Nachdem klar ist, dass die konservative EVP erneut stärkste Fraktion wird, sollte es eigentlich fix sein: Spitzenkandidat Jean-Claude Juncker aus Luxemburg müsste neuer Kommissionspräsident werden. Morgen treffen sich die EU-Regierungschefs in Brüssel, um eine Linie zu finden. Die offizielle Nominierung soll es erst beim Gipfel am 26. Juni geben.
Morgen Gipfel mit Merkel
und Co. im Brüssel
Allerdings: Die EU-Regierungschefs mit Angela Merkel könnten versuchen, den Briten David Cameron ins Boot zu holen. Und der ist definitiv gegen Juncker. Zweites Risiko: SPD-Kandidat Martin Schulz hat noch nicht aufgegeben und sucht eine eigene Mehrheit.
Der Poker könnte dazu führen, dass Österreichs Wahlsieger Othmar Karas einen Top-Job ergattert. Dann nämlich, wenn SP-Mann Schulz mit einem Kommissions-Job ruhiggestellt wird und den EU-Parlamentspräsidenten abgibt. In diesem Fall gilt Karas als Variante, der bisher Parlamentsvize war, erfuhr ÖSTERREICH. Ex-EU-Kommissar Franz Fischler hält es für möglich, das Karas EVP-Sprecher werden könnte: „Da hätte er größeren Einfluss.“
G. Schröder
ÖSTERREICH sprach mit Ex-Kommissar Franz Fischler
ÖSTERREICH: Wer wird nächster Kommissionspräsident? Hat Juncker Chancen?
Franz Fischler: Er hat nicht nur Chancen, ich rechne ganz fix damit, dass er nächster Kommissionspräsident wird.
ÖSTERREICH: Der Brite David Cameron ist dagegen …
Fischler: Das kann schon sein, aber laut Vertrag von Lissabon können die EU-Regierungschefs auch gegen Camerons Willen Juncker nominieren.
ÖSTERREICH: In Brüssel heißt es, Karas könnte Parlamentspräsident werden.
Fischler: Ganz Österreich wäre erfreut. Karas könnte auch Sprecher der EVP-Fraktion werden. Da hätte er größeren Einfluss.
(gü)