EU-Wahl
ÖVP droht historisches Minus
09.06.2024Die größten Verluste gegenüber dem Ergebnis vor fünf Jahren werden bei der EU-Wahl am Sonntag bei der ÖVP erwartet.
Dass der Absturz ein Ausmaß wie jenen des bisherigen Rekordverlusts unter allen Parteien erreicht, ist unwahrscheinlich. Das Rekordminus von 17,09 Prozentpunkte fuhr die FPÖ 2004 fast zwei Jahre nach dem "Knittelfeld"-Putsch in der ersten schwarz-blauen Koalition ein. Sehr wohl möglich wäre aber ein historisches Minus für die ÖVP und der Verlust von Platz eins.
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Den bisher größten Verlust auf Bundesebene fuhr die Volkspartei bei der Nationalratswahl im Jahr 1990 ein. 9,23 Prozentpunkte stürzte die ÖVP damals ab - von 41,29 auf 32,06 Prozent. Einen historischen Absturz (9,24 oder mehr) würde die ÖVP bei dieser Wahl also erleben, wenn sie 25,31 Prozent der Stimmen oder weniger erreicht. Das wäre zugleich auch das bisher schlechteste Ergebnis bei einer EU-Wahl (bisher 2014: 26,98 Prozent). Das historisch schlechteste ÖVP-Ergebnis bei bundesweiten Wahlen würde es aber noch nicht bedeuten. Dazu müssten die Türkisen auf weniger als 23,99 Prozent kommen (Nationalratswahl 2013). In jedem Fall bitter wäre auch der Verlust des ersten Platzes für die Volkspartei, den sie seit 2009 im EU-Parlament hält. Sollten FPÖ und SPÖ vor der ÖVP liegen, würden die Türkisen erstmals bei einer EU-Wahl auf Platz drei verwiesen werden.
Auch SPÖ droht Negativ-Rekord
Bei der SPÖ würde bereits ein Verlust von nur 0,16 Prozentpunkten reichen, um das historisch schlechteste Ergebnis bei einer EU-Wahl einzufahren. Bisher liegt der Negativrekord bei 23,74 Prozent (2009). Das historisch schlechteste Ergebnis bei bundesweiten Wahlen mussten die Sozialdemokraten bei der Nationalratswahl 2019 einstecken (21,18 Prozent). Um diesen Negativrekord zu brechen, müsste die SPÖ 2,72 Prozentpunkte gegenüber der letzten EU-Wahl verlieren. Ihr bisher größte Minus erlebte die SPÖ bei der EU-Wahl im Jahr 2009, als sie nach einem halben Jahr Kanzlerschaft von Werner Faymann am Höhepunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise um 9,6 Prozent abstürzte.
Bei der FPÖ gilt ein historischer Absturz als so gut wie ausgeschlossen, auch weil die Latte dafür extrem hoch liegt. Das Rekordminus von 17,09 Prozentpunkten erlebten die Blauen bei der EU-Wahl 2004, als die Partei von 23,4 auf 6,31 Prozent abstürzte. Umfragen sagen den Freiheitlichen aber ohnehin deutliche Zuwächse voraus.
Verluste für die Grünen
Die Grünen müssen mit Verlusten rechnen, für ein historisches Tief müsste die Partei aber sehr tief fallen. Das bisher schwächste Grüne Ergebnis bei einer EU-Wahl waren 6,81 Prozent (1996), um das zu unterbieten, wäre ein Absturz von mindestens 7,28 Prozentpunkten nötig. Weniger - nämlich ein Minus von 2,97 - würde für den größten Absturz bei einer EU-Wahl reichen (2009: 2,96). Den historisch größten Absturz bei bundesweiten Wahl erlebten die Grünen bei der Nationalratswahl 2017, als sie in der dunkelsten Stunde der Parteiengeschichte 8,62 Prozentpunkte verloren und aus dem Parlament flogen.
Bei den Neos kann angesichts der relativ kurzen Parteigeschichte von historischen Abstürzen keine Rede sein. Zudem deuten die Umfrage für den dritten pinken Antritt bei einer EU-Wahl eher auf Zugewinne hin.