Hausdurchsuchungen in Wien

Eurofighter: 100 Millionen Schmiergeld?

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Eurofighter-Skandal lebt neu auf. Justiz ermittelt jetzt wegen Beamtenbestechung.

Triumph spiegelt sich auf Peter Pilz’ Gesicht, als er am Donnerstag verkündet: „Die Staatsanwaltschaft Wien hat in der Causa Eurofighter bei drei Beschuldigten Hausdurchsuchungen durchgeführt.“ Der Beamtenbestechung und der Geldwäsche verdächtigt sind die Waffenhändler Alfred Plattner, Walter Schön und der EADS-Manager Klaus Dieter Bergner, für die die Unschuldsvermutung gilt. Es geht um 84 Mio. €, der größte bislang entdeckte Zahlungsfluss in der Causa. Im eingestellten Fall Rumpold flossen „nur“ 6,5 Millionen. Insgesamt sollen es 100 Mio. sein.

Pilz: „Eurofighter-Vertrag muss aufgelöst werden“
Pilz Ziel: Den Eurofighter-Vertrag auflösen. Der Sprecher von SPÖ-Verteidigungsminister Norbert Darabos sagte gestern nur soviel: „Das Vorgehen der Justiz ist zu begrüßen. Man muss jetzt die Ermittlungsergebnisse abwarten.“ Im Zentrum der Affäre steht die Vector Aerospace LLP. Deren Aufgabe: Verteilung von Bestechungsgeldern an Politiker und Beamte – so zumindest der Verdacht.

Herr der Eurofighter-Briefkästen packte aus
Der erste Hinweis auf die Vector Aerospace LLP tauchte schon 2007 beim Eurofighter-Untersuchungsausschuss im Parlament auf: Eine Rechnung der für die Abwicklung der Gegengeschäfte zuständigen Firma European Business Development (EBD) an Vector über 120.000 Euro. „Da wurde der Ausschuss sofort abgedreht“, sagt Pilz heute im ÖSTERREICH-Interview. Zuvor wurde bekannt, dass Schön und Plattner hinter der EBD stehen.

Drei Jahre blieb es still um die Vector, doch jetzt kam es in Italien zur Verhaftung von Gründer Gianfranco Lande. Zwar nicht wegen der Eurofighter-Causa, sondern wegen Finanzbetrugs. Doch beim Verhör musste Lande sein dubioses Firmennetzwerk offen legen, darunter Vector: „Die Vector Aerospace ist eine Firma, die 2005 im Rahmen eines Kontakts mit der deutschen EADS gegründet wurde“, so Lande im Vernehmungsprotokoll, aus dem Pilz Passagen veröffentlichte. „Die Firma hat ca. 84 Millionen erhalten. Die Gesellschafter waren die genannten Deutschen.“ Es handelt sich um die EADS-Manager Bergner und Manfred Wolff. Schön und Plattner hätten das Geschäft vermittelt.

Pilz ist überzeugt: „Hier wurden nicht nur Beamte bestochen, sondern Regierungsmitglieder. Ohne das wäre das Geschäft nie zustande gekommen.“

Pilz: "Wir holen uns das Geld zurück"

ÖSTERREICH: Woher kommen die 84 Millionen Euro?
Peter Pilz: Laut Gianfranco Lande ist die Firma Vector eine Gründung der EADS-Manager Wolff und Bergner. Die römischen Behörden gehen nicht zuletzt deswegen davon aus, dass das Geld von der deutschen EADS kommt. Jetzt hängen die erstmals voll drin.

ÖSTERREICH: Wohin flossen die 84 Millionen?
Pilz: Lande baute ein weltweites System von Briefkastenfirmen rund um die Vector Aerospace LLD auf, über das das Geld verteilt wurde. Wohin ist noch nicht klar. Aber es handelt sich sicher um Schmiergelder und Provisionen.

ÖSTERREICH: Wer könnte bestochen worden sein?
Pilz: Sicher nicht nur Beamte, sondern Regierungsmitglieder. Ohne Korruption wäre das Geschäft nie zustande gekommen. Ich werde der Staatsanwaltschaft eine Liste von Leuten vorlegen, die sich auffällig für den Eurofighter einsetzten.

ÖSTERREICH: Wie erklärt Lande das Konstrukt Vector?
Pilz: Als Versicherung für EADS. Man habe das Risiko eines Zahlungsausfalls aus der Bilanz auslagern wollen. Dann aber hätte Vector in der Liste der Gegengeschäftsfirmen beim Wirtschaftsministerium aufscheinen müssen, was sie nicht tut. Darum ist mir die Vector auch beim U-Ausschuss sofort suspekt gewesen. Kaum war sie entdeckt – wurde der Ausschuss abgedreht.

ÖSTERREICH: Ihr Resümee?
Pilz: Mein Ziel: Vertragsauflösung wegen Korruption. Wir holen uns das Geld zurück und stecken die 4 Milliarden in die Unis.

Katharina Nagele

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