionen gaben zuletzt zwischen 63 und 86 Prozent an, der EU zu vertrauen. Damit läge selbst der österreichische Spitzenreiter Wien in Skandinavien nur am unteren Ende der Vertrauensskala.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten